Wochenausblick: Alles blickt gen Athen

27. Juni 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Euro-Finanzminister, Griechenland und der IWF haben bis Anfang Juli Zeit, um einen Zahlungsausfall abzuwenden. „Aus dieser Umklammerung können sich die Investoren nur schwerlich befreien“, kommentiert Claudia Windt von der Helaba. Der Euro habe sich zwar zuletzt gegenüber dem US-Dollar erholt, „gleichwohl signalisieren sowohl der Schweizer Franken als auch der Ölpreis, dass die europäische Schuldenkrise ebenso wie die US-Konjunkturrisiken präsent sind.“ Die Schweizer Währung schwingt sich derzeit zu immer neuen Höhen gegenüber dem Euro auf, der Ölpreis gab zuletzt deutlich nach.

Spätestens am 30. Juni, also am Donnerstag, muss das Parlament in Athen das Sparprogramm absegnen. Dass die amerikanische Notenbank in der vergangenen Woche ihre Wachstumsprognose für die US-Wirtschaft in diesem Jahr zurückgenommen hat, stimmte die Anleger auch nicht gerade optimistischer. Bislang war die Fed von einem Plus von 3,2 Prozent ausgegangen, jetzt erwartet sie nur noch 2,8 Prozent. Nach einem Minus von 0,6 Prozent in der Vorwoche liegt das deutsche Aktienbarometer heute Morgen bei 7.117 Punkten nahezu unverändert.

Seitwärtsbewegung über den Sommer


Halver

„Die Euro-Krise klebt weiter wie Kaugummi am Schuh der internationalen Finanzmärkte“, meint Robert Halver von der Baader Bank. Die konjunkturellen Aussichten hierzulande sind seiner Ansicht nach aber nicht schlecht: „In Deutschland geben die ifo-Geschäftserwartungen zwar nach, halten sich aber dennoch äußerst stabil.“ Die nachhaltige Robustheit der deutschen Wirtschaft bleibe erhalten. Allerdings werde sich der DAX angesichts der weltweiten Konjunkturdelle und der vorhandenen Risiken mit neuen Kurshochs über der Marke von 7.600 Punkten schwertun. Für den Sommer prognostiziert Halver daher eine volatile Seitwärtsbewegung zwischen 7.000 und 7.600 Punkten, per Jahresende aber weiter 8.000 Zähler.

Ruhe vor dem Sturm


Deppermann

Aus technischer Sicht mahnt Klaus Deppermann von der BHF-Bank zur Vorsicht: „Die Seitwärtsbewegung des DAX ist unseres Erachtens nur die Ruhe vor dem Sturm, der unmittelbar vor dem Ausbruch stehen könnte.“ Nach oben werde der Ausbruch aber wohl nicht gehen, das sei aufgrund der gegenwärtigen Konstellation eher unwahrscheinlich. Der technische Analyst verweist unter anderem auf die Stimmungsindikatoren sowie die extreme Schwäche der Finanz- und Rohstoffwerte. „Wir würden spätestens unter 7.000 Punkten zu Absicherungen schreiten.“ Ein Schlusskurs über 7.400 Zählern sei hingegen als positives Signal zu werten.

Gerry Weber im MDAX, Zooplus im SDAX

Die Deutsche Börse hat heute Morgen im Übrigen außerplanmäßige Anpassungen für den MDAX und
SDAX bekannt gegeben: Im MDAX ersetzt der Modekonzern Gerry Weber International Tognum. Der Grund: Durch die Übernahme von Tognum durch Engine Holding ist der Streubesitz der Aktie unter die für die Indexmitgliedschaft notwendige Schwelle von zehn Prozent gefallen. Im SDAX wird Gerry Weber durch den Internetversandhändler für Haustierbedarf Zooplus ersetzt. Die Änderungen werden zum 29. Juni, also am Mittwoch, wirksam.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Montag, 27. Juni

14.30 Uhr. USA: Persönliche Einkommen/Ausgaben Mai. Umfragen zufolge erwarten Analysten im Schnitt ein Plus von 0,4 Prozent bei den Einkommen und 0,1 Prozent bei den Ausgaben.

Dienstag, 28. Juni

Deutschland: Verbraucherpreise Juni. Da der Ölpreis zuletzt spürbar zurückgegangen ist, dürfte die Teuerung im Juni mit 0,1 Prozent im Monatsvergleich durchaus moderat ausfallen und die Inflation im Jahresvergleich bei 2,3 Prozent verharren, glaubt HSBC Trinkaus & Burkhardt.

16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Conference Board Juni. Die Helaba rechnet mit einer leichten Verschlechterung von 60,8 Punkten im Mai auf 60 im Juni. Das Verbrauchervertrauen Conference Board ist ein wichtiger US-Frühindikator. Für den monatlichen Bericht wird das Vertrauen gemessen, das einzelne Haushalte in die Leistung der Wirtschaft haben.

Mittwoch, 29. Juni

11.00 Uhr. EU: Economic Sentiment Euroländer Juni. Das Wirtschaftsklima in den Euroländern dürfte sich im Juni kaum verändert haben und weiterhin auf einen soliden Aufschwung hindeuten, meint die DekaBank. Deutschland und Frankreich blieben ein verlässlicher Kern für den Aufschwung, in den Peripherieländern mehrten sich hingegen die Anzeichnen für eine Stimmungseintrübung.

Donnerstag, 30. Juni

8.00 Uhr. Deutschland: Einzelhandelsumsatz Mai. Die Helaba prognostiziert einen Zuwachs von 0,4 Prozent im Monatsvergleich nach 0,3 im April.

9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenquote Juni. Im Juni sollte sich die Zahl der Arbeitslosen saisonbereinigt deutlich um 30.000 reduziert haben, meint HSBC Trinkaus & Burkhardt, die Arbeitslosenquote werde unverändert bei 7 % bleiben.

11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise Juni: Das Inflationstempo bleibt laut DekaBank gedämpft, die Analysten rechnen mit einer Inflationsrate von 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Monatsvergleich seien die Preise wahrscheinlich kaum gestiegen.

15.45 Uhr. USA: Einkaufsmanagerindex Chicago Juni. Laut Helaba wird es hier zu einem deutlichen Rückgang von 56,6 Punkten im Mai auf 53 im Juni kommen. Der Index beruht auf einer Befragung von mehr als 200 Einkaufsmanagern. Ein Wert über 50 Punkte bedeutet eine wachsende, ein Wert unter 50 eine schrumpfende Wirtschaft.

Freitag, 1. Juli

1.50 Uhr. Japan: Tankan-Bericht: Die Ergebnisse werden laut DekaBank eine starke Stimmungseintrübung für das zweite Quartal aufzeigen. Nach gerade einmal drei bis vier Quartalen im positiven Bereich rutschten die Umfragewerte damit erneut ins Negative.

11.00 Uhr. EU: Arbeitslosenzahlen Mai. Von der soliden Entwicklung in Deutschland profitiert laut HSBC Trinkaus der Arbeitsmarkt der gesamten Eurozone, wo die Arbeitslosenquote trotz anhaltender Schwierigkeiten der Peripherie im Mai von 9,9 auf 9,8 Prozent gesunken sei.

16.00 Uhr. USA: ISM-Index Verarbeitendes Gewerbe Juni. Der Index dürfte im Juni weiter gefallen sein, befürchtet die Helaba, die Analysten erwarten einen Rückgang auf 52 Punkte von 53,5 im Mai. Sie gehen aber davon aus, dass sich der Index über 50 Punkten stabilisiert und damit weiterhin Expansion anzeigen wird. Der Indikator zeigt die Geschäftserwartungen der Industrie auf einer Skala von eins bis 100. Werte über 50 deuten auf eine Ausweitung, Werte darunter auf eine Abschwächung der Konjunktur.

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© 27. Juni 2011/Anna-Maria Borse