Auslandsaktien: US-Indizes kratzen Höchststände an

31 . März 2011. FRANKFURT. Wenig los trotz steigender Kurse. So beschreiben die Spezialisten im Aktienhandel die internationalen Märkte. Die positive Entwicklung führe die US-Aktienbörsen in die Nähe der Höchststände. „Die amerikanischen Märkte zeigen sich von dem Super-Gau im japanischen Atomkraftwerk und den weiteren Folgen des Erdbebens eher wenig beeindruckt“, meint Walter Vorhauser. Die Marktbewegung wirke gerade so, als hätte das Unglück gar nicht stattgefunden.

Ein zusätzlicher Grund für den Kurs nach oben: Viele Fonds-Manager hätten sich zum Ende des Quartals neu positioniert. Bevorzugt würden Smallcaps und Unternehmen der Energiebranche. „Durch das Aufspringen auf den Zug der Gewinner soll die Fonds-Performance für die Berichtsperiode noch verbessert werden“, bemerkt der Skontroführer von der Close Brothers Seydler Bank.

Vorhauser
Vorhauser

So habe der Russel 2000 allein am Mittwoch ein Plus von 1,2 Prozent gesehen und mit 839,68 Punkten ebenfalls an das Hoch vor der Finanzkrise anknüpfen können. Allein im ersten Quartal 2011 sei der weltweit beachtete Aktienindex für Nebenwerte sieben Prozent nach oben geklettert. Sorgen um die weitere Richtung der Märkte macht sich Vorhauser aufgrund eher schwacher Handelsumsätze, die auch die Baader Bank bestätigt. „Ein guter Energiespender für den Antrieb der Aktienmärkte ist das Zusammenspiel von Aufwärtstrend und ansehnlichem Volumen“, erklärt Vorhauser, der mangels Masse auf die Wahrscheinlichkeit von kurzfristigen Rücksetzern hinweist. Dem entgegen stehe die nachhaltige Überschreitung der psychologisch wichtigen Marke von 1.300 Punkten beim S&P 500, was eher auf ein weiterhin positiv gerichtetes Kursbarometer weise.

Hohe Rohstoffkosten drücken Gewinn bei H&M

Steigende Baumwoll- und Energiepreise und eine starke schwedische Krone sorgen für ein schwaches erstes Quartal bei H&M (WKN 872318). „Zum dritten Mal in Folge hat der Konzern seine Gewinnprognosen auf Dreimonatsbasis nicht erfüllen können“, weiß Jan Vrbsky von der Baader Bank. Zwar habe H&M in lokalen Währungen ein Umsatzplus von neun Prozent ausgewiesen. Rechne man die neu eröffneten Stores der weltweit 2.212 Filialen heraus, blieben davon nur etwa ein Prozent übrig. „Richtig Boden verloren hat das Unternehmen bei seinen Margen“, meldet Vrbsky. Statt wie bisher 20 Prozent blieben nun nur noch 14 Prozent hängen. Das operative Ergebnis sei von knapp 5 Milliarden schwedischen Kronen auf 3,4 Milliarden Kronen um über 31 Prozent eingebrochen. Zu schaffen machten dem schwedischen Unternehmen neben den Wechselkursen die explodierenden Rohstoffkosten, die der Konzern aufgrund der dichten Wettbewerbssituation schwerlich auf die Produktpreise aufschlagen könne. Dennoch gebe sich die Schweden optimistisch. Im laufenden Jahr planten sie insgesamt 250 neue Filialen mit Fokus auf China, Großbritannien und den USA. Nach Bekanntgabe der Ergebnisse am Donnerstag hat die Aktie rund vier Prozent nachgegeben und notiert am Mittag bei 208 Kronen.

Vestas profitiert von Rückkehr der Windkraft

Wieder ganz oben auf der Agenda vieler Staaten ist das Thema erneuerbare Energien. Neben der Nutzung von Sonne und Wasser für die Energiegewinnung, sei auch die Windkraft aus dem Dornröschenschlaf wieder wach geküsst worden. So habe etwa China den geplanten Bau von 40 Atomkraftwerken gestoppt und beschäftige sich derzeit auch mit dem möglichen Bau von Windkraftturbinen. Dies könnte für die Windbranche, die für China schon jetzt einen wichtigen Beitrag leiste, zu einem deutlichen Auftragsplus führen. Zudem würden auch in Deutschland die Offshore-Windparks in der Nordsee wiederbelebt.

Profiteure dieses Richtungswechsels seien Unternehmen wie Vestas Wind Energy (WKN 913769). „Die Däne n sind neben Siemens und General Electric einer der wenigen Unternehmen mit der Finanzkraft und der entsprechend effizienten und leistungsstarken Technologie, um große Windparkprojekte zu stemmen“, berichtet Vorhauser. Deshalb würden sie die Preise vermutlich erst einmal halten können.

Dem Branchenprimus sagen Marktteilnehmer gute Umsätze für die kommenden Jahre voraus und schicken den Kurs zunächst um 10 Prozent auf knapp 31 Euro nach oben. Mitte März notierte die Aktie noch bei 24 Euro. Nehme man den Kurs vor Ausbruch der Finanzkrise von 85 Euro als Messlatte, so habe Vestas noch Luft nach oben, glaubt der Skontroführer.

Valeant greift nach Cephalon

Vrbsky
Vrbsky

Valeant Pharmaceuticals International (WKN A1C6JH) hat große Pläne. Auch ohne die Zustimmung von Cephalon (WKN 881752) plant der kanadische Arzneimittelhersteller die Übernahme des US-amerikanischen Biotechnologieunternehmen. Rund 5,7 Milliarden Dollar oder 73 US-Dollar je Aktie, finanziert über Kredite, sei dem Unternehmen der Coup wert. Der Kanadier interessiere sich besonders für das Krebsmittel Treanda. Aber auch die Medikamente zur Schmerztherapie und zur Behandlung von Erkrankungen des zentralen Nervensystems seien eine willkommene Ergänzung für das Produktsortiment von Valeant. Das offizielle Gebot sei in der Nacht zum Mittwoch mit einem Aufschlag von 29 Prozent zum Durchschnittskurs der vergangenen 30 Tage veröffentlicht worden. „Das ist eine satte Prämie“, bemerkt Jan Vrbsky. Vorbörslich verteuerte sich die Aktie von Cephalon zunächst um fast ein Drittel auf 77,25 US-Dollar. Auch die Valeant-Aktie hat zwischenzeitlich um über 10 Prozent zugelegt.

Patentstreit soll Kassen von Eastman Kodak füllen

Ein Sieg im erneut aufgerollten Patentstreit zwischen Eastman Kodak (WKN 850937) gegen Apple (WKN 865985) und Research in Motion (WKN 909607) soll frisches Geld in die Kassen des Fotospezialisten spülen. Lizenzgebühren von mehr als einer Milliarde US-Dollar seien von der Entscheidung betroffen. Noch heute fälle International Trade Commission (ITC) dies bezüglich eine Entscheidung. „Bei dem Streit geht es um die Bilder-Vorschau in Smartphones“, weiß Vorhauser. Apple und Research in Motion (RIM) verwendeten laut Kläger eine Technologie in ihren Kamera-Smartphones, die Kodak ihr eigen nennt. Gewinne das Unternehmen diesen Disput, so sollten auch Firmen wie Samsung und LG Electronics zahlen. Nochmals rund 1 Milliarde US-Dollar würden dann fällig werden. Die Erwartung der Marktteilnehmer sei eindeutig. Die Aktie kann im Vorfeld zwischenzeitlich rund 20 Prozent nach oben klettern, hat danach aber wieder abgeben müssen. Am Donnerstag notiert sie um die 2,40 Euro.

© 31. März 2011 / Iris Merker