Auslandsaktien: Der Wind dreht sich

19. Januar 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Dass der Aktienmarkt wieder gut läuft, bekommen auch die Händler von Auslandsaktien an der Börse Frankfurt zu spüren: „Das Vertrauen kehrt wieder zurück, die Umsätze steigen“, erklärt Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler Bank. „Gestern ist der S&P 500 erstmals seit Juli vergangenen Jahres wieder über die psychologisch wichtige Marke von 1.300 Punkten geklettert.“

US-Markt überzeugt

Vorhauser zufolge locken der starke US-Dollar und attraktive Aktienbewertungen Anleger in US-Werte. „Im November flossen per Saldo 44,4 Milliarden US-Dollar von ausländischen Investoren in die USA.“ Die Herabstufung Frankreichs und acht weiterer europäischer Länder durch die Rating-Agentur Standard & Poor`s Ende vergangener Woche habe zwar für einen kurzen Dämpfer gesorgt. „Letztendlich überwogen aber die positiven Nachrichten wie das Wachstum in China, das 2011 doch stärker war als erwartet, oder verbesserte Zahlen von der US-Baukonjunktur.“

„Die ganz schlechte Stimmung ist vorbei“, meint auch Roland Stadler von der Baader Bank. Er meldet ebenfalls ein steigendes Handelsaufkommen. Seiner Ansicht nach waren viele negative Nachrichten schon in den Kursen enthalten, deshalb sei der Rundumschlag von S&P gegen die Eurozone auch ohne große Auswirkungen geblieben. „Jetzt werden die besseren Erwartungen für die Zukunft gehandelt.“

Kursrückgang bei Citigroup


Vorhauser

Die Quartalszahlen der Citigroup enttäuschten allerdings, wie Vorhauser meldet. „Das Investment Banking schwächelt, der Gewinn im Schlussquartal ging um 11 Prozent zurück.“ Auch die weiteren Aussichten machten nicht gerade Mut: „Es wird erwartet, dass die Bank weitere 4.500 Stellen abbauen muss.“ Nun wolle sich die Citigroup wieder auf das klassische Bankgeschäft besinnen, Wells Fargo habe davon profitiert. Die Citigroup-Aktie (WKN A1H92V) brach nach Veröffentlichung der Zahlen am Dienstag um über 8 Prozent ein, wie Vorhauser berichtet. Aktuell wird sie zu unter 23 Euro gehandelt nach 24,70 Euro Anfang der Woche. „Ende 2011 ging der Dividendentitel aber noch zu 20,68 Euro über den Tisch.“

Die Aktie von Goldman Sachs (WKN 920332) machte nach Bekanntgabe der Quartalszahlen hingegen einen „Satz nach oben“, wie Vorhauser ergänzt. Der Jahresgewinn schrumpfte aufgrund des schwierigen Umfelds für das Kapitalmarktgeschäft zwar, Analysten hätten allerdings mit noch deutlicheren Einbußen gerechnet. „Bei der Aktie gab es auch Nachholbedarf, immerhin macht Goldman Sachs noch Gewinn und hat auch während der Krise stets schwarze Zahlen geschrieben.“

Zehnjahreshoch bei ASML

Freuen konnten sich auch ASML-Aktionäre (WKN A0M190): Der niederländische Konzern, weltweit der größte Hersteller von Lithographiesystemen für die Halbleiterindustrie, hat im vierten Quartal angesichts einer schwächeren Nachfrage zwar ebenfalls einen Gewinnrückgang verbucht. „Die Chipbranche ist aber wieder im Aufwind“, erklärt Vorhauser. Für das erste Halbjahr 2012 habe ASML einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro, eine Dividendenerhöhung um 50 Prozent und ein Aktienrückkaufprogramm über 1,1 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. „ASML kletterte um 3 Prozent nach oben auf 34 Euro, das war ein neues Zehnjahreshoch.“ Aktuell wird der Dividendentitel zu 32,80 Euro gehandelt.

Ebay: Florierendes Weihnachtsgeschäft


Stadler

Nachbörslich freundlich reagierte Stadler zufolge die Ebay-Aktie (WKN 916529) auf die jüngsten Quartalszahlen. „Der Online-Handel ist weiter auf dem Vormarsch.“ Im Schlussquartal sei der Umsatz von Ebay dank eines boomenden Weihnachtsgeschäfts um 35 Prozent nach oben geklettert, für das Gesamtjahr könne das Unternehmen mit einem Plus von 27 Prozent aufwarten. „Der Gewinn 2011 hat sich quasi verdoppelt auf 3,2 Milliarden US-Dollar. Allerdings hat der Verkauf des Internettelefonanbieters Skype dazu ordentlich beigetragen.“ Doch auch das Onlinegeschäft laufe glänzend, das Bezahlsystem Paypal habe sich etabliert, auch die Übernahme des Softwaredienstleisters GSI habe sich offenbar gelohnt. Die Aktie legte am gestrigen Mittwoch nachbörslich um 1 Prozent zu, heute notiert sie bei 24,30 Euro.

Aktionäre von Evraz frohlocken

Punkten konnte auch der russische Stahlkonzern Evraz mit seinen Produktionszahlen für 2011, wie Stadler beobachtet. „Der Konzern hat seinen Output um 3 Prozent gesteigert.“ Dass der Ausblick für dieses Jahr eher vorsichtig ausfiel, stört die Aktionäre offenbar nicht. Bereits in den vergangenen Wochen hatte Evraz (WKN A1JMT9) ordentlich an Wert zulegen können. „Anfang des Monats wurde die Aktie in London noch zu 373 Pence gehandelt, jetzt sind es 420 Pence.“ An der Börse Frankfurt notiert Evraz aktuell bei 5,14 nach 4,73 Euro Anfang des Jahres. „Damit hat sich der Dividendentitel auch besser entwickelt als der russische Aktienindex RTS.“

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© 19. Januar 2012 / Anna-Maria Borse