Devisen: Euro vorerst unterstützt

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30. September 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Zentralbanken bestimmen weiterhin das Bild an den Devisenmärkten. Auf Monatssicht tritt der Euro mit 1,12 gegenüber dem US-Dollar auf der Stelle. Aber je nach Nachrichtenlage ging es zwischendurch mit der Gemeinschaftswährung innerhalb eines Korridors zwischen 1,11 und 1,14 zuweilen hektisch hin- und her. „Die Unsicherheit am Markt ist groß“, meint Sintje Boie von der HSH Nordbank. Zwar stehe nun der Dezember als wahrscheinlicher Termin für die Anhebung der Zinsen in den USA im Raum. Bei Bedarf könne Janet Yellen mittels einer Pressekonferenz jedoch bereits im Oktober agieren.

US-Dollar in den Startlöchern

Den Ausschlag für die zögerliche Haltung der Notenbankpräsidentin gäben die Entwicklungen in China und die unruhigen internationalen Aktienmärkte. „Vielleicht schreckt die Fed deshalb im Dezember abermals vor einem Zinsschritt zurück“, bemerkt Boie. Allerdings erhöhe sich mit einer weiteren Verschiebung die Gefahr, den richtigen Zeitpunkt zu verpassen. Nach der langen verbalen Vorbereitung würden Anleger im kommenden Jahr womöglich auf Signale vonseiten der Zentralbank kaum noch reagieren. „Größere Turbulenzen an den Märkten sind in dem Fall vorprogrammiert.“

Auch die HSBC rechnet noch in 2015 mit einer US-Zinsanhebung um 25 Basispunkte. In diesem Umfeld erwarten die Analysten der Großbank mit Sitz in London eine Verteuerung des Greenback gegenüber dem Euro auf 1,14 zum Jahresende. Mittlerweile hielten die meisten Mitglieder des Offenmarktausschuss‘ der US-Zentralbank einen Zinsschritt noch in diesem Jahr für richtig. Die stark gefallene Inflation, verursacht größtenteils durch sinkende Energie- und Importpreise, würde nur vorübergehend belasten und deshalb künftig weniger ins Gewicht fallen.

EZB und Bank of Japan noch lockerer

Derweil unterstreiche die Europäische Zentralbank ihre Handlungsfähigkeit zur Wahrung der Preisstabilität über die bisherigen Lockerungsmaßnahmen hinaus. „Ob die Notenbanker Taten folgen lassen, ist noch offen“, bemerkt Boie, die eine diskutierte Verlängerung des erst in einem Jahr auslaufenden Anleihen-Kaufprogramms kritisch sieht. Über 2016 hinaus europäische Staatsanleihen zu kaufen, könne die Blasenbildung am Rentenmarkt fördern. Verlasse die EZB als Käufer den Markt irgendwann im Anschluss, steige die Gefahr einer Entladung. „Die EZB scheint aber darauf zu hoffen, nicht nachlegen zu müssen.“

Japanisches Inflationsziel Ausschlag gebend

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Hellmeyer

Im Verhältnis zwischen Yen und US-Dollar ist auf Vierwochensicht wenig passiert. Für einen US-Dollar sind etwa 120 Yen fällig. Allerdings könnte sich das bald ändern. Bank of Japan-Chef Kuroda ist laut Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank in Angriffslaune und hat aufgrund schwacher Konjunkturdaten weitere geldpolitische Lockerungsmaßnehmen in Aussicht gestellt. Zur Erreichung des Inflationsziels würde die Notenbank entsprechend reagieren. Die weitere Öffnung der Geldschleusen schwäche aller Voraussicht nach die japanische Währung. „Das Abenomics Experiment steckt aktuell in einer Einbahnstraße“, urteilt Hellmeyer. „Die Frage ist, wann und wie viel Geld für welchen Zeitraum gedruckt wird.“

Real bleibt angezählt

Eine schwere Rezession bei hoher Inflation, eine innenpolitische Krise und der Entzug des Investment-Grades der Anleihen des Landes durch eine der drei führenden Ratingagenturen haben nach Meinung von Bernhard Esser das Vertrauen in den brasilianischen Real massiv erschüttert. Seit Mitte vergangenen Jahres hat die Landeswährung knapp die Hälfte ihres Wertes gegenüber dem US-Dollar verloren. Gleichzeitig markierte der Greenback mit über 4,20 Real einen neuen Rekord. „Obwohl die brasilianische Notenbank zuletzt spektakulär die Heimatwährung gestützt hat, bleibt die Währung angezählt“, kommentiert der HSBC-Analyst, der für Ende 2016 einen Wechselkurs auf dem Niveau von 4,20 Real zum US-Dollar erwartet. Auch an den Finanzmärkten in der Region sorge die Krise Brasiliens für zunehmende Spannungen. Esser hält die unmittelbare Ansteckungsgefahr der Brasilienkrise auf die Nachbarländer Argentinien, Uruguay, Paraguay und Bolivien indes für begrenzt. Von einem verstärkten Kapitalabfluss aus dem brasilianischen Anleihemarkt würden Mexiko und Chile vermutlich profitieren.

Euro etabliert sich gegenüber Franken

Der Schweizer Franken verlor gegenüber dem Euro in den vergangenen vier Wochen leicht an Gewicht. Aktuell kostet ein Euro rund 1,09 Franken. „Seit einiger Zeit hat sich der Wechselkurs auf dem höheren Niveau stabilisiert“, stellt Boie fest, die auf das „Warum“ noch keine schlüssige Antwort gefunden hat. Die Beilegung der Griechenlanddebatte und die Zurückführung von Schwarzgeld aus der Schweiz habe der Gemeinschaftswährung vermutlich ein Stückweit auf die Sprünge geholfen. „Wirtschaftlich hat der Euroraum gegenüber der Schweiz kaum an Kraft gewonnen“, urteilt die Analystin. Konjunkturell arbeite sich Europa zwar Schritt für Schritt aus der Talsohle. Allerdings kämpft der Euroraum nach Ansicht von Boie nach wie vor mit der Lösung struktureller Probleme. Der immer noch teure Franken belaste andererseits die Schweizer Wirtschaft.

von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 30. September 2015