Auslandsaktien: US-amerikanische Banken stechen europäische aus

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12. November 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Sinkende Gewinne und Erträge, Stellenstreichungen im großen Stil wie bei Unicredit, der Deutschen Bank und Credit Suisse – die  goldenen Zeiten der Banken scheinen passé. Zumindest am europäischen Aktienmarkt sieht es auch für 2015 nicht nach einem Comeback aus. So kommt der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks seit Jahresanfang lediglich auf ein Plus von 2 Prozent, der marktbreite Stoxx Europe 600 ist in dieser Zeit hingegen um 10 Prozent gestiegen. Der Branchenindex ist zudem von den Hochständen vor der Finanzkrise immer noch ganz weit entfernt: Aktuell notiert er bei 193 Punkten, 2007 waren es in der Spitze 535 Zähler.

„Die Banken leiden unter der zunehmenden Regulierung und den hohen Eigenkapitalanforderungen“, bemerkt Jan Vrbsky von der Baader Bank. Der Spielraum für weitere Kapitalerhöhungen sei mittlerweile erschöpft. Umfangreiche Kostensenkungen seien unumgänglich, inklusive Stellenstreichungen. „In Europa werden zudem die Zinsen niedrig bleiben, im Gegensatz zu den USA, wo die Zinsen steigen werden und Banken wieder mit höheren Margen rechnen können.“

Unicredit: harter Sparkurs

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Vrbsky

Recht typisch für die Probleme der europäischen Banken ist die italienische Unicredit, die diese Woche für das dritte Quartal einen Rückgang des Nettogewinns um 30 Prozent und der Einnahmen um 4 Prozent bekannt geben musste. Die international breit aufgestellte Bankengruppe reagiert mit einem rigiden Sparprogramm: Bis 2018 sollen die Kosten um 1,6 Milliarden Euro gesenkt werden, 18.200 Stellen von insgesamt 129.000 sollen wegfallen. Besonders trifft es die zur Unicredit-Gruppe gehörende Bank Austria und das Filialnetz in Osteuropa. „Unicredit will aus eigener Kraft auf eine harte Kernkapitalquote von 12,6 Prozent kommen“, berichtet Vrbsky. Die Aktie, die vor der Finanzkrise über 30 Euro gekostet hatte und seit 2014 um 6 Euro pendelt, gab erneut nach und wird am Donnerstag zu 5,71 Euro gehandelt.

CA mit kleinem Kursplus

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Vorhauser

Die beiden französischen Banken Crédit Agricole und Sociéte Générale überraschten im dritten Quartal hingegen positiv.

Bei Crédit Agricole wuchs das Ergebnis, die Bank erreichte sogar den höchsten Quartalsgewinn seit 2011 – Analysten hatten aber noch mehr erwartet. „Die Bank profitierte insbesondere von ihrer Beteiligungsgesellschaft Eurozeo“, berichtet Walter Vorhauser von Oddo Seydler. Crédit Agricole habe sich zudem auf das Geschäft im Heimatland konzentriert, und das rechne sich jetzt. „Die Nachfrage nach Verbraucherkrediten war hoch, zudem hat das Versicherungsgeschäft wesentlich zum Gewinn beigetragen.“

Die Aktie (WKN 982285) hat ihre Verluste vom August und September aber längst noch nicht wieder wettmachen können und geht aktuell zu 11,37 Euro über den Tisch, im Juli waren es über 14 Euro. Seit Jahresanfang kommen Anleger zumindest auf ein kleines Plus, Ende 2014 kostete die Aktie 10,69 Euro.

SocGen: Gewinner auch an der Börse

Bei der Sociéte Générale legte der Überschuss im Vergleich zum dritten Quartal 2014 um 28 Prozent auf 1,13 Milliarden Euro zu, wie die Bank vergangenen Donnerstag bekannt gab. Besonders erfreulich entwickelte sich das heimische Privatkundengeschäft. An der Börse wurde das begrüßt, die Aktie (WKN 873403), Spezialist ist hier die Baader Bank, machte einen Satz nach oben und gehört in diesem Jahr zu den klaren Gewinnern: Ende 2014 kostete das Papier noch 35,24 Euro, jetzt sind es 44,64 Euro.

US-Banken mit guten Quartalszahlen

Deutlich besser gefahren als mit europäischen Bankaktien sind Investoren mit US-Titeln. J.P. Morgan (WKN 850628), Wells Fargo (WKN 857949) und die Bank of America (WKN 858388) haben Milliardengewinne für das dritte Quartal gemeldet. Mit allen drei Aktien lagen Anleger in den vergangenen Jahren genau richtig. Grund ist auch, aber nicht nur der US-Dollar-Anstieg. Bank of America-Aktionäre an der Börse Frankfurt haben auf Sicht von zwei Jahren ein Plus von 55,6 Prozent, auf Sicht von drei sogar 124 Prozent erzielt, bei J.P. Morgan sind es 58 und 100 Prozent.

Goldman leidet unter Handelsgeschäft

Hohe Kurszuwächse gab es auch bei Goldman Sachs (WKN 920332). Zwar musste die Aktie im August und September Federn lassen, hat sich danach aber wieder erholt. Auf Sicht von zwei Jahren kommen Anleger an der Börse Frankfurt auf ein Plus von 52 Prozent und auf Sicht von drei sogar auf 106 Prozent. Dabei hat Goldman Sachs wegen einer Flaute im Handelsgeschäft für das dritte Quartal rückläufige Gewinne und Erträge vermeldet. „Allerdings wurde immer noch ein Gewinn von 1,43 Milliarden US-Dollar eingefahren“, kommentiert Vorhauser.

Die Citigroup legte unterdessen gute Zahlen vor, die Bank konnte ihren Überschuss im dritten Quartal verglichen mit dem Vorjahr um gut die Hälfte auf 4,3 Milliarden US-Dollar steigern. Die Aktie (WKN A1H92V) kostet allerdings nach wie vor nur ein Bruchteil dessen, was sie vor der Finanzkrise wert war

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG

© 12. November 2015

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