DAX-Sentiment: Investoren und Managern geht die Korrektur zu weit

Goldberg
Stock

24. August 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Investoren sind gespannt: Wo sich gewöhnlich Biber und Waipiti-Hirsch gute Nacht sagen, wird am Freitag US-Notenbankchef Ben Bernanke beim alljährlichen Stelldichein der Zentralbanker in Jackson Hole, Wyoming, sprechen. Wird er dann eine neue Runde Staatsanleihekäufe ankündigen? Wird das den Aktienmärkten endlich wieder auf die Füße helfen? Das Enttäuschungspotenzial ist groß. Denn erstens gibt es einige Kritiker einer neuerlichen Quantitativen Lockerung (QE3) im geldpolitischen Komitee – schon bei der letzten Zinsentscheidung hatten drei Zentralbanker dagegen votiert, sich auf eine ultraniedrige Zinspolitik bis 2013 festzulegen. Und zweitens wollen die Notenbanker die umstrittene QE-Keule gewöhnlich nur schwingen, wenn neben schwacher Konjunktur auch deflationäre Tendenzen drohen. Aber von Letzterem sind die USA momentan weit entfernt. Ohnehin müsste jedes weitere Lockerungsprogramm deutlich größer ausfallen als alle vorherigen, denn die Märkte sind längst daran gewöhnt und lechzen nach mehr.

Von der geldpolitischen Ecke winkt den gebeutelten Aktienindizes also wohl keine große Unterstützung. Zumindest hat sich die europäische Wirtschaft aber nicht von der Börsenschwäche ins Bockshorn jagen lassen: Europäische Top-Manager greifen auffällig kräftig zu bei den Aktien ihrer eigenen Konzerne, während auch die Einkaufsmanager der Unternehmen noch einigermaßen optimistisch sind; ein großer Stimmungseinbruch wie nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers und der anschließenden Aktien-Talfahrt ist bislang ausgeblieben. Sie halten die Konjunktur-, gar Rezessionssorgen all der (langfristigen) Investoren, die in den letzten Wochen so eifrig rund um den Globus ihre Aktien auf den Markt geworfen haben, offensichtlich für übertrieben. Der Ifo-Geschäftsklima-Index hat sich zwar gleichzeitig stärker eingetrübt als von Ökonomen erwartet, aber sowohl die Einschätzung der aktuellen Lage als auch die Erwartungen für die Zukunft sind noch meilenweit entfernt von den miesen Werten in 2008 und 2009.

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Auch den heimischen, mittelfristig orientierten Akteuren, die die Börse Frankfurt regelmäßig befragt, ging die Korrektur zu weit: Sie sehen diese als nicht gerechtfertigt an und haben sich erneut zum Kauf von deutschen Blue Chips entschieden. Die 11 Prozent an neuen Bullen rekrutieren sich allesamt aus dem pessimistischen Lager und haben vorerst alles richtig gemacht. Aus ihren alten Short-Engagements haben sie Gewinne mitgenommen – schließlich rutschte der DAX am Freitag auf ein neues Tief von 5.345 Punkten ab, aber hernach konnte er sich zumindest ein wenig erholen. Das Stimmungsbarometer, der Bull/Bear-Index, schnellt mit 67,8 Punkten fast wieder auf den Stand von vor zwei Wochen und markiert nun immerhin den dritthöchsten Stand dieses Jahres. Das Bärenlager ist ziemlich leer gefegt: Nur noch rund ein Fünftel aller Panelteilnehmer ist momentan für weitere Korrekturen positioniert. Allerdings dürften sich die Akteure auch weiterhin sehr flexibel zeigen. Die neuen Bullen dürften nach ein paar hundert Punkten Kursgewinn schnell wieder die Seiten wechseln wollen.

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Die mittelfristig orientierten Anleger sind weiterhin sicher nicht die treibende Marktkraft. Ihre Käufe haben zwar mitgeholfen, weitere Kursverluste zu verhindern. Aber für gerade einmal 4 Prozent Kurserholung seit dem Jahrestief haben sie schon sehr viel von ihrem Kaufpulver verschossen.

Christin Stock, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral
Total 54 % 22 % 24 %
ggü. letzter Erhebung + 11 % – 11 % + 0 %

DAX-Stimmungskurve

DAX-Stimmungskurve

Stand DAX 24.08.2011, 12:00 Uhr: 5.565 Punkte (- 6,08 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear- Index: 67,8 Punkte

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