Baader Bond Markets: "EZB läuft sich für Lockerung der Geldpolitik warm"

stopp+klaus+120x125.jpg
Stopp

„Der Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB ist schon kritisch zu sehen. Der Ankauf von ABS-Titeln aber wäre ein Griff in den Gifttopf.“

15. Mai. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Europäische Zentralbank (EZB) bereitet sich für ihren Kampf gegen die niedrige Inflation vor. Ein ganzes Maßnahmenpaket an geldpolitischen Lockerungen soll dabei helfen, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Neben der Abwehr einer deflatorischen Entwicklung soll der Außenwert des Euro geschwächt werden. Außerdem könnte mit dem umstrittenen Ankauf von Staatsanleihen der Druck auf die Euro-Schuldenländer reduziert werden.
 
EZB-Chef Mario Draghi hat angekündigt, gegen zu niedrige Preise in der Eurozone vorzugehen – und zwar schon „beim nächsten Mal“, also am 5. Juni, wenn sich der EZB-Rat wieder trifft. Auch die Bundesbank ist für weitreichende Maßnahmen im Kampf gegen die Niedrig-Inflation im Euroraum offen, heißt es im „Wall Street Journal“. Vor dem Hintergrund der niedrigen Inflation sieht Draghi in einem starken Euro einen „ernsthaften Grund zur Sorge“, schließlich setzt er nicht nur die Exporteure unter Druck, sondern hält über sinkende Importpreise auch das Preisniveau niedrig.
 
In der Folge von Draghis Ankündigungen rauschte der Euro zunächst auf 1,3743 US-Dollar – ein Effekt, der durchaus gewollt war. Gilt doch der Euro vielen Mitgliedsländern, allen voran Frankreich, als zu stark und damit belastend für Exporte in Länder außerhalb der Eurozone. Parallel dazu hat die Aussicht auf eine erneute Lockerung der Geldpolitik im Euroraum die Kurse deutscher Staatsanleihen beflügelt. Entsprechend fiel die Rendite für zehnjährige Bundestitel auf rund 1,38 Prozent.
 
Zu welchen Instrumenten aus dem Werkzeugkoffer der geldpolitischen Maßnahmen wird die EZB greifen? Als mögliche Mittel gegen den geringen Preisauftrieb stehen neben dem klassischen Instrument der Leitzinssenkung breitangelegte Wertpapierkäufe der EZB, Liquiditätsspritzen oder negative Zinsen auf Geldreserven, die Geschäftsbanken bei der Zentralbank horten, zur Verfügung.
 
Dass diesmal das Instrument des Ankaufs von Staatsanleihen angewandt werden könnte, darauf deutet die Aussage von EZB-Direktor Yves Mersch hin, der dieses umstrittene Instrument vehement verteidigt hat. Das Mandat der Notenbank umfasse die Möglichkeit, unter entsprechenden Auflagen am Sekundärmarkt Staatsanleihen zu kaufen, sagte er. Die EZB hatte auf dem Höhepunkt der Euro-Krise im Spätsommer 2012 beschlossen, notfalls unbegrenzt Staatsanleihen von überschuldeten Ländern zu kaufen. Diese Ankündigung des OMT-Programms („Outright Monetary Transactions“) hatte schließlich zu einer deutlichen Entspannung an den Finanzmärkten geführt.
 
Vor allem in Deutschland aber bleibt diese Option umstritten, weil die EZB-Staaten nicht direkt finanzieren darf. Und noch steht ja die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) aus, die das Bundesverfassungsgericht im Februar dorthin verwiesen hatte. Man werde das Verfahren „in aller Demut und Entspanntheit“ abwarten, versicherte Mersch, um gleich hinzuzufügen, dass die EZB bis dahin in ihrem Handeln aber nicht eingeschränkt sei.
 
Ob diese Handlungsoptionen auch den Ankauf von Asset Backed Securities (ABS) beinhalten, wird eine spannende Frage sein. Immerhin hatte Draghi diese Möglichkeit vor einiger Zeit schon öffentlich in Betracht gezogen. Auf welch schmalem Grat sich die EZB dann aber bewegen würde, macht die Erinnerung an die Finanzmarktkrise klar, die letztendlich erst durch den Handel mit ABS-Produkten ausgelöst worden war. Daher wäre der Ankauf von ABS-Titeln durch die EZB so etwas wie der Griff in den Gifttopf.

Wann wagt die Fed den Zwischenschritt?

„US-Notenbank und die Europäische Zentralbank werfen sich die Bälle zu.“

Nach der Notenbanksitzung ist vor der Notenbanksitzung. Dieser Spruch kommt immer dann zum Einsatz, wenn Analysten und Marktbeobachter nicht mehr weiterwissen. Denn die Kernaussage bedeutet: Das heutige Ergebnis ist zwar bekannt, aber beim nächsten Mal ist wieder alles möglich.
 
Nach diesem Motto agieren aktuell die Marktteilnehmer und überlegen sich, was insbesondere die Boardmitglieder der US-amerikanischen Notenbank (Fed) unter ihrer Präsidentin Janet Yellen in den nächsten Monaten zu tun gedenken. Das Eindämmen der Geldflut in den USA ist zwar schon längst beschlossene Sache, aber wie man die noch verbliebenen 45 Milliarden US-Dollar in Zehnerschritten reduzieren will, das wird vorerst ihr Geheimnis bleiben. Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings, dass man früher oder später einen Zwischenschritt einlegen muss oder sich den großen Schritt bis zum Schluss aufheben wird.
 
Bei hochsensiblen Wesen wie Analysten und Investoren birgt der Übergang von 10 auf 5 oder von 10 auf 15 Milliarden US-Dollar aber die Gefahr einer Fehlinterpretation. Da oft mit einem Tempowechsel die Frage, ob Notenbanker mehr wissen, verbunden wird, sollte man frühzeitig diesen Stakkato-Effekt erläutern. Generell wird in diesem Zusammenhang immer wieder von einem Liquiditätsentzug gesprochen. Doch diese Wortwahl ist falsch, da lediglich kein neues Geld mehr zum Ankauf von Anleihen bereitgestellt wird. Ein Entzug würde bedeuten, dass die angekauften Wertpapiere in den Kreislauf wieder einfließen müssten, und das würde bei konstanter Fließgeschwindigkeit rund acht (!) Jahre dauern. Innerhalb dieser Zeit kann aber noch viel passieren. Und aktuell scheinen sich die beiden einflussreichsten Notenbanken die Bälle in punkto Geldpolitik zuzuwerfen. Wenn die einen den Ankauf einstellen, könnten die anderen aktiv werden, denn andere Alternativen gibt es nicht mehr.

Entscheidung für Abwicklung der HRE-Tochter Depfa Bank sorgt für Kurssprung

„Der Bund verspricht sich dadurch eine bessere Lösung für den Steuerzahler.“

Das Pleiteinstitut Depfa ACS Bank wird nun doch nicht verkauft, sondern abgewickelt. Die Abwicklung durch den Bund verspreche für den Steuerzahler das bessere Ergebnis, heißt es dazu aus dem Finanzministerium, weil dadurch ein höherer Wert realisiert werden könne als durch einen Verkauf. In Folge dieser Ankündigung legten die Geldkurse der Depfa-Anleihen rund 2 Prozentpunkte zu. So kletterte ein bis 11/2016 laufender Bond A0G1RB) von 106,40 Prozent auf 108,40 Prozent und ein bis 5/2019 laufender Depfa-Titel A0BCLA) legte sogar von 114,20 Prozent auf 117,60 Prozent zu.
 
Die inzwischen verstaatlichte Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) hatte die irische Depfa 2007 für rund 5 Milliarden Euro übernommen und wäre in der Folge von der neuen Tochtergesellschaft fast in den Abgrund gerissen worden. Schließlich musste der deutsche Staat das Institut mit Steuergeldern retten. Nachdem die HRE offenbar davor gestanden hatte, die Depfa zu verkaufen, hat sich der Lenkungsausschuss des staatlichen Rettungsfonds SoFFin für die Abwicklung entschieden. Das Depfa-Kreditgeschäft über rund 34 Milliarden Euro soll nach der Entscheidung zur Abwicklung nun in eine Bad Bank, die Abwicklungsanstalt FMS Wertmanagement in München, eingebracht werden. Diese Bad Bank muss dann versuchen, möglichst viel davon noch in bare Münze umzusetzen.

Anleger mit russischen Bonds auf dünnem Eis

„Wegen des Ukraine-Konflikts muss jederzeit mit Rückschlägen gerechnet werden.“

Auf dünnem Eis bewegen sich derzeit Anleger, die auf Anleihen der russischen Föderation setzen. So zog die Nachfrage nach diesen Titeln an – egal, ob die Bonds in Euro, US-Dollar oder Rubel notiert sind. Vor dem Hintergrund des Konflikts um die Ukraine muss aber – ganz abgesehen von Währungsrisiken – jederzeit mit Rückschlägen gerechnet werden. Die Entwicklung in der Ost-Ukraine ist schließlich weiterhin hochexplosiv.
 
Während auf Rubel lautende Titel im dreijährigen Bereich – am Beispiel einer bis 6/2017 laufenden Staatsanleihe (WKN A1GTUZ) – mit ca. 8,40 Prozent rentieren, werfen in US-Dollar gelistete Titel ca. 2,43 Prozent Rendite ab, wie etwa eine russische Staatsanleihe mit Laufzeit 4/2017 (WKN A1G280). Im langfristigen Bereich von 14 Jahren Laufzeit liegt das Renditeniveau bei ca. 8,94 Prozent für eine Rubel-Anleihe A1HFLY) und 5,80 Prozent für einen auf Dollar lautenden und seitens des Gläubigers kündbaren Bond (WKN 248505).

Vor dem Stresstest: Hoher Bestand an Staatsanleihen ist ein wunder Punkt der Euro-Banken

„Dass die Banken fast doppelt so hohe Bestände an Staatsanleihen halten wie vor der Krise, verdeutlicht die gegenseitige Abhängigkeit.“

Banken gelten seit Beginn der Finanzkrise für viele Marktbeobachter als Inbegriff allen Übels. Mittels einer Bankenunion und einer Neuauflage des Stresstests versucht man diesem Gefahrenpotential zu begegnen und dem Steuerzahler zu suggerieren: „Nie wieder Banken retten“.
 
Doch ist diese Aussage wirklich haltbar oder hat sie eine Halbwertszeit, die bereits kurz nach den Europawahlen – in zehn Tagen – abgelaufen sein wird? Da das vermeintliche „Sorglospaket“ aus zwei unterschiedlichen Komponenten besteht, muss auch jedes Einzelteil unter die Lupe genommen werden. Im Rahmen der Bankenunion wurden neue Spielregeln zur Sanierung bzw. Abwicklung von Banken beschlossen. Die Überwachung des Gesundheitszustands der Banken wird zukünftig von einer gemeinsamen Bankenaufsicht zu vertreten sein, die zunächst bei der Europäischen Zentralbank angesiedelt sein wird.
 
Dies kann allerdings nur eine Übergangsregelung sein, denn ansonsten ist ein Interessenskonflikt vorprogrammiert. Um aber „kranken und schwachen“ Finanzinstituten noch vor dem Start der Bankenunion mit einer (Geld-)Spritzenkur bei der Stärkung des Immunsystems behilflich sein zu können, werden die größten 124 Banken Europas zusätzlich einem Stresstest unterzogen. Wer allerdings glaubt, dass dieser Stresstest ein Katastrophenszenario à la 2009/2010 beinhaltet, hat weit gefehlt. Es ist zwar als Erfolg zu werten, dass nicht die nationalen Aufsichtsbehörden die Regeln vorgeben. Aber da die Banken angesichts der Niedrigzinsphase inzwischen in großem Stil in Staatsanleihen investiert sind, hat sich das Klumpenrisiko sogar noch verstärkt.
 
Denn viele Banken haben die billige Mittelaufnahme bei der EZB in Verbindung mit der anschließenden Investition in europäische Staatsanleihen zu ihrem neuen Geschäftsmodell erkoren. Dass hierbei inzwischen fast doppelt so hohe Bestände gehalten werden wie noch vor der Krise, verdeutlicht die neue Art der gegenseitigen Abhängigkeit. Unter Entkopplung von Banken und Staaten versteht man sicherlich etwas anderes. Dass alle Staatsanleihen in signifikante Stressszenarien mit eingebunden wurden, lässt den Test allerdings härter erscheinen als noch im Jahre 2011. Das ist immerhin ein Pluspunkt für den neuen Stresstest!
 
Da die Bilanzprüfungen erst im Oktober dieses Jahres abgeschlossen sein werden und inzwischen im Rahmen der Stresstests die Erhebung der relevanten Daten begonnen hat, müssen wir uns noch in Geduld üben, bis wir uns ein Gesamtbild vom europäischen Bankenmarkt machen können.

Internationale Emittenten stellen Investoren reichlich Material zur Verfügung.

Weil eine ganze Reihe internationaler Emittenten den Kapitalmarkt anzapften, herrschte in dieser Woche eine rege Aktivität am Primärmarkt.
 
So emittierte der Energieversorgungskonzern GDF Suez eine 6-jährige Anleihe (WKN A1ZJDU) mit Fälligkeit 5/2020 und eine zwölfjährige Anleihe (WKN A1ZJDT) mit Fälligkeit 5/2026. Die Kupons betragen 1,375 Prozent und 2,375 Prozent. Gepreist wurde die sechsjährige, 1,2 Milliarden Euro schwere Anleihe bei +42 bps über Mid Swap. Dies bedeutete einen Emissionspreis von 99,345 Prozent. Die 12-jährige Anleihe, die ein Volumen von 1,3 Milliarden Euro umfasst, wurde bei +60 bps über Mid Swap gepreist, was einem Emissionspreis von 98,494 Prozent entsprach.
 
Illinois Tool Works brachte eine achtjährige Anleihe (WKN A1VFKV) mit Fälligkeit 5/2022 und eine 20-jährige Anleihe (WKN A1VFKW) mit Fälligkeit 5/2034 am Markt unter. Die Kupons liegen bei 1,75 Prozent und 3,00 Prozent. Gepreist wurde die achtjährige Anleihe, die 500 Millionen Euro schwer ist, bei +45 bps über Mid Swap. Der Emissionspreis betrug damit 99,16 Prozent. Die 20-jährige Anleihe, die ein Volumen von 500 Millionen Euro auf die Waage bringt, wurde bei +80 bps über Mid Swap gepreist. Der Emissionspreis lag damit bei 98,089 Prozent.
 
Der britische multinationale Medienkonzern Pearson emittierte eine Anleihe (WKN A1ZJDW) mit einer Laufzeit von 7 Jahren (5/2021) mit einem Kupon von 1,875 Prozent. Gepreist wurde die Anleihe bei +72 bps über Mid Swap oder 99,391 Prozent. Das Volumen der Anleihe beträgt 500 Millionen Euro.
 
Das spanische Telekommunikationsunternehmen Telefonica begab eine Anleihe (WKN A1ZJJG) mit einer Laufzeit von 8 Jahren und einem Kupon von 2,242 Prozent. Gepreist wurde die Anleihe bei +88 bps über Mid Swap, was einem Emissionspreis von 100 Prozent gleich kam. Das Volumen des Bonds beläuft sich auf 1,25 Milliarden Euro.
 
Diageo, ein weltweit tätiger Hersteller alkoholischer Getränke, emittierte eine fünfjährige Anleihe (WKN A1ZJJJ) mit Fälligkeit 5/2019 und eine 12-jährige Anleihe (WKN A1ZJJH) mit Fälligkeit 5/2026 mit einem Volumen von jeweils 850 Millionen Euro. Die Kupons wurden mit 1,125 Prozent respektive 2,375 Prozent festgelegt. Gepreist wurde die fünfjährige Anleihe bei +33 bps über Mid Swap oder 99,802 Prozent. Der Preis für die zwölfjährige Anleihe wurde bei +57 bps über Mid Swap oder 99,28 Prozent festgestellt.
 
London Heathrow Airport brachte eine Anleihe (WKN A1ZJHN) mit einer Laufzeit von acht Jahren, deren Kupon bei 1,875 Prozent liegt. Gepreist wurde die Anleihe bei +63 bps über Mid Swap, was einem Emissionspreis von 99,135 Prozent entsprach. Das Volumen der Anleihe beläuft sich auf 600 Millionen Euro.
 
Zu guter Letzt hat der Technologiekonzern Linde gestern eine zehnjährige Anleihe (WKN A1ZJJS) im Volumen von 300 Millionen Euro und einem Kupon von 1,875 Prozent emittiert. Der Emissionspreis wurde mit 98,841 Prozent festgelegt, was einem Spread von +40 bps über Mid Swap entsprach.

Rentenhändler als Mediamarkt-Kunden

„Japan als Vorbild für die Zinsentwicklung in Deutschland?“

Benfica hat es wieder nicht geschafft! Seit 52 Jahren versucht das Team aus Lissabon verzweifelt, einen internationalen Titel zu gewinnen und damit den auferlegten Fluch ihres ehemaligen Trainers Bela Guttmann aus dem Jahr 1962, dem sogenannten Guttmann-Fluch, zu bezwingen.

Alles andere als verflucht ist die aktuelle Entwicklung an den internationalen Finanzmärkten. Die Aktienindizes jagen neue Höchststände und auch der Euro-Bund-Future will nicht hinten anstehen. Zwar erreichte das Zinsbarometer keine neuen Rekorde, die Entwicklung der letzten Tage ist dennoch bemerkenswert. Das Sorgenbarometer zündete ein Kursfeuerwerk und stieg auf ein neues Jahreshoch bei 145,97 Punkten. Befeuert wurde das Kursplus durch schlechte Konjunkturdaten, insbesondere den ZEW-Index, sowie die abermaligen Spekulationen um die geldpolitische Ausrichtung der EZB. Der Juni-Kontrakt notiert aktuell weiterhin auf einem hohen Niveau bei 145,76 Prozent, was die Rendite zehnjähriger Bunds bis auf 1,38 Prozent schmelzen ließ.
 
In solch turbulenten Zeiten bietet die Charttechnik immer eine gute Orientierungshilfe. Danach ist der nächste Widerstand bei der psychologisch wichtigen Marke von 146 Prozent auszumachen. Nach unten ist der Bereich zwischen 145,25 Prozent und 144,97 Prozent (Hoch vom 02.05.) als Unterstützung zu nennen.
 
Ob die Börsenweisheit „Sell in May and go away“ zum Tragen kommt und die Kurse einen Richtungswechsel vornehmen, bleibt eine spannende Frage im Hinblick auf die nächsten Handelstage. Aber die Spekulation auf die geldpolitische Entscheidung in Euroland lässt Parallelen zu Japan erkennen und alle Käufer deutscher Staatsanleihen haben anscheinend den Mediamarkt-Werbeslogan verinnerlicht.

Deutschland erzielt Sammlerpreise und wird zur Zinsebene!

„Italien brauchte Geld“

Nachdem in den USA in dieser Handelswoche „lediglich“ 83 Milliarden US-Dollar als Vier-Wochen, Drei-Monats- und Sechs-Monats T-Bills begeben wurden, haben sich in Euroland die „Großmächte“ am Kapitalmarkt präsentiert. Italien hat seinen Bedarf von ca. 7 Milliarden Euro mittels Neu- und Altemissionen gedeckt. Die Niederlande haben ihre aktuelle zehnjährige Anleihe um 3 Milliarden Euro aufgestockt.
 
In Deutschland hingegen wurde die Bundesfinanzagentur gleich zweimal aktiv. Zum Ersten mit einer Erhöhung des Emissionsvolumens der inflationsindexierten Anleihe 103053) um 1 Mrd. € auf insgesamt 14 Milliarden Euro. Die hierbei bei 1,9-facher Überzeichnung zu erzielende reale Durchschnittsrendite von -0,60 Prozent lässt aufhorchen. Und zum Zweiten am gestrigen Mittwoch durch die Neuauflage einer zweijährigen Bundesschatzanweisung (WKN 113746), die bei einer 1,8-fachen Überzeichnung mit einer Durchschnittsrendite von 0,09 Prozent zugeteilt wurde. Dass man bei einer solchen Rendite fast 4,2 Milliarden Euro bei Investoren – bei einem anvisierten Emissionsvolumen von 5 Milliarden Euro – platzieren kann, erinnert schon fast an Flohmarktpreise für Sammlerstücke! Deutschland wird zur Zinsebene!

Euro auf der Münchner Rutsch‘n

„Draghi verschreckt Devisenhändler“

Am Wochenende gingen in Deutschland viele Frühlingsfeste zu Ende. Es scheint jedoch so, dass die Gemeinschaftswährung nach wie vor noch auf einem Fahrgeschäft sitzt, nämlich auf einer Stufen-Rutsche. Die Bekannteste ihrer Art wird jedes Jahr auf dem Münchner Oktoberfest zum Anziehungspunkt für Jung und Alt, die Münchner Rutsch‘n. Ausgelöst wurde die Rutschpartie des Euros bereits am vergangenen Donnerstag durch EZB-Chef Mario Draghi. Dies war der erste Schubser für die Gemeinschaftswährung und in der Folge ging es von 1,3992 US-Dollar auf 1,3743 US-Dollar. Die nächste Stufe nahm der Euro nach Veröffentlichung des ZEW-Index. Dieser ging im Mai um mehr als zehn Punkte zurück und der Euro rutschte weiter ab, bis auf 1,3688 US-Dollar. Aktuell bewegt sich die Gemeinschaftswährung knapp über der Marke von 1,37 US-DOllar. Es bleibt abzuwarten ob es sich hier lediglich um die nächste Stufe oder schon um das Ende der Rutsche handelt. Dies wird stark davon abhängen ob die Zinssenkungsphantasie am Leben gehalten werden kann.
 
Auch gegenüber dem russischen Rubel erging es der Gemeinschaftswährung ähnlich. In der vergangenen Handelswoche haben vermehrt ausländische Anleger in Rubel investiert. Die westlichen Sanktionen gegen Russland wurden zwar verschärft, doch anscheinend lässt dies die Investoren kalt. So fiel der Euro von 49,0758 Rubel bis auf 47,425 Rubel.
 
In dieser Woche standen neben den Fremdwährungsanleihen auf russische Rubel auch Anleihen auf türkische Lira, US-Dollar und brasilianische Real im Fokus der Anleger.

Autor: Klaus Stopp, stellvertretender Leiter Rentenhandel der Baader Bank 

Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.

Baader Bank AG
© 15. Mai 2014