DAX-Sentiment: Optimismus schwindet weiter

Hirschmüller
Hirschmüller

19. Oktober 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Als der DAX am Montag die Woche mit einem schwungvollen Anstieg auf 6.080 Punkte – dem höchsten Niveau seit Mitte August – eröffnete, gingen manche Bären schon wieder in Deckung. Allerdings folgte dem Versuch, die Oktober-Rallye nahtlos fortzusetzen, erst einmal ein Dämpfer. Binnen 24 Stunden fiel der Leitindex mehr als 5 Prozent. Dieser Rückschlag ließ Pessimisten, die in den vergangenen beiden Wochen merklich vorsichtiger geworden sind, sofort wieder nach vorne preschen, um vor der Bärenmarktrallye zu warnen, die der DAX derzeit angeblich vollzieht. Aktienmarktskeptiker scheuten keine Mühen. Sie begaben sich weit in die Vergangenheit, um nach Parallelen zum aktuellen Kursgeschehen zu suchen. Fündig wurden sie im Herbst 2001. Zur Erinnerung: Der DAX fand nach einem 2.000-Punkte-Kursrutsch Ende September 2001 seinen Boden und erholte sich danach wieder in fast der gleichen Größenordnung. 1.000 Punkte dieser Erholungsrallye wickelte er in den letzten beiden Septemberwochen ab. Diese Ähnlichkeit war für Marktbeobachter wohl ausreichend um Folgendes zu interpretieren: Die Aufwärtsbewegung kann zwar vielleicht noch ein bisschen weitergehen, aber dann geht es in Sachen Baisse wieder rund. Die Aufwärtskorrektur wird also bewusst als „Dead-Cat-Bounce“ abgewertet.

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Beobachtet man den laufenden Handel, gewinnt man nicht unbedingt den Eindruck, die Akteure würden bereits bis zum Jahresende oder gar bis ins nächste Jahr schauen. Die meisten scheinen bereits froh zu sein, sich von einem Staatschef- oder Finanzminister-Treffen zum nächsten orientieren zu können. Zu schnell wechseln derzeit politische Manöver, zu stark schwanken die Kurse. Ein Szenario schwirrt aber unverändert in den Köpfen der Händler herum: das eines baldigen Wiederabstiegs. Die Baisse ist nicht gebrochen – höchstens unterbrochen, scheint die mehrheitliche Meinung zu sein. Dieses Bild spiegelt seit einigen Wochen auch unser Stimmungs-Barometer wider. Die von der Börse Frankfurt befragten Fondsmanager können sich einfach nicht mit einem dauerhaften Erholungsszenario anfreunden – zumindest noch nicht. „Merkozy“ & Co können noch so viele Versprechen abgeben, der DAX kann noch so dynamisch über die 6.000 springen, es mangelt trotzdem am Willen, an den Genesungsprozess des Aktienmarktes zu glauben. Die wechselhafte und immer noch überwiegend negative Nachrichtenlage sowie die vielen beängstigenden Analystenkommentare sind sicherlich eine Erklärung dafür, warum sich Optimismus derzeit im Finanzmarkt kaum verbreiten kann.

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Viele unserer Befragten meiden schon seit Mitte September eine Kontaktaufnahme mit dem bullishen Lager. Diejenigen, die noch zuversichtlich sind, werden hingegen immer weniger. Die Reihen der DAX-Optimisten (46 Prozent) lichten sich. 3 Prozent der Bullen sind vermutlich durch den jüngsten Sprung über die 6.000er Marke abhandengekommen. Der 2-prozentige Abzug bei den Bären ist hingegen eher ein Resultat von Verlustbeschränkungen. Denn trotz des 300-Punkte-Rückschlages der ersten Wochenhälfte hat wohl kaum einer der Short-Spieler der letzten vier Wochen von Gewinnen sprechen können. Damit bleibt den Pessimisten einmal mehr nichts anderes übrig, als auf einen weiteren großen Knall zu warten, der den Markt zur Strecke und sie in die Gewinnzone bringt. Aufgrund der hohen Rate untergewichteter Fondsmanager und der Stärke des DAX muss jedoch befürchtet werden, dass diese Hoffnungen nicht so schnell erfüllt werden können.

Gianni Hirschmüller, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral
Total 46 % 34 % 20 %
ggü. letzter Erhebung – 3 % – 2 % + 5 %

DAX-Stimmungskurve

DAX-Stimmungskurve

Stand DAX 19.10.2011, 12:00 Uhr: 5.930 Punkte (+ 1,02 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear- Index: 56,7 Punkte

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