Auslandsaktien: Politik gibt weiterhin den Ton an

29. September 2011. FRANKFURT. Vom anfänglichen Optimismus an den Börsen Europas und den USA zu Wochenbeginn ist nur noch wenig zu spüren. Der Handel mit internationalen Aktien läuft in ruhigen, abwartenden Bahnen. „Wenn gehandelt wird, dann vorzugsweise in liquiden Indextiteln, die jederzeit wieder verkauft werden können“, berichtet Jan Vrbsky von der Baader Bank. Nebenwerte spielten derzeit eine untergeordnete Rolle.


Vorhauser

Die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer richte sich auf das politische Geschehen rund um die Erweiterung des europäischen Rettungsfonds EFSF. Die Abstimmung des deutschen Bundestags am heutigen Donnerstag sei von Diskussionen über die Möglichkeit einer Hebelung des 780 Milliarden Euro schweren Fondsvermögens durch den Einsatz strukturierter Produkten überschattet worden. Damit könne das Volumen des Fonds ohne Zustimmung der Parlamente vervielfacht werden. „Der Schritt würde die Komplexität des Themas deutlich erhöhen und den Fonds in ein Pulverfass verwandeln“, glaubt Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler Bank.

Bei den Unternehmen steht die Saison der Quartalszahlen bevor. „Sollte es dabei Lichtblicke geben, dann könnte dies die Stimmung an den Märkten wieder heben“, meint Vorhauser.

Amazon-Tablet überzeugt


Vrbsky

Mit der Ankündigung eines eigenen Tablet-Computers plant Amazon (WKN 906866), dem iPad von Marktführer Apple Paroli zu bieten. Das Modell des weltgrößten Einzelhändlers werde mit 199 US-Dollar weniger als die Hälfte kosten als das iPad. „Dafür werden bei diesem Volks-Tablet Abstriche bei der Ausstattung gemacht“, erklär Vrbsky. Mit sieben Zoll sei der Bildschirm kleiner und es sei nur eine WLAN- Anbindung vorgesehen. Der Verkauf des Geräts mit dem Namen Kindle Fire solle durch die vorhandene breite Palette an Inhalten wie Bücher, Filme und Apps forciert werden. Gleichzeitig biete Amazon ein neues, mit Finger steuerbares Kindle-Lesegerät für elektronische Bücher mit Schwarz-Weiß-Bildschirm und möglicher Mobilfundverbindung. Anleger haben die Nachricht positiv bewertet und der Aktie mit einem Plus von 2,5 Prozent auf die Sprünge geholfen.

Erster Dreamliner von Boeing ausgeliefert

Drei Jahre später als erwartet hat All Nippon Airway (WKN 861920) in dieser Woche den ersten Dreamliner von Boeing (WKN 850471) entgegengenommen und damit die Aktie um 3 Prozent von 44 auf 46,50 Euro ins Plus geschickt. „Mit ANA 787 soll ab Dezember die Strecke zwischen Tokio und Peking bedient werden“, berichtet Vorhauser. Es folge die Langestreckenverbindung zwischen Tokio und Frankfurt am Main. Durch den verstärkten Einsatz von kohlenstofffaser-verstärktem Kunststoff statt Aluminium sei eine Verringerung des Gewichts gelungen, was Einsparungen beim Kraftstoffverbrauch um bis zu 20 Prozent gegenüber herkömmlichen Modellen möglich mache. Ab dem Jahr 2012 plane Boeing monatlich zehn Dreamliner 787 auszuliefern.

Walgreen erfüllt Erwartungen

Mit einem Umsatzwachstum von 6,5 Prozent auf 17,96 Milliarden US-Dollar und einem Ertragsplus von 0,49 auf 0,57 US-Dollar pro Aktie habe Walgreen (WKN 855826) bei den Aktionären kaum punkten können. Die Ergebnisse hätten zwar die Erwartungen der Analysten genau erfüllt, die Aktie habe dennoch um rund 6,3 Prozent nachgegeben. „Die Verhandlungen mit Krankenversicherer Express Scripts über die Fortsetzung der Lieferung von verschreibungspflichtigen Medikamenten durch die nordamerikanische Drogerie-Kette ziehen sich länger hin als erwartet“, erklärt Vorhauser. Solle die Kooperation keinen Bestand haben, befürchte Wallgreen den Wegfall von 75 Prozent der Erlöse. Dies würde das Ergebnis pro Aktie auf Jahresbasis um 0,21 US-Dollar drücken.

Hennes & Mauritz stärkt Marktposition

Weniger stark eingebrochen als erwartet seien die Ergebnisse von Hennes & Mauritz (WKN 872318) im dritten Quartal 2011. Der Gewinn des schwedischen Textilkonzerns sei zwar im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent auf 3,6 Milliarden Kronen geschrumpft. Den Umsatz habe der Konzern aber mit 26,9 Milliarden Kronen auf dem Niveau des Vorjahres halten können. Die hohen Baumwollkosten, die Expansion in neue Märkte und eine Marketingoffensive hätten die Kosten nach oben getrieben, aber auch zu einem Ausbau der Marktanteile geführt. „Auch der neue Online-Marktplatz in verschiedenen Ländern schlägt bei den Belastungen zu Buche“, berichtet Jan Vrbsky. Dennoch sei der Ausblick für die Margen nun stimmig und das Unternehmen habe die Kosten im Griff. Die Aktie hat dies mit einem Plus von 4 Prozent belohnt.

© 29. September 2011 / Iris Merker

Ausländische Unternehmen im Überblick

Unternehmen Branche Land WKN
AMAZON.COM Internethandel USA 906866
ALL NIPPON AIRWAYS Luft- und Raumfahrtindustrie Japan 861920
Boeing Co. Luft- und Raumfahrtindustrie USA 850471
WALGREEN CO. Health Care USA 855826
H & M Hennes & Mauritz Einzelhandel Schweden 872318