Auslandsaktien: Anleger kehren zurück

23. Juni 2011. FRANKFURT. Trendwende oder nicht, die erfolgreiche Verabschiedung des Rettungspakets für Griechenland scheint für viele Börsianer nur noch eine Frage der Zeit. Anleger wagten sich vermehrt aus ihrer Deckung und kehrten an die Börsen zurück. „Auch wenn die heutigen Vorgaben dagegen sprechen, haben sich die Aktienmärkte in den vergangenen Tagen wieder recht gut positioniert“, bemerkt Walter Vorhauser. Ob die Korrekturphase damit abgeschlossen sei und die Vorzeichen wieder drehten, sei aber noch offen.

Zumindest für die USA bestünden weiterhin Zweifel. Schaue man sich entsprechende Gradmesser an, dann sei die Kehrtwende noch nicht vollzogen. „Betrachtet man die Breite aller gelisteten Aktien, so kann von einer Trendwende im Markt nur dann die Rede sein, wenn die Anzahl der steigenden Aktienkurse im Barometer die der fallenden nachhaltig übersteigt“, erklärt der Händler der Close Brothers Seydler Bank. Das sei gegenwärtig nicht der Fall. Die kommenden Wochen würden eine Entscheidung bringen. „Es bleibt spannend“, fasst Vorhauser die Situation zusammen.

Rekordauftrag festigt EADS

Die Luftfahrtmesse in Le Bourget hat es an den Tag gebracht. Rund 200 Maschinen vom Typ A320neo im Wert von 17 Milliarden US-Dollar will Airasia sich zulegen mit der Option auf 100 weitere. Damit erteile Asiens größte Billigfluglinie der EADS (WKN 938914) für dieses Airbus-Modell den bisher umfangreichsten Auftrags in der Geschichte des europäischen Gemeinschaftsunternehmens. „Es läuft wie am Schnürchen für die Europäer“, bemerkt Jan Vrsbsky. Denn zur gleichen Zeit sei das Gerücht aufgekommen, American Airline verhandele mit EADS über den Kauf von mindestens 100 Flugzeugen desselben Typs. „Bisher hat die amerikanische Fluglinie seine Maschinen ausschließlich bei Boing gekauft“, weiß Vrsbsky. Außerdem erwarte die Branche noch am Donnerstag die Unterzeichnung des Vertrags über die Lieferung von weiteren A380 Jumbos an Qatar Airways. Dem Aktienkurs merke man die Positivnachrichten nicht so recht an. „Die EADS-Aktie hat sich aber gegen den Negativtrend behaupten können“, erklärt der Händler der Baader Bank.

Ilaris: Von Risiken und Nebenwirkungen

Die Aussicht auf Umsätze in Milliardenhöhe durch den breiteren Einsatz von Ilaris liegen zunächst auf Eis. Die US-Zulassung für das hoffnungsvolle Gichtmedikament von Novartis (WKN 940278) sei vorerst versagt worden. Der endgültige Bescheid werde zum Jahresende erwartet. Die Börsianer werteten dies als Rückschlag und verhelfen der Aktie des Schweizer Pharmakonzerns zu einem Abschlag von insgesamt 7 Prozent seit Anfang Juni, berichtet Walter Vorhauser. „Das Mittel soll eigentlich Milliarden in die Kassen von Novartis spülen und wird bereits seit zwei Jahren zur Bekämpfung der Autoimmunkrankheit CAPS eingesetzt“, erklärt der Händler. Zunächst gestoppt worden sei die zusätzliche Indikation bei Gicht und bei einer Arthritisform namens SJIA aufgrund unerwünschter Nebenwirkungen. Getestet werde das Medikament zudem für die Behandlung von Herzkreislauferkrankungen und von Diabetis. Das Unternehmen plane nun weitere Studien für den Einsatz von Ilaris gegen Gicht. Wie andere Pharmaunternehmen stehe auch Novartis unter Druck, umsatzstarke Medikamente zu ersetzen, die ihren Patentschutz verlieren.

Aussichten von Adobe überzeugen nicht

Wenig beeindruckt zeigten Investoren sich von dem deutlichen Gewinnsprung bei Adobe Systems (WKN 871981). Der Ertrag des US-Softwarehauses sei im zweiten Quartal zwar um 54 Prozent auf 0,55 US-Dollar pro Aktie über Erwarten geklettert. Auch der Umsatz habe gegenüber dem Vorjahr um 8,5 Prozent auf 1,02 Milliarden US-Dollar zugelegt. Dennoch notierte die Aktie zeitweilig 4 Prozent leichter. Entscheidend sei der Ausblick für das dritte Quartal. „Die Nachfrage in Europa und im Nahen Osten soll rückläufig sein“, erklärt Jan Vrbsky den Einbruch des Wertpapiers. „Wenn etwas nicht stimmt, wird in einem nervösen Marktumfeld wie wir es gegenwärtig haben, direkt reagiert.“. Nur bei makellosen Nachrichten blieben Anleger gelassen.

Philips enttäuscht

Eine Hiobsbotschaft von Philips Electronics (WKN 940936) schickt den Aktienkurs den Unternehmens in den Keller. Für das zweite Quartal 2011 erwarte der niederländische Elektronikkonzern deutlich weniger Gewinn als zuvor erwartet. Die Philips-Aktie habe daraufhin zeitweise fast 12 Prozent verloren. Besonders betroffen seien die zwei Kerngeschäftsfelder Licht und Konsumgüter. Der Umsatzzuwachs in der Lichtsparte soll nun im niedrigen einstelligen Bereich liegen. „Ein schwaches Marktumfeld vor allem in Europa und höhere Kosten für Neuentwicklungen und Marketing sind die Hauptgründe für den Einbruch“, weiß Vrbsky. Das Quartalsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA) werde mit rund 85 Millionen Euro deutlich unter den früheren Erwartungen liegen.

In der Sparte Konsumgüter erwarte Philips mit einem Einbruch von rund 70 Prozent noch höhere Einbußen. Besonders belasten würde zudem die im April dieses Jahres vollzogene Ausgliederung der problembehafteten Fernsehsparte. Der Bereich werde voraussichtlich ein EBITA von rund 50 Millionen Euro erreichen. Ein umfangreiches Kostensenkungsprogramm soll es wieder richten.

© 23. Juni 2011 / Iris Merker