Auslandsaktien: Nervosität steigt wieder

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21. Februar 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Eigentlich hatte die Woche den Anschein, als würde alles so gut weiter laufen wie bisher. „Das Protokoll der jüngsten US-Notenbanksitzung hat Anlegern am Mittwochabend dann aber kräftig die Laune verhagelt. Die Nervosität steigt wieder merklich an“, kommentiert Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler. Innerhalb der US-Notenbank steigen offenbar die Zweifel an der lockeren Geldpolitik der Federal Reserve: Wie aus dem Protokoll der jüngsten Notenbanksitzung im Januar hervorgeht, sind viele Währungshüter besorgt wegen der Wertpapierkäufe, mit denen die Fed die Zinsen niedrig halten und die Wirtschaft der USA ankurbeln will.

„Das scheint viele zu verschrecken. Der Volatilitätsindex VIX ist nach der Veröffentlichung des Protokolls auf über 19 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit Anfang November gestiegen, während sich das Verhältnis von Verlierern zu Gewinnern am Aktienmarkt auf 3 zu 1 verschlechtert hat. Das deutet darauf hin, dass wir nun erst mal eine Korrektur an den Aktienmärkten sehen werden“, erwartet der Händler.

Vorübergehende Korrektur zu erwarten

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Vrbsky

Auch Jan Vrbsky von der Baader Bank rechnet für die kommenden Wochen mit einer Zwischenkorrektur. „Nachdem die US-Aktienmärkte in den Wochen sehr gut gelaufen sind, hat die gestrige Veröffentlichung des Fed-Protokolls den Anstoß zu Gewinnmitnahmen gegeben. Allerdings kursieren seit der Wochenmitte auch Gerüchte am Markt, wonach Hedgefonds aus den USA gezwungen sind, Rohstoffpositionen glattzustellen. Das hat gestern schon die Rohstoffmärkte deutlich unter Druck gebracht. Die jüngste Euphorie dürfte damit erst einmal verflogen sein“, ergänzt der Market Maker.

In Europa überwiege nach dem jüngsten Einbruch der italienischen Industrieproduktion und den deutlich schwächer als erwartet ausgefallenen BIP-Zahlen der EU im vierten Quartal 2012 ohnehin schon wieder die Vorsicht, meint Vorhauser. „Und dann sind da ja auch noch die Parlamentswahlen in Italien am kommenden Wochenende. Wenn der ehemalige Ministerpräsident Berlusconi tatsächlich ein Comeback schaffen sollte, steht der Reformkurs des Euro-Krisenlandes natürlich auf der Kippe. Das treibt Investoren Sorgenfalten auf die Stirn“, erläutert der Market Maker.

Dell übertrifft trotz Ergebniseinbruch die Erwartungen

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Vorhauser

Der US-Computerhersteller Dell hat im vergangenen Jahr zwar einen Gewinnrückgang um fast ein Drittel verbucht. Das Nettoergebnis ist mit 530 Millionen Euro aber trotzdem höher ausgefallen als von Analysten erwartet. Entgegen eines schwachen Gesamtmarktes hat die Aktie im Gefolge des Zahlenwerks von 10,30 Euro am Dienstag auf mittlerweile rund 10,50 Euro zugelegt. „Obwohl die Aktie seit Beginn des Jahres gut ein Fünftel an Wert gewonnen hat, sind keine Gewinnmitnahmen zu beobachten“, ergänzt Vorhauser.

Dell hat mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie etwa IBM oder HP: Viele Kunden greifen mittlerweile zu Smartphones und Tablet-PC, um im Internet zu surfen. Laptops und Tischrechner, die bisher die Hauptprodukte von Dell waren, sind hingegen immer weniger gefragt. Auch Firmenkunden hatten sich zuletzt mit Investitionen sehr zurückgehalten. Wie die Konkurrenz will Dell daher die Abhängigkeit vom traditionellen PC-Geschäft verringern und sich verstärkt auf Software und Service konzentrieren.

BHP Billiton könnte sich neu ausrichten

Mit einem kräftigen Kurseinbruch von fast 7 Prozent hat indes die Aktie des weltweit größten Bergbaukonzerns BHP Billiton auf die jüngsten Geschäftszahlen des Unternehmens reagiert. „Im zweiten Halbjahr 2012/13 hat sich der Gewinn von BHP wegen gesunkener Rohstoffnotierungen mehr als halbiert. Nun wird der Konzernchef ausgetauscht“, fasst Vorhauser zusammen.

Nachfolger des bisherigen CEO Marius Kloppers wird 56-jährige Andrew Mackenzie, bislang Chef der Nichtedelmetall-Sparte. „Mackenzie hat schon 22 Jahre Erfahrung beim Öl- und Gaskonzern BP gesammelt. Es könnte daher sein, dass auch BHP sich unter dem neuen Chef in Zukunft verstärkt auf das wachstumsstarke Energiegeschäft konzentrieren wird“, spekuliert der Händler.

OMV überzeugt mit Rekordergebnis

Wie lukrativ das Geschäft mit Öl und Gas ist, zeigte am heutigen Donnerstag die österreichische OMV, die für das abgelaufene Geschäftsjahr 2012 ein Rekordergebnis vorgelegt hat: „Dank der wieder angelaufenen Produktion in Libyen hat OMV den operativen Gewinn um 35 Prozent gesteigert und will die Dividende von 1,10 auf 1,20 Euro erhöhen. Das freut die Anleger“, berichtet Vrbsky. Die Aktie legte in den vergangenen beiden Handelstagen um gut 1 Euro zu, gibt am heutigen Donnerstag im Zuge des schwachen Gesamtmarktes jedoch einen Teil der Gewinne wieder ab.

Dividenerhöhung kein Trost für AXA-Aktionäre

Die Anteilsscheine des französischen Versicherers Axa sind im Zuge der Bilanzvorlage für 2012 in der Spitze um 3,2 Prozent eingebrochen, wie Vrbsky berichtet. „Zwar hat das Unternehmen die Dividende von 0,69 auf 0,72 Euro je Aktie angehoben, das scheint die Investoren über das merklich schlechter als erwartet ausgefallene Ergebnis aber nicht hinwegzutrösten“, kommentiert der Händler.

Der Nettogewinn lag bei 4,15 Milliarden Euro, nach 4,19 Milliarden Euro im Jahr 2011. Analysten hatten laut einer Bloomberg-Umfrage im Schnitt mit 4,47 Milliarden Euro gerechnet. Eine der wenigen positiven Nachrichten bei Axa ist aus Sicht von Vrbsky, dass die Franzosen die geplanten Kostensenkungen um 200 Millionen Euro ausgeweitet haben und bis 2015 jetzt 1,7 Milliarden Euro einsparen wollen.

 

© 21. Februar 2013/Karoline Kopp