Auslandsaktien: Nur Rosinenpicken hilft

16. Juni 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Wie gewonnen, so zerronnen: Nachdem die Märkte am Dienstag unter anderem aufgrund guter Konjunkturzahlen aus China einen Satz nach oben gemacht hatten, ging es gestern wieder bergab. Auch heute setzt sich der Trend gen Süden fort. „Die Verbraucherpreise in den USA sind im Mai um 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen, das ist der stärkste Anstieg seit zwei Jahren“, berichtet Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler. Zudem hätten die anhaltende Uneinigkeit der Europäer in Sachen Griechenland sowie die Ankündigung der Rating-Agentur Moody`s, die Herabstufung französischer Banken prüfen zu wollen, für schlechte Stimmung gesorgt. „Die Anleger halten sich daher weiter zurück.“ Allerdings zögen die Umsätze wieder etwas an, auch das neue Handelssystem bringe mehr Volumina.

Zara-Mutter überzeugt

Vorhauser
Vorhauser

Gut an kamen die Quartalszahlen des spanischen Modekonzerns Inditex, wie Vorhauser meldet. Das Unternehmen, bekannt durch die Zara-Läden in vielen deutschen Fußgängerzonen, konnte seinen Umsatz im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2011/2012 um 11 Prozent auf 2,96 Milliarden Euro und den Gewinn um 7 Prozent auf 433 Millionen steigern. „Inditex hat positiv überrascht, die Zahlen der Konkurrenz, etwa von H&M, sind nicht so gut ausgefallen“, berichtet Vorhauser. Der Konzern expandiert weiter stark, im Berichtszeitraum wurden 110 neue Standorte eröffnet, zuletzt auch in Australien. Mittlerweile ist man in 78 Ländern präsent. „Geplant sind nun auch Filialen in Südafrika und Taiwan“, ergänzt Vorhauser. Die Aktie (WKN 756434), die sich seit Anfang März ohnehin extrem gut entwickelt hat, legte nach anfänglichen Gewinnmitnahmen nochmals zu und notiert heute bei 60,50 Euro. Auf Sicht von drei Monaten ist nun ein Plus von fast 20 Prozent zu verzeichnen.

H&M macht Europa-Konzentration zu schaffen

Die gestern veröffentlichten Zahlen des schwedischen Rivalen Hennes& Mauritz (WKN 872318), kurz H&M, waren hingegen „relativ schlecht“, wie Jan Vrbsky von der Baader Bank anmerkt. Das Umsatzplus von 2 Prozent im zweiten Geschäftsquartal blieb hinter den Erwartungen zurück. „Damit setzt sich der Trend der vergangenen Monate fort“, erläutert Vrbsky: Inditex profitiere von seiner Präsenz in Schwellenländern, H&M setze mehr auf hiesige Regionen, wo die Nachfrage – trotz Aufschwung – gering bleibe. „Die Expansionsstrategie von Inditex zahlt sich aus.“ Die steigenden Kosten durch höhere Baumwollpreise und Löhne in Asien könnten offenbar in den Schwellenländer eher auf die Käufer überwälzt werden als hierzulande. „Gerade die Entwicklung ohne Berücksichtigung der Neueröffnungen enttäuschte“, ergänzt der Händler. Die H&M-Aktie hat seit Mitte Mai deutlich Federn lassen müssen, nach Bekanntgabe der Zahlen ging es nochmals nach unten. Aktuell kostet der Dividendentitel rund 23 Euro, vor vier Wochen waren es noch fast 27 Euro.

Mehrheitsbeteiligung von Renault/Nissan an Avtovaz?

Vrbsky
Vrbsky

Stark gesucht sind Vrbsky zufolge heute Anteile am russischen Autohersteller Avtovaz (WKN 576848). „Die Aktie legt um 7 bis 8 Prozent zu.“ Auslöser sind Gerüchte, nach denen der Autokonzern Renault/Nissan die Mehrheit an dem russischen Unternehmen übernehmen will. „Das ist nicht das erste Mal, dass man davon hört, jetzt scheint aber etwas daran zu sein.“ Offenbar würden Gespräche geführt. Renault hält bereits 25 Prozent an Avtovaz. Etwa fester präsentierte sich Vorhauser zufolge die Aktie von Zurich Financial Services (WKN 579919), nachdem bekannt wurde, dass der Schweizer Finanzdienstleister weiter Beteiligungen abbaut. „Die Anleger begrüßen die Konzentration auf das Kerngeschäft. Durch den Verkauf des Portfolios an Swiss Re wird Kapital von 360 Millionen US-Dollar frei“, erklärt der Händler. Die Aktie, die seit Anfang März deutlich an Wert verloren hatte und nach über 210 zuletzt unter 180 Euro gehandelt wurde, hat zugelegt und notiert heute bei 181 Euro.

Pandora Media mit fulminantem Börsengang

Extrem erfolgreich war der Börsengang des Online-Musikdienstes Pandora Media in den USA, wie Vrbsky weiter berichtet. „Die Aktie verzeichnete ein Plus von 9 Prozent.“ Schon vorab war der Ausgabepreis mehrmals angehoben worden. In Frankfurt soll der Handel in den kommenden Tagen aufgenommen werden (WKN A1JH3M). Kritische Stimmen warnen allerdings vor einem erneuten Hype um Internet-Aktien – das Unternehmen ist bislang nämlich noch defizitär.

© 16. Juni 2011/Anna-Maria Borse

Ausländische Unternehmen im Überblick

Unternehmen Branche Land WKN
Inditex Textilindustrie Spanien 756434
Hennes & Mauritz Handel Schweden 872318
Avtovaz Automobile Russland 576848
Zurich Financial Services Ltd Versicherungen Schweiz 579919
Pandora Media Broadcasting USA A1JH3M