DAX-Sentiment: Mit Tendenz zur Konsolidierung

Goldberg
Goldberg

17. August 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es kam fast wie es kommen musste, wenn man sich die neuste Stimmungserhebung der Börse Frankfurt zu Gemüte führt: Die Optimisten, die wir in der Vorwoche noch trotz des bis zum Erhebungszeitpunkt erfolgten heftigen Kurssturzes des DAX ausfindig gemacht hatten, sind allesamt verschwunden. Gut zwei Drittel der Befragten haben sich direkt wieder zu den Pessimisten begeben, während der verbleibende Rest zunächst einmal eine Auszeit nimmt. Dass diese Verschiebung in so großer Zahl stattgefunden hat, ist zumindest ein Indiz dafür, dass die Investoren für ihren Mut ganz ordentlich belohnt wurden. Auf der anderen Seite könnten die dahinter stehenden Positionen jedoch nicht allzu hoch gewesen sein – ansonsten hätte der DAX im Wochenvergleich nicht nur 1,5 Prozent seines Wertes verloren.

Abgesehen vom Kursgewinn, den ein Teil der mittelfristig orientierten Akteure unserer Erhebung mitgenommen haben mag, gibt es natürlich genügend Gründe, nicht zu lange auf deutsche Aktien zu setzen. Wobei sich zum einen die Vorgabe des langfristigen Kapitals, das wir hinter dem Kurssturz des DAX bis vor einer Woche vermutet haben und das sich womöglich auf wenige große Adressen beschränkt, in den Köpfen vieler Marktteilnehmer festgesetzt haben mag. Dass hierbei auch die Fundamentaldaten die nicht gerade stabile Verfassung des Aktienmarktes bestätigen, sollte dabei auch nicht wundern. Interessant ist in diesem Zusammenhang die jüngste Umfrage der Bank of America Merrill Lynch bei Fondsmanagern auf globaler Ebene, die hauptsächlich Europas Schuldenkrise als größtes Risiko für die Finanzmärkte sehen. Noch vor Wochenfrist wurden von den Akteuren die überwiegend die veränderte Situation und die schlechten Aussichten der US-Ökonomie als Ursache für die massiven Aktienverkäufe genannt.

Analyse zum Anhören:

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Natürlich könnte man jetzt einwenden, die europäische Politik habe sich während der vergangenen drei Wochen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Auch das Treffen der beiden Regierungschefs von Deutschland und Frankreich am gestrigen Tage, wurde von vielen Akteuren eher als Enttäuschung wahrgenommen. Ja, man plant eine europäische Wirtschaftsregierung. Und damit das Ganze nicht zu abstrakt aussieht, hat man mit dem EU-Ratspräsidenten Herman Van Rompuy zumindest einen konkreten Kopf an der Spitze dieser noch visionären Wirtschaftsregierung installiert. Details werden natürlich später folgen, wovon das Wichtigste, nämlich die Zustimmung aller beteiligten Staaten zu einer Wirtschaftsregierung, noch aussteht. Über die umstrittenen Eurobonds wollen Angela Merkel und Nicolas Sarcozy unterdessen nicht gesprochen haben. Immerhin hat der französische Staatspräsident für die ganz ferne Zukunft – also am Ende eines europäischen Integrationsprozesses – derartige Anleihen nicht ausgeschlossen. Und so bleibt von diesem Treffen für die Börsianer lediglich wieder einmal die Drohung einer Finanztransaktionssteuer und von der vergangenen Woche ein temporäres Leerverkaufsverbot für Finanzwerte übrig, das man mit Fug und Recht als nicht zielführend bezeichnen kann.

Analyse im TV:
Jeden Donnerstag

  • 11.15 Uhr auf n-tv
  • 14.10 / 18.05 Uhr auf DAF

Die heutige Erhebung hat unseren Maßstab für Optimismus, den Bull/Bear-Index mit 55,6 Punkten wieder in Richtung neutrale 50-Prozent-Linie zurückgeführt und bereits jetzt schon leicht unter das Jahresmittel gedrückt. Die wichtigste Aussage, die man aus diesem Bild ersehen kann, ist bei einer immer noch recht hohen Polarisierung zwischen Bullen und Bären, dass sich die Volatilität des Marktes mit Tendenz zur Konsolidierung auf dem gegenwärtigen Niveau einzupendeln versucht.

Joachim Goldberg, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral
Total 43 % 33 % 24 %
ggü. letzter Erhebung – 14 % + 10 % + 4 %

DAX-Stimmungskurve

DAX-Stimmungskurve

Stand DAX 17.08.2011, 12:00 Uhr:.5.925 Punkte (- 1,50 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear- Index: 55,6 Punkte

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