DAX-Sentiment: Börsianer sind alles andere als verunsichert

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6. Juli 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Kommt nach dem Kursfeuerwerk das Sommerloch? Nach der kräftigen 400-Punkte-Rallye, die dem DAX in nur wenigen Tagen gelungen ist, zeigt der deutsche Leitindex leichte Ermüdungserscheinungen. Verständlich, dass sich die Investoren nun fragen, ob die jüngsten Kursgewinne doch nur ein Strohfeuer sind oder ob der DAX trotz der traditionell eher ruhigen Sommermonate seine Klettertour bis auf ein neues Jahreshoch fortsetzen kann. Zumal die Lage weiterhin schwierig ist: In den USA etwa ist noch keine Einigung im Budgetstreit erreicht worden. Einen kleinen Vorgeschmack auf das, was nach Ablauf der Verhandlungsfrist am 2. August passieren könnte, gibt der US-Bundesstaat Minnesota: Seit Freitag stehen weite Teile der Verwaltung still, weil sich die regionalen Parteien bislang nicht auf einen gemeinsamen Haushalt einigen konnten; der öffentliche Geldhahn wurde abrupt zugedreht.

In Europa sorgten die Rating-Agenturen für Aufsehen: Moody’s stufte die Bonität Portugals um gleich vier Noten auf Ramschstatus ab. Die Bonitätswächter fürchten, dass das Land ein weiteres Hilfpaket benötigt, bevor es an die Kapitalmärkte zurückkehren kann. Und die Kollegen von S&P erteilten sämtlichen bisherigen Plänen für eine Beteiligung privater Gläubiger an der Griechenland-Rettung vorerst eine klare Absage – man würde dem Land dennoch den Stempel „selective default“ (teilweiser Zahlungsausfall) aufdrücken, ließen sie verlauten. Genau das aber wollen Banken und Politiker unbedingt vermeiden. Doch so schauderhaft diese Nachrichten auch klingen mögen, echte Verunsicherung hat an den Märkten nicht um sich gegriffen. Vielmehr wissen die Akteure längst, dass die Euro-Retter auch dafür eine Lösung finden werden. Sollten alle Rating-Agenturen griechische Papiere unter „Zahlungsausfall“ führen, so könnte die Europäische Zentralbank diese nicht mehr als Sicherheiten akzeptieren – zumindest unter dem jetzigen Reglement. Aber die europäischen Notenbanker haben während der Krise ihre Sicherheitenanforderungen bereits kräftig gelockert; warum nicht noch ein weiteres Mal?

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Dass die Börsianer alles andere als verunsichert sind, zeigt sich auch bei der heutigen Sentiment-Umfrage. Die Stimmung der mittelfristig orientierten Anleger ist weiterhin gut, wenn der Bull/Bear-Index auch von seinem Jahreshöchststand der vergangenen Woche etwas abgerückt ist. Er erreicht immerhin noch den dritthöchsten Wert dieses Jahres. Der seit Jahresbeginn anhaltende langfristige Abwärtstrend des Bull/Bear-Index (gleitender Vier-Wochen-Durchschnitt) ist mittlerweile gebrochen. Das Gros der Anleger ist also überzeugt von einer Fortsetzung der Rallye – vor einem Sommerloch fürchten sie sich nicht. 9 Prozent der Bullen streichen allerdings vorerst Profite ein und nehmen eine Auszeit an der neutralen Seitenlinie. Die schlechten Nachrichten über Griechenland, USA und Co. kamen ihnen da gerade recht. Mehr noch: Derlei Hiobsbotschaften werden sie wohl in Zukunft auch nicht vom Wiedereinstieg abhalten.

Analyse im TV:
Jeden Donnerstag

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Der nach wie vor beachtliche Optimismus der Investmentprofis schadet dem DAX nicht – er notiert trotz der Verkäufe aus dem mittelfristigen orientierten Lager in der Nähe seines Erholungshochs. Die Zuversicht hilft aber auch nicht gerade. Denn wir rechnen vor dem Jahreshoch und darüber hinaus mit weiteren Gewinnmitnahmen der jüngst so erfolgreichen Bullen, die jegliche weitere Erholung temporär abschwächen werden.

Christin Stock, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral
Total 48 % 20 % 32 %
ggü. letzter Erhebung – 9 % + 0 % + 9 %

DAX-Stimmungskurve

DAX-Stimmungskurve

Stand DAX 06.07.2011, 12:00 Uhr: 7.430 Punkte (+ 2,48 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear- Index: 65,6 Punkte

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