Auslandsaktien: Auf der Suche nach Öl in der Arktis

1. September 2011. FRANKFURT. Der Euphorie an den Börsen vom Mittwoch folgt die Ernüchterung auf dem Fuß. Trotz positiver Vorgaben aus Asien und den USA sind die europäischen Märkte am Donnerstag einheitlich im Minus. Jan Vrbsky von der Baader Bank vermutet dahinter Gewinnmitnahmen, nachdem etwa der Einkaufsmanagerindex für Deutschland um 1,4 auf 49 Punkte gefallen ist. Insgesamt hätten die europäischen Märkte die Verluste an den Börsen von Mitte August kaum wettmachen können. Im Vergleich zu den Einbußen beispielsweise von 20 Prozent im DAX für den Gesamtmonat steht der Dow Jones Index im August mit lediglich 4,5 Prozent im Minus.

Widerstand gegen QE3 bröckelt


Vorhauser

Die Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls vom jüngsten Offenmarktausschuss der US-Notenbank sei für das Stimmungshoch an den Börsen vom Mittwoch mitverantwortlich. „Die Widerstände gegen weitere geldpolitische Maßnahmen zur Unterstützung der schwächelnden US-Wirtschaft scheinen zu schwinden“, berichtet Walter Vorhauser, der für die Close Brothers Seydler Bank auf dem Frankfurter Parkett ausländische Aktien handelt. Zum einen finde mit QE3 die dritte Auflage vom Programm des ultralockeren Geldes nun mehr Unterstützer. Diskutiert würden zudem weitere Vorschläge zur Ankurbelung der Wirtschaft. Bis Mitte 2013 soll beispielsweise der niedrige US-Zinssatz von heute gehalten werden. „Damit möchte man die Investitionsbereitschaft bei Unternehmenslenkern erhöhen“, bemerkt der Spezialist.

Das Sitzungsprotokoll enthalte gar einen Vorschlag, den Zinssatz bei nahe Null so lange dort zu belassen, wie die Arbeitslosenquote sich über einem noch zu bestimmenden Niveau bewege. „Im Gespräch war beispielsweise eine Quote oberhalb von 7,5 Prozent“, berichtet Vorhauser. Im Juli seien 9,1 Prozent der Erwerbsfähigen US-Amerikaner arbeitslos gewesen. Geeinigt habe man sich über die zusätzlichen Maßnahmen noch nicht, es besteht dem Händler zufolge noch ausreichend Diskussionsbedarf. Dennoch hätten die Aussichten für einen Push an den US-Börsen gesorgt.

Justiz blockiert Übernahme von Telekom-Tochter durch AT&T


Vrbsky

Aus wackligen Füßen steht der im März dieses Jahres angekündigte Verkauf der Deutsche Telekom-Tochter T-Mobile USA an die AT&T (WKN A0HL9Z). Der 39 Milliarden US-Dollar schwere Deal werde vermutlich an der jüngst eingereichten Klage des US-Justizministeriums scheitern. „Kartellrechtliche Bedenken nennt die Behörde als Grund für den Schritt“, beobachtet Jan Vrbsky. Derzeit gebe es vier bundesweite Mobilfunkanbieter mit zusammen 90 Prozent Marktanteil, die sich nach der geplanten Fusion auf drei reduzieren würden. Mit den Kunden von T-Mobile USA würde AT&T mit rund 130 Millionen Mobilfunkkunden nach Verizon Communications (WKN 868402) zum größten US-Mobilfunkanbieter wachsen“, berichtet Vrbsky. Die Aktie von AT&T hat in Folge der Ankündigung um 4 Prozent nachgegeben, die Deutsche Telekom verlor rund 5 Prozent an Wert.

Rosneft und Exxon gemeinsam auf Ölsuche in der Arktis

Ein milliardenschweres Abkommen zur gemeinsamen Erschließung von Ölvorkommen in der russischen Arktis haben Rosneft (WKN A0J3N5) und Exxon Mobile (WKN 852549) verkündet. Dem US-amerikanischen Ölkonzern Exxon werde damit das Tor zu Öl- und Gasvorkommen in einer der wenigen unerschlossenen Regionen der Welt geöffnet. Im Gegenzug erhalte der russische Konzern die Möglichkeit der Beteiligung an Projekten im Golf von Mexiko und Texas und damit Zugang zu den neusten Technologien für Tiefseebohrungen.

An dem zu neuen Gemeinschaftsunternehmen werde Rosneft 66,7 Prozent halten. „Im Mai waren Verhandlungen zwischen dem britischen Ölkonzern BP und den Russen gescheitert“, berichtet Vorhauser. Die strategische Partnerschaft sei 3.2 Milliarden US-Dollar schwer und bewege auch politisch in der Beziehung zwischen Russland und der USA etwas. „Das wird die Zusammenarbeit der beiden Staaten verbessern“, bemerkt Vorhauser. Bereits am Montag, einen Tag vor Ankündigung der Partnerschaft, hat der Kurs von Rosneft von 4,7 auf 5,4 Euro um 15 Prozent zugelegt.

Haier peilt TV-Markt an

Mit einem Gewinnanstieg von 79 Prozent auf 63,65 Millionen Euro und einem Umsatzplus von 68 Prozent auf 2,263 Milliarden Euro hat Haier Electronics (WKN A0MJ98) am Mittwoch dieser Woche Rekordergebnisse präsentiert. Chinas größter Hersteller von Kühlschränken plane nun einen Vorstoß in den Bereich integrierte Internet- und TV-Dienste, weiß Vorhauser. Das erste 3D-Fernsehgerät des Chinesen sei auf der diesjährigen Internationalen Funkausstellung in Berlin vorgestellt worden. „Um die strategischen Wachstumspläne finanziell stemmen zu können, hat Haier sich mit dem Investor Carlyle Asia zusammengetan.“ Der Spezialist für Privat Equitiy halte demnach nun rund 5,65 Prozent der Anteile von Haier Electronics. Die Aktie hat auf die jüngsten Ereignisse kaum reagiert. „Auch der für die Börsen turbulente August hat dem Kurs der Haier-Aktie nichts antun können“, berichtet Vorhauser. Seit Monaten bewege sie sich zwischen 0,75 und 0,90 Euro.

© 1. September 2011 / Iris Merker