Auslandsaktien: Hoffnung auf ein Happy End

13. Oktober 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Auch wenn die Ampeln am deutschen Aktienmarkt im Moment mal wieder auf Rot stehen: Insgesamt hat sich die Laune ganz klar verbessert. Innerhalb einer Woche konnte der DAX rund 15 Prozent zulegen.

„Die Märkte haben sich gut berappelt“, erklärt Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler. Anleger hätten das Gefühl, dass endlich die richtigen Schritte zur Lösung der Euro-Schuldenkrise unternommen würden. Das Geschäft mit Auslandsaktien belebte sich jedenfalls. „Wir hatten Ende der vergangenen und Anfang dieser Woche sehr starke Umsätze, jetzt ist es etwas ruhiger geworden“, präzisiert Vorhauser. Die enttäuschenden Quartalszahlen des US-Aluminiumkonzerns Alcoa, der am Dienstag den Auftakt zur Berichtssaison machte, und auch das vorläufige Veto der Slowaken in Sachen EFSF-Erweiterung hätten an der aufgehellten Stimmung nichts ändern können.

„Viele gehen davon aus, dass sich der Aufwärtstrend in den kommenden Monaten noch fortsetzen wird.“ Neben dem Eindruck, dass eine Griechenland-Lösung näher rückt, hat laut Roland Stadler von der Baader Bank zuletzt auch ein „Funken Hoffnung“ in Sachen Konjunktur für Unterstützung gesorgt. „Die Wirtschaft in China scheint doch weiter gut zu laufen.“

Etwas enttäuschender Auftakt zur Berichtssaison


Stadler

Die Alcoa-Zahlen (WKN 850206) lagen zwar unter den Erwartungen, wie Stadler bemerkt: Der Aluminiumkonzern steigerte seinen Quartalsumsatz im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent auf 6,4 Milliarden US-Dollar, der Gewinn verdreifachte sich auf 172 Millionen, halbierte sich allerdings gegenüber dem Vorquartal. Nachbörslich fiel die Aktie um 5 Prozent, aktuell wird sie an der Börse Frankfurt zu 7,32 Euro gehandelt, vor Bekanntgabe der Zahlen waren es noch 7,60 Euro. „So richtig negativ waren die Zahlen aber auch nicht“, erklärt der Händler. Das China-Geschäft überzeuge, lediglich in Europa und den USA laufe es nicht so gut. Auch die am heutigen Donnerstag veröffentlichten Quartalszahlen des Bergbaukonzerns Rio Tinto (WKN 852147) zeigten die Stärke Chinas. „Der Eisenerz-Riese konnte seine Produktion im dritten Quartal um 5 Prozent steigern, vor allem aufgrund der Nachfrage der Chinesen.“

Alcatel-Lucent profitiert von Verkaufsplänen

Die Pressemeldung, dass das Call-Center-Geschäft von Alcatel-Lucent an den Finanzinvestor Permira verkauft werden soll, wurde am Markt begrüßt, wie Stadler außerdem berichtet. „Permira will 1,5 Milliarden US-Dollar für die Genesys-Sparte bezahlen“, führt der Händler aus. Zuletzt hatte es Gerüchte gegeben, dass die Transaktion platzen könnte, was schlechten Nachrichten für den kriselnden französisch-amerikanischen Telekommunikationskonzern gewesen wären. Genesys gehört seit dem Jahr 2000 zu Alcatel und ist auf Software für Call-Center und Videokonferenzen spezialisiert. „Die Aktie zeigt sich in der Spitze um 12 bis 13 Prozent fester“, erklärt Stadler. An der Börse Frankfurt wird Alcatel-Lucent (WKN 873102) heute zu 2,18 Euro gehandelt, vor zwei Tagen waren es noch weniger als 2 Euro.

Energiesteuer belastet Sinopec


Vorhauser

Doch nicht für alle Dividendentitel ging es in den vergangenen Tagen nach oben: Einen Abschlag von 10 Prozent hat der chinesische Rohstoffkonzern China Petroleum & Chemical Corporation, auch Sinopec genannt (WKN A0M4XN), verzeichnet. Die angekündigte Übernahme des kanadischen Mitbewerbers Daylight Energy für 2,2 Milliarden kanadische Dollar ist laut Vorhauser zwar gut angekommen. Die Chinesen wollen damit ihren Vormarsch in Nordamerika fortsetzen. „Die Kanadier haben zuletzt Verluste gemacht, verfügen aber über viel Boden“, erklärt Vorhauser. Das half der Sinopec-Aktie aber nicht. Grund für die Kursverluste seien Pläne des chinesischen Finanzministeriums für eine neue Energiesteuer. „Die bisher nur in einer Region als Testlauf eingeführte Steuer soll ab dem 1. November landesweit gelten. Das steht mittlerweile mehr oder weniger fest.“ Die Sinopec-Aktie wird an der Börse Frankfurt aktuell zu 0,67 Euro gehandelt, vor gut einer Woche waren es noch 0,73 Euro.

ASML-Zahlen beflügeln Aktie

Kursgewinne verzeichnete hingegen ASML (WKN A0M190), wie Vorhauser meldet. Der niederländische Chipmaschinenhersteller musste für das dritte Quartal zwar einen Gewinnrückgang bekannt geben, dieser sei allerdings niedriger als erwartet ausgefallen. „Analysten waren von 323 Millionen Euro Gewinn ausgegangen, ASML erzielte aber 355 Millionen“, erklärt der Händler. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres hatten die Niederländer allerdings noch 432 Millionen Euro ausgewiesen. Gut aufgenommen worden sei auch die Bestätigung des Ausblicks für das Gesamtjahr: „ASML geht unverändert von einem Jahresumsatz von 5,5 Milliarden Euro aus.“ Die Aktie legte nach Bekanntgabe der Zahlen jedenfalls um 2 Prozent auf 27,50 Euro zu, aktuell notiert sie sogar bei 28 Euro.

© 13. Oktober 2011 / Anna-Maria Borse