Auslandsaktien: Fehlende Richtung in der Ruhe nach dem Sturm

24. März 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Richtungslos mit einem Seitwärtspendel präsentieren sich die internationalen Märkte derzeit laut Spezialisten im Aktienhandel. Der Markt habe sich weitestgehend beruhigt und die Umsätze seien verhaltener geworden. Nun fehle es an Entscheidungskraft angesichts der ungelösten Probleme im japanischen Atommeiler und der Konflikte in Libyen. Zudem habe der portugiesische Ministerpräsident Jose Socrates seinen Rücktritt erklärt, nachdem das Parlament am Mittwochabend das verschärfte Sparprogramm zurückgewiesen hatte. Dadurch werde es immer wahrscheinlicher, dass die schuldengeplagten Portugiesen unter den EU-Rettungsschirm schlüpfen müssen. „Dennoch scheint die Korrektur an den Aktienmärkten eher kurzfristiger Natur zu sein“, vermutet Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler Bank, der Anzeichen für eine Erholung der Kurse entdeckt. „Die negativen Einflüsse scheinen die Börsen diesmal gut weg zu stecken.“ Vieles sei von den Märkten bereits vorweggenommen worden. Dazu gehöre auch die von EZB-Präsident Trichet angekündigte Zinserhöhung im Euroraum.

Nach fast zweimonatiger Pause habe am Mittwoch die Kairoer Börse wieder eröffnet. „Binnen weniger Minuten stürzte daraufhin der ägyptische Leitindex um fast zehn Prozent ab“, berichtet Vorhauser. Danach sei der Handel planmäßig eine weitere halbe Stunde ausgesetzt worden. Aber auch Gewinner habe es gegeben. „Die Aktie von Orascom Telecom konnte vier Prozent zulegen“, beobachtet der Händler. Gar nicht erst zum Handel zugelassen worden sei die des größten heimischen Stahlproduzenten Ezz Steel. Dort müssten erst die Eigentumsverhältnisse geklärt werden. Denn Verwaltungsratspräsident Ahmed Ezz sei einer der Drahtzieher in der Mubarak-Partei NDP gewesen.

Japanische Autobauer mit Lieferschwierigkeiten

Vrbsky
Vrbsky

Dass eine geregelte Autoproduktion in einem Land, das gerade zu Teilen verwüstet wurde, schwerlich möglich ist, bekomme derzeit besonders Toyota (WKN 853510) zu spüren. Der japanische Autobauer habe Produktionsschwierigkeiten in derzeit zwölf Werken. „Bis vorläufig Samstag soll die Produktion in den betroffenen Werken ruhen“, weiß Jan Vrbsky von der Baader Bank. Das bedeute einen Ausfall von rund 140.000 Fahrzeugen. Bisher sei die Planung zwar, zu Beginn der kommenden Woche die Neuwagenproduktion großflächig wieder aufzunehmen, ob das gelinge sei aber fraglich. Neben den Beschädigungen an den eigenen Werken leide der japanische Automobilriese wie Honda (WKN 853226), Mazda (WKN 854131) und Nissan (WKN 853686) auch unter unterbrochenen Lieferketten, Transportproblemen, Stromausfällen und Benzinknappheit. Die Aktie von Toyota sei allein heute um 3 Prozent ins Minus gerutscht. „Auch die anderen Hersteller notieren alle zwischen drei und fünf Prozent niedriger als gestern“, beobachtet Vrbsky.

First Solar plant Kapazitätserweiterung

Arizona und Vietnam heißen die geplanten Standorte für die neuen Produktionsanlagen von First Solar (WKN A0LEKM). In den USA weite der Dünnschichtspezialist seine Solarmodulfertigung um 250 Megawatt aus und lasse sich das Ganze rund 300 Millionen US-Dollar kosten. Die derzeitige amerikanische Förderpolitik habe die Entscheidung einfach gemacht. Sie sorge dafür, dass der Solarmarkt in den USA schneller wachsen werde als anderswo. „Für die Fertigung in Mesa plant First Solar gar die Rückführung von ausgedienten Modulen in den Produktionsprozess“, berichtet Vorhauser. Das sei bisher einzigartig. In Vietnam würden ebenfalls vier neue Produktionslinien mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 212 Millionen Euro errichtet. Die Fabrik im Dong Nam-Industriepark werde eine Kapazität von mehr als 250 Megawatt haben. „Durch diese Maßnahmen versucht das Unternehmen, die Abhängigkeit von Europa zu reduzieren“, weiß Vorhauser. Geplant sei ein Ausbau der Märkte Indien, China und Australien.

Seine Prognose habe der Solarkonzern für das laufende Jahr 2011 noch einmal angehoben und gehe nunmehr von einem Nettogewinn von 9,25 bis 9,75 Dollar je Aktie aus. Bisher lag die Vorhersage bei 8,75 bis 9,50 Dollar je Aktie. Die Akteure an den Aktienmärkten habe dies jedoch nicht beeindruckt. First Solar habe zuletzt weiter nachgegeben.

Kräftiger Zuwachs bei Geely Automobile Holdings

Ein dickes Plus bei Nettogewinn und Umsatz für das Jahr 2010 bescherte Geely Automobile Holdings (WKN A0CACX) dennoch keine Freude. Mit 1,37 Milliarden Yuan sei der Gewinn des chinesischen Autobauers zwar um 16 Prozent höher als im Vorjahr ausgefallen. Auch habe der Umsatz dank guter Ergebnisse im heimischen Markt um satte 43 Prozent auf 20,1 Milliarden Yuan zugelegt. Die Aktie sei dennoch um zunächst sechs Prozent eingebrochen und stehe heute mit 0,265 Euro nochmals fünf Prozent niedriger als am Vortag.

Vorhauser
Vorhauser

Mit den Absatzprognosen für das laufende Jahr könne das Minus nicht erklärt werden. „Denn 2011 sollen vor allem auch im heimischen Markt 15 Prozent mehr Autos verkauft werden“, weiß Walter Vorhauser. Das Unternehmen strebe den Absatz von 480.000 Fahrzeugen an und liege damit leicht über der Einschätzung des chinesischen Automobilverbands China Association of Automobile Manufacturers für den Gesamtmarkt. „Die pessimistische Reaktion liegt wohl eher an der fehlenden Strategie für die Marke Volvo, die Geely im vergangenen Jahr übernommen hat“, glaubt der Händler. Getrübt würden die positiven Wachstumsaussichten des Unternehmens auch durch steigende Rohstoffpreise. Zudem könnten straffere geldpolitische Maßnahmen der chinesischen Zentralbank als Absatzbremse wirken.

Micron Technologies plant Erhöhung des Chipabsatzes

Der US-amerikanische Chiphersteller habe im zweiten Quartal nicht an die Ergebnisse der Vorperiode anschließen können. 2,3 Milliarden US-Dollar habe Micron Technolgies (WKN 869020) im Berichtszeitraum umsetzen können. Der Gewinn liege bei 72 Millionen Dollar. „Im Quartal zuvor lagen Umsatz und Gewinn noch doppelt so hoch“, weiß der Händler von der Baader Bank. Dennoch habe das Unternehmen die Preiserosion von 26 Prozent bei DRAMs durch höhere Preise zum Teil auffangen können. Die Einnahmen für die Produktgruppe seien um nur sechs Prozent niedriger als im Quartal zuvor ausgefallen. Ähnlich habe es bei der Produktgruppe NQR Flash ausgesehen. Umsätze für NAND Flash Chips seien dagegen trotz einem Preisverfall von vier Prozent um acht Prozent gewachsen. Insgesamt habe Micron nur zum Teil die Preiserosion durch eine effektivere Produktion auffangen können. Die Aktie liege trotzdem um drei Prozent im Plus. „Analysten glauben, dass Micron von Lieferschwierigkeiten bei Toshiba profitieren wird“, meint Jan Vrbsky. Das japanische Unternehmen werde vermutlich aufgrund der Katastrophe Produktionsausfälle bekommen.

© 24. März 2011 / Iris Merker