Zertifikate-Trends: Einzelaktien im Fokus

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4. November 2015. Frankfurt (Börse Frankfurt). Der goldene Oktober an den Aktienmärkten mit zum Teil großen Kursschwankungen sowie deutlichen Gewinnen beflügelt den Umsatz mit Zertifikaten. „Je größer die Volatilität, desto interessanter sind strukturierte Produkte“, meint Anouch Wilhelms von der Commerzbank, der von regem Interesse insbesondere an Discount-Zertifikaten auf Einzelaktien berichtet. „Schwankungen an den Börsen sind auf kurze Sicht immer attraktiv.“ Zudem engagierten sich Anleger lieber in steigende als fallende Märkte. Ruhiger sei es in Öl- und Goldprodukten.

Für Christian Glaser befindet sich der Markt bereits mitten in der Jahresendrallye. Einen zusätzlichen Schub habe nach Ansicht des Zertifikate-Händler der BNP Paribas EZB Präsident Mario Dragi mit seiner Aussage gegeben, die Politik des billigen Geldes nach Bedarf auszuweiten. „Seitdem gibt es kaum noch Zweifler an weiter kletternden Aktien.“

Autobranche bleibt Thema

Christian Glaser
Glaser

Autobauer als Basiswert stehen bei Wilhelms Kunden weiterhin hoch im Kurs. Etwa lande ein klassisches Discount-Zertifikat auf Daimler (WKN CR15KU), das mit einem Cap von 70 Euro von steigenden Kursen profitiert, besonders häufig in den Anlegerdepots. Die Aktie des deutschen Konzerns bewege sich im Sog des Skandals um manipulierte Abgastests. Seit Montag hat der Wert von knapp 80 auf etwas über 77 Euro verloren.

„Übergeordnetes Thema ist immer noch Volkswagen“, meldet auch Glaser. Etwa interessierten sich Anleger verstärkt für ein bis 18. Dezember laufendes vierfach gehebeltes Knock-out-Zertifikat auf VW (WKN PS9NHM) mit einer Knock-out-Schwelle von 125 Euro. „Die Hiobsbotschaften reißen nicht ab.“ Als Reaktion auf ein weiteres Geständnis des Unternehmens brach die VW-Aktie zum heutigen Handelsstart zwischenzeitlich um mehr als 10 Prozent ein und liegt derzeit knapp über 100 Euro.

Anleger nutzen Turbolenzen bei Bankaktien

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Wilhelms

Auf Erholung setzen BNP Paribas-Kunden bei der Deutschen Bank. Eine Call-Option (WKN PS9KJ1), die vom Anleger bei Fälligkeit ausgeübt werden kann, käme besonders häufig zum Zuge. Liegt die Deutsche Bank-Aktie dann über dem Basispreis von 21 Euro, ergibt sich die Rückzahlung. Angerechnet wird dabei die Kursentwicklung bis maximal 24 Euro. Aktuell steht die Aktie bei 25,80 Euro.

Ebenso würde ein Knock-out-Schein auf die Commerzbank (WKN BP92CT) mit einer Schwelle von 8,42 Euro rege nachgefragt, wie Glaser meldet. Auch hier setzten Anleger offenbar auf eine Erholung der Commerzbank-Aktie, die immerhin für das laufende Jahr nach einem unerwarteten Gewinn erstmals seit 2007 wieder Ausschüttungen an die Aktionäre plant.

Wilhelms spricht von regem Zuspruch für ein klassisches Discount-Zertifikat (WKN CR1POD) und ein fünffach gehebeltes Long-Zertifikat auf die Deutsche Bank (WKN CZ6SNM). Zudem hätten Lufthansa- und Dialog Semiconductor-Produkte (WKN CR8SWJ) für Furore gesorgt.

Ausblicke der US-Berichtssaison überzeugen

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Görich

Grundsätzlich bullish geben sich die Zertifikate-Kunden der Baader Bank, wie Simon Görich berichtet. Die laufende Berichtssaison in den USA ziehe die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich. Beispielsweise finde ein klassischer Optionsschein auf Starbucks (WKN SG8S5T) mit Fälligkeit am 16. Dezember 2016 Anklang. Falls der Aktienkurs der Kaffeehaus-Kette dann unter 70 US-Dollar liegt, gehen Anleger leer aus. Zur gleichen Zeit verfällt der laut Görich ebenfalls gesuchte Optionsschein auf die Altria Group (WKN SG654B). Hier liegt die Schwelle bei 65 US-Dollar.

Zuversichtlich geben sich Anleger auch mit Blick auf die Entwicklung von O’Reilly Automotive und entscheiden sich dabei vermehrt für einen Optionsschein (WKN CN2MRE) auf den Autoteile-Spezialisten aus den USA. Die Aktie des mit 7 Milliarden US-Dollar Umsatz ausgestatteten Unternehmens zeigt seit Jahren nach oben.

Empfehlungen zeigen Wirkung

Anleger reagieren nach Beobachtung von Marcel Sattler auf so manche Einschätzung von Analysten oder Finanzportalen bzw. Börsenbriefen. „Einige Gattungen wurden nach Empfehlungen vermehrt gekauft“, registriert der Zertifikate-Händler der ICF Bank. Dazu zählt Sattler die Nachfrage nach Optionsscheinen auf Adva Optical Networks (WKN DG51QH) und Pro Sieben (WKN DG2T0N). Die regen Käufe eines Knock-out-Scheins auf Wynn Resorts (WKN PS87GG) mit einer Schwelle bei 84,49 US-Dollar gehörten ebenfalls dazu.

DAX-Erwartungen uneinheitlich

Faktor-Zertifikate auf den deutschen Aktienindex gehören bei Sattlers Kunden wie gewohnt zu den beliebtesten Produkten. „Dabei setzen Anleger mal auf fallende, mal auf steigende Kurse.“ Ein DAX-Zertifikat von Vontobel (WKN VZ8S12), das zwölffach von fallenden Kursen profitiert, käme ebenso gut an wie ein Long-DAX-Produkt von HSBC (WKN TD90LL) mit einem zehnfachen Hebel.

von Iris Merker, Deutsche Börse AG

© 4. November 2015