Anleihen: Zinsen fallen noch weiter

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6. Februar 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Den Besuchsmarathon der neuen griechischen Doppelspitze quittieren die Anleihemärkte mit einer gewissen Gelassenheit. Der Euro-Bund-Future eröffnet am Freitagmorgen bei 158,67 Prozent und hat sich damit auf Wochensicht kaum verändert. Die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen bleiben mit 0,35 Prozent auf einem niedrigen Niveau.

Viele Fragen bleiben in der Griechenlanddebatte unbeantwortet. „Man weiß gar nicht, wofür die neue Regierung eigentlich wirbt“, meint die HSH Nordbank. Lasse man die gesammelten Nachrichten zu den Besuchen an sich vorbei ziehen, gebe es drei Erkenntnisse. Alle europäischen Partner hätten erstens Gesprächsbereitschaft signalisiert und zweitens Verständnis für die Lage in Athen. Ein Schuldenschnitt werde aber einhellig abgelehnt. „Der Druck auf Griechenland, den Gesamtplan zu erarbeiten und vorzulegen, ist hoch.“ Es sei offen, wie lange die Kasse des Landes noch ausreichend gefüllt sei, um laufende Ausgaben bestreiten zu können.

In den jüngsten EZB-Entscheidungen zur Kreditwürdigkeit Griechenlands erkennt Arthur Brunner von der ICF Bank sowohl Licht als auch Schatten. Zwar würde die Notenbank ab dem 11. Februar griechische Staatsanleihen nicht mehr als Sicherheit für Zentralbankkredite akzeptieren. „Auf der anderen Seite gibt es eine Notfallhilfe in Höhe von 60 Milliarden Euro.“ Ein etwaiger Kapitalbedarf des Finanzsektors könne bei den nationalen Notenbanken über die so genannte „Emergency Liquidity Assistance“ (ELA) auf eigenes Risiko gedeckt werden. „Damit vermeidet die EZB vermutlich größere Turbolenzen.“

Griechische Staatsanleihen bleiben unter Druck

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Daniel

Nach Bekanntgabe der Maßnahme hätten griechische Staatsanleihen deutlich hinzugewonnen. Nachdem die Rendite zwischenzeitlich bei 19,5 Prozent gelegen habe, kämen dreijährige Bonds derzeit auf 16,64 Prozent. „Auf Wochensicht gehören griechische Staatsanleihen aller Laufzeiten dennoch zu den Verlierern“, meldet Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft. „Die Kurse von Griechenland-Bonds gaben auf breiter Front nach“, bestätigt Sabine Tillmann von der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Etwa notiere eine in 2019 zur Rückzahlung bestimmten Anleihe (WKN A1ZGWQ) mittlerweile unter 69 Prozent.“ Im Laufe der Woche lag der Kurs in der Spitze um 75 Prozent.“

Veränderte Spielregeln

13 Zentralbanken haben im Januar ihre Geldpolitik gelockert. Dieses allgemeine Absenken der Zinsen verändert nach Meinung vieler Analysten die Verhältnisse im Markt für Unternehmensanleihen. Erstmalig ist mit einer bis Oktober 2016 laufenden Nestlé-Anleihe in Euro die Rendite unter null gefallen. Ebenfalls nahe der Nulllinie befänden sich ein- oder zweijährige Euroanleihen von Emittenten wie Shell, Novartis, Air Liquide, BASF, Sanofi, Robert Bosch oder Allianz.

Auswirkungen noch ungewiss

Die Vergabe eines F1-Kredites mit einem negativen Zinssatz von minus 0,03 Prozent durch die dänische Nordea Bank ist für Daniel ein Zeichen des Preisverfalls für die Ware Geld. „Damit zahlt ein Kreditnehmer weniger zurück, als er aufgenommen hat“, bemerkt der Händler. Zuvor habe die dänische Notenbank den Strafzins für Einlagen auf 0,5 Prozent erhöht, um der Aufwertung der Krone entgegenzuwirken. „Die Frage ist, ob diese Praxis Schule macht, und welche Auswirkungen das auf die Immobilienpreise haben wird.“ F1-Hypotheken würden in Dänemark über ein Jahr laufen und jeweils zum aktuellen Zins um eine weitere Periode verlängert.

Ferratum-Börsengang beflügelt Anleihe

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Brunner

Für Optimismus hat nach Meinung von Brunner der Börsengang von Ferratum gesorgt. Eine im Oktober 2018 fällige Anleihe (WKN A1X3VZ) des finnischen Anbieters für mobile Konsumentenkredite sei rege nachgefragt worden. „Durch die Einnahme von rund 107,5 Millionen Euro sehen Anleger die Rückzahlungsfähigkeit gesichert.“ Ferratum bietet schnelle und leicht zugängliche Kredite für Privatpersonen, die über das Internet oder mobile Endgeräte beantragt werden, wobei die Kreditbewilligung in der Regel innerhalb von Minuten erfolge. „Den Kupon von 8,0 Prozent empfingen Investoren vermutlich als Schnäppchen.“

Deutsche Rohstoff AG gefragt

Vertrauen schenken Anleger offenbar auch der Deutschen Rohstoff AG, wie Brunner berichtet. Anleger interessierten sich verstärkt für eine ebenfalls mit jährlich 8,0 Prozent verzinste Anleihe des Unternehmens (WKN A1R07G) mit Fälligkeit im Juli 2018. „Bis 5. Februar lief das Rückkaufangebot in Höhe von 20 Millionen Euro, wobei Anlegern ein Preis von 105 Prozent pro Anleihe angeboten wurde.“

Derzeit notiert der Bond bei rund 106 Prozent.

Heidelberger Druck

Nach Veröffentlichung der Verluste für die vergangenen drei Quartale haben sich Investoren laut Daniel tendenziell von einer Heidelberger Druck-Anleihe (WKN A1KQ1E) getrennt. „Der Wert befindet sich seitdem im Rückwärtsgang.“ Der Abbau von rund 1000 Stellen drückten die Zahlen des kriselnden Maschinenbauers.

Deutsche Bank verabschiedet sich von weiterer Hybridanleihe

 

Die Deutsche Bank hat laut Tillmann in dieser Woche eine weitere Hybridanleihe (WKN A1ALVC) gekündigt. Bereits im Dezember und Januar wurden zwei Bonds dieser Kategorie vom Markt genommen.“ Ganz unerwartet sei die Entscheidung für Anleger nicht gekommen. „Der Wert bewegte sich bereits Richtung Rückzahlungskurs von 100 Prozent.“

Strabag erfolgreich am Markt

Mit einer Stückelung von 500 Euro wendet sich die Strabag nach Meinung von Tillmann mit einer neuem neuen Bond gezielt an Kleinanleger. Die bis 2022 laufende Anleihe (WKN A1ZVMF) des österreichischen Baukonzerns mit einer jährlichen Verzinsung von 1,625 Prozent und einem Volumen von 200 Millionen Euro sei von Privatanlegern und institutionellen Investoren gut angenommen worden.

ZWL Zahnradwerk begibt neue Anleihe

Einen Kupon in Höhe von 7,5 Prozent bietet die Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig ihren Anlegern mit einer sechsjährigen Anleihe (WKN 31ASAD), die ab 9. Februar über die Börse Frankfurt gezeichnet werden kann. Der Produzent von Motoren- und Getriebeteilen plant die Aufnahme von bis zu 25 Millionen Euro in einer Stückelung von 1.000 Euro.

Von Iris Merker, Deutsche Börse AG

© 6. Februar 2015