Auslandsaktien: Die Wolkendecke reißt auf

15. September 2011. FRANKFURT. Nach dem Ausverkauf der vergangenen Woche melden sich die Börsen in den USA, Asien und Europa mit einer Gegenbewegung zurück. „Abgesehen von den Bankaktien, die aufgrund der ungelösten Staatsschuldenprobleme in Griechenland teils weiterhin unter Druck sind, sorgt der Rebound bei vielen Werten für Aufwind“, beobachtet Jan Vrbsky, der für die Baader Bank internationale Aktien an der Börse Frankfurt betreut.

USA-Indikatoren im Blick

Schliddern die USA erneut in eine Rezession oder nicht, steht nach wie vor im Raum. „Einige regionale Vorlaufindikatoren deuten auf ein Ja, der viel beachtete nationale ISM-Einkaufsmanagerindex gibt aber erst einmal Entwarnung“, meldet Michael Arras. Sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor zeichne sich kein unmittelbarer Einbruch der Wirtschaftstätigkeit an. Auch bei der Industrieproduktion erwarte der Händler der Close Brothers Seydler Bank ein leichtes Plus für den Monat August im Vergleich zum Vormonat. Die Konsumlaune der amerikanischen Verbraucher zeige sich allerdings angeschlagen und werde vermutlich nicht für einen Wachstumsimpuls reichen.

Hohe Aufmerksamkeit seien den heute zur Veröffentlichung anstehenden Produktionszahlen des abgelaufenen Monats sicher. Auf der Agenda stünden zudem die Zahl der Erstanträge für Arbeitslosenhilfe in den USA und die Ergebnisse des Philadelphia Fed Index. Bei letzterem befrage die Federal Reserve Bank von Philadelphia die Hersteller über das allgemeine Geschäftsklima. „Höhere Ergebnisse lassen auf eine höhere Produktion schließen, Werte unter Null deuten auf einen Abschwung“, erklärt Arras.

UBS mit großem Verlust


Vrbsky

Am heutigen Donnerstag
muss die Aktie der Schweizer UBS Bank (WKN UB0BL6) hohe Kursverluste
von über 6 Prozent verkraften. „Ein einzelner Investment Banker hat mit
nicht autorisierten Handelsgeschäften über zwei Milliarden US-Dollar
verzockt“, berichtet Vrbsky. Das könne das Ergebnis der UBS im dritten
Quartal ins Minus ziehen.

Warren Buffet an Deutscher Bank interessiert?

Deutsche Finanzwerte haben es dem amerikanischen Großinvestor Warren Buffet derzeit offenbar angetan. Gerüchten zufolge interessiere sich seine Investment Firma Berkshire Hathaway (WKN A0YJQ2) für einen Einstieg bei der Deutschen Bank. Zudem erwäge der legendäre Investor die Aufstockung seiner Anteile an der Münchner Rück. „An dem Rückversicherer aus Bayern ist Buffet bereits mit über zehn Prozent beteiligt“, weiß Arras. Dem Kurs der Deutschen Bank hat die Nachricht auf die Sprünge geholfen.

Auch bei der Bank of America (WKN 858388) sei Berkshire Hathaway bereits eingestiegen und habe dadurch für eine Aufwärtsbewegung der Aktie gesorgt. Die B-Aktie von Berkshire Hathaway hat sich stabil um die 70 US-Dollar-Marke gehalten. Wenn es mit der Weltwirtschaft wieder bergauf geht, werden sich auch die Aktienmärkte wieder erholen“, sagt Arras voraus. Dann gehe es auch mit den Finanzwerten wieder voraus, die insbesondere durch die Schuldenkrise abgewertet worden seien. Vor dem Hintergrund sieht Arras durchaus Potenzial für die Birkshire-Aktie Richtung 78 US-Dollar.

Sonova profitiert von Neuzulassung der Innenohr-Plantante

Innenohr-Hörgeräte der Advanced Bionics, einer Tochtergesellschaft von Sonova (WKN 893484), seien weltweit wieder für den Vertrieb zugelassen. Ein technischer Defekt hätte im November 2010 zu einem freiwilligen Rückruf des viel versprechenden Cochlea-Implantats geführt. Zudem sei eine Wertberichtigungen in Höhe von 192 Millionen Franken Schweizer von den Schweizern vorgenommen worden. Nun habe die US-Gesundheitsbehörde die Zulassung erneuert. Die Aktie des Schweizer Hörgeräteherstellers ist von 65 auf 77 Schweizer Franken nach oben geschnellt. „Zu dem Implantat gibt es derzeit keine tragfähige Konkurrenz“, erklärt Vrbsky. Erst im November 2009 sei Sonova mit dem Kauf von Advanced Bionics in den Bereich der Innenohr-Implantate eingestiegen.

Hennes & Mauritz kann punkten

Positiv überrascht hat Hennes & Mauritz (WKN 872318) und damit den Kurs der Aktie um 7 Prozent von 20 Euro auf 21,32 ins Plus geschickt. Im dritten Quartal 2011 habe der schwedische Textilkonzern zwar weniger umgesetzt als im Vorjahreszeitraum. „Die Zahlen waren dennoch besser als erwartet“, weiß Jan Vrbsky. Im Monat August hätten die Schweden ihren Umsatz mit etablierten Geschäften im Vergleich zum Vorjahr halten können. Analysten hatten einer Reuters-Umfrage zufolge mit einem Umsatzrückgang von 7,1 Prozent gerechnet. „Der Konzern hatte zunächst Schwierigkeiten, die höheren Rohstoffkosten auf die Preise aufzuschlagen“, erklärt der Händler. Auch die steigenden Lohnkosten etwa in China und Vietnam hätten die Margen gedrückt. Nehme man die neu eröffneten Filialen hinzu, sei der Umsatz im August um 8 Prozent gestiegen. Erwartet worden war ein Plus von 2,3 Prozent.

Crédit Agricole mit Erholungspotenzial

Einer Achterbahnfahrt hätten die Kursbewegungen der Bankentitel geglichen, nachdem die Rating-Agentur Moody’s die Crédit Agricole (WKN 982285) eine Note von Aa1 auf Aa2 herab gestuft habe. Die Aktie des drittgrößten französischen Bankhauses ist zunächst auf 4,59 Euro eingebrochen, steht am heutigen Donnerstag aber wieder bei 5,32 Euro. „Technisch betrachtet hat die Aktie Potenzial bis 6,80 Euro, danach kann es bis auf 8,00 Euro weitergehen“, analysiert Arras. Im Jahr 2006 ist ein Anteil des Unternehmens noch mit 32,80 Euro bewertet worden. Zu schaffen mache der Bank das starke Engagement in den Problemländern Griechenland und Italien. Crédit Agricole sei beispielsweise durch Tochtergesellschaft Emporiki Bank mit Griechenland eng verflochten.

© 15. September 2011 / Iris Merker