Devisen: Abwärtsdruck auf Euro steigt

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28. Oktober 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Geldpolitik bestimmt weiter den Devisenmarkt. Wann kommt die US-Zinserhöhung? Wird die EZB-Geldpolitik nochmals expansiver? Das sind die Fragen, die diskutiert werden. Am heutigen Mittwoch blickt alles gen USA und das Treffen der US-Notenbanker.  Ein Zinsschritt wird zwar noch nicht erwartet, erhofft werden allerdings Signale hinsichtlich des Zeitpunkts.

Die EZB hat unterdessen vergangene Woche angedeutet, das Anleihekaufprogramm unter Umständen auszuweiten, sogar eine weitere Senkung des ohnehin bereits negativen Einlagenzinses wurde nicht ausgeschlossen. Das drückte den Außenwert des Euro. Dennoch hält sich die Gemeinschaftswährung weiter oberhalb der 1,10 US-Dollar-Marke bei aktuell 1,1070 US-Dollar, Mitte dieses Monats war der Euro in Erwartung einer Verschiebung der US-Leitzinsanhebung zwischenzeitlich auf über 1,14 US-Dollar gestiegen.

Euro-Potenzial begrenzt

„Die EZB-Lockerungsphantasie hält das Erholungspotenzial des Euro gegenüber dem US-Dollar in engen Grenzen“, meint Chris-Oliver Schickentanz von der Commerzbank. Die Perspektive einer weiteren Absenkung des Einlagensatzes der EZB habe den Euro besonders belastet. „Sollte die Fed am Mittwoch tatsächlich verbal eine Leitzinswende im Dezember vorbereiten, dürfte der Abwärtsdruck auf den Euro noch zunehmen.“

Auch die HSH Nordbank erwartet einen schwächeren Euro. „Wir gehen davon aus, dass die EZB im Dezember eine Ausweitung der Anleihekäufe verkünden wird“, erklärt Sintje Boie. Zudem sei eine Verlängerung des Programms und eine Senkung des Einlagezinses möglich. „Durch die Verschiebung der US-Leitzinsanhebung gibt es zwar nicht ganz so viel Gegenwind für den Euro, der Kurs könnte aber noch in Richtung 1,05 US-Dollar zum Euro fallen.“

Anleger spielen das Wechselkurspaar vor allem mit dem ETFS 5x Long US-Dollar Short Euro- (WKN A12Z31) oder dem ETFS 5x Short US-Dollar Long Euro-ETN (WKN A12Z32), wie Ralf Bendig von der ICF Bank berichtet. „Da gab es Käufe und Verkäufe.“

Brexit-Angst könnte Pfund belasten

Auch bei anderen Industrieländerwährungen fehlen derzeit die großen Bewegungen. Der Euro kostet aktuell 0,7242 britische Pfund nach 0,74 vor einem Monat. Dabei bewegt sich das Währungspaar Euro/Pfund derzeit ähnlich wie Euro/US-Dollar, auch in Großbritannien wird mit einer Zinsanhebung gerechnet. „Hier geht es ebenfalls um den Zeitpunkt“, bemerkt Boie. Die mit höheren Zinsen einhergehende Erstarkung des Pfund könne aber durch die Diskussionen um den Brexit, also den Austritt Großbritanniens aus der EU, konterkariert werden. „Wir rechnen zwar nicht damit, allerdings dürfte allein die Angst davor das Pfund schwächen.“

Die HSBC sieht das ähnlich. Sie erwartet eine erste Leitzinsanhebung in Großbritannien im Februar 2016. „In den vergangenen vier Zinserhöhungszyklen konnte das Pfund in den Wochen nach dem entsprechenden Beschluss handelsgewichtet jeweils deutlich zulegen.“ Strukturelle und politische Faktoren würden im weiteren Verlauf das Pfund jedoch zunehmend in Bedrängnis bringen. „Neben der weiter stark defizitären Leistungsbilanz wirft dabei das bis spätestens Ende 2017 geplante Referendum zur EU-Mitgliedschaft seine Schatten voraus.“ Für das Pfund werde sich die Lage zuspitzen, je näher der Wahltermin rücke. „Der Euro sollte daher 2016 zur britischen Valuta sukzessive zulegen können.“ Die Bank prognostiziert zum Jahresende 2016 jetzt 0,80 statt 0,76 Pfund zum Euro.

Euro behauptet gegenüber Franken

Gegenüber dem Schweizer Franken zeigt sich der Euro weiter stark, aktuell kostet die Gemeinschaftswährung 1,0878 Franken – weit weg von der nach Freigabe des Franken Anfang des Jahres erreichten Parität.  „Dass der Franken nach den Äußerungen der EZB vergangene Woche nicht aufgewertet hat, ist schon erstaunlich“, kommentiert Boie. Was den japanischen Yen angeht, prognostiziert die HSH Nordbank unverändert eine weitere Abschwächung des Yen gegenüber dem US-Dollar. „Auch hier läuft die Geldpolitik auseinander. Die Bank of Japan könnte die Anleihekäufen nochmals ausweiten.“

Von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG

© 28. Oktober 2015