Devisen: Stärke für den Euro

23. März 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Zu der europäischen Schuldenkrise und den Unruhen in der arabischen Welt kam in den vergangenen Wochen die japanische Natur- und Nuklearkatastrophe. Kapitalmärkte quittierten diese zusätzlichen Baustellen mit einem zeitweiligen Einbruch an den Börsen. „Gleichzeitig ging es für Währungen der Rohölexporteure, den Schweizer Franken und den japanischen Yen bergauf“, heißt es von Seiten der Helaba. „Der US-Dollar fiel in diesem Zusammenhang mit Notierungen von unter 80 Yen auf den tiefsten Stand seit dem 2. Weltkrieg“, meldet HSBC Trinkaus. Damit eine zu starke Währung nicht obendrein noch die japanische Exportwirtschaft belaste, habe die erste konzertierte Aktion der G7 Notenbanken seit September 2000 die Aufwertungstendenz des Yen erst einmal eindämmen können. Ob damit bereits die Trendwende eingeläutet wurde, stehe derweil noch nicht fest. „Mittelfristig rechnen wir jedoch mit einem schwächer werdenden Yen“, prognostiziert HSBC Trinkaus. Die angespannte Schuldensituation und die trüberen Aussichten für die japanische Wirtschaft deuteten in diese Richtung.

Beim Euro kam es zu Kursgewinnen gegenüber dem US-Dollar. Am Dienstag kletterte die Gemeinschaftswährung bei einer Notierung von 1,4250 US-Dollar zeitweise auf den höchsten Stand seit November 2010. Im Vergleich dazu stand der Euro vor vier Wochen noch bei 1,3655 US-Dollar.

Rückenwind für den Euro

Apelt
Apelt

Erwartete Zinsanhebung stärkt Rendite. Wachsende Inflationssorgen bei der europäischen Zentralbank (EZB) sprechen laut Helaba für eine baldige Anhebung der Zinsen im Euroraum. Mit 2,4 Prozent Inflation im Februar befinde sich die Teuerung bereits über der angepeilten Zielmarke. Zudem habe EZB-Präsident Trichet auf der letzten Pressekonferenz eine Anhebung der Zinsen in Aussicht gestellt. “Bleibt es beim jetzigen US-Leitzins, und danach sieht es erst einmal aus, so wird eine Erhöhung der Zinsen dem Euro nochmals Schub geben“, sagen die Währungsexperten der Helaba voraus. „So kann der Euro-Dollar-Kurs in den kommenden Monaten vermutlich auf 1,45 steigen“, prognostiziert Helaba-Analyst Christian Apelt.

Allerdings fehlten die Rahmenbedingungen für einen kräftig ausfallenden Zinsanstieg in der Eurozone. „Die Schuldenkrise ist noch nicht überwunden, und die Risikoaufschläge der Peripherieanleihen sind nach den jüngsten Rating-Abstufungen von Griechenland und Spanien spürbar höher“, erklärt die Helaba. Zudem gebe es Konjunktur bremsende Sparprogramme in vielen Ländern. Das würde im zweiten Halbjahr für nachlassenden Rückenwind beim Euro sorgen. In den USA laufe zur Jahresmitte zudem das Kaufprogramm von Staatsanleihen durch die amerikanische Notenbank aus und konjunkturell würde das Land positiv überraschen. „Das US-Bruttoinlandsprodukt wird vermutlich in diesem Jahr doppelt so stark wachsen wie das der Eurozone“, beobachten die Währungsexperten.

Schweizer Franken im Höhenflug

Nicht der steigende Ölpreis, sondern eher die Unruhen in der arabischen Welt und die Katastrophen in Japan hätten die Sicherheit des Schweizer Franken bei Anlegern wieder in den Vordergrund gerückt. So zumindest beurteilt die Helaba die jüngsten Wertzuwächse der Alpenwährung. So fiel der Euro-Franken-Kurs zwischenzeitlich auf 1,27, der Dollar-Franken-Kurs ging sogar auf ein Allzeittief bei 0,91 zurück. Auch konjunkturell hätten aus der Schweiz zuletzt die positiven Nachrichten überwogen. Das Bruttoinlandsprodukt sei im vergangenen Jahr um 0,9 auf insgesamt 2,6 Prozent gestiegen, und die Frühindikatoren zeigten sich ebenfalls freundlich. „Eine restriktivere Geldpolitik wie in vielen anderen Staaten erübrigt sich für die Schweizer Notenbank aufgrund der niedrigen Inflationsrate von 0,5 Prozent im Februar“, glaubt Apelt. Das biete Spielraum für die Schweizer, die vermutlich erst im dritten Quartal ihr Zinsziel beim Libor-Satz auf 0,5 Prozent anheben würden.

Kurzfristig sagt die Helaba ein Pendeln des Euro-Franken-Kurs um 1,30 voraus. Mittelfristig sei eine Stärkung des Euro aufgrund der Zinsdifferenz wahrscheinlich. Auf längere Sicht könne der Euro-Franken-Kurs bis auf 1,40 ansteigen. Insgesamt sei der Franken ohnehin überbewertet. Angesicht der vielen unbekannten Größen im internationalen Umfeld müssten Anleger aber weiterhin mit einer gewissen Anfälligkeit des Wechselkurses rechnen. „Erhöht sich die Unsicherheit an den Finanzmärkten wieder, so wird der Franken als sichere Währung wieder verstärkt gesucht werden“, schränkt die Helaba ihre Prognosen ein.

Vietnam tritt auf die Bremse

Esser
Esser

Hohe Inflationsraten von derzeit 12 Prozent, ein wachsendes Handelsbilanzdefizit, ineffiziente staatliche Betriebe und eine Verschlechterung der Liquidität am inländischen Geld- und Kapitalmarkt, so könne man der HSBC Trinkaus zufolge die gegenwärtigen Probleme der vietnamesischen Volkswirtschaft zusammenfassen. „Das zehrt am Vertrauen ausländischer Geldgeber“, beobachten die Währungsexperten der Bank. Nach der sechsten Abwertung des vietnamesischen Dong in drei Jahren gegenüber dem US-Dollar habe die Staatsbank von Vietnam Maßnahmen ergriffen, um dem Ausverkauf der Währung entgegen zu wirken. Deutliche Anhebungen des Refinanzierungssatzes von 11 auf 12 Prozent und des Diskontsatzes von 7 auf ebenfalls 12 Prozent sollen den Preisauftrieb, der durch die hohen Energiekosten noch an Fahrt gewonnen habe, bändigen. „Weitere Zinsanstiege bis auf 14 Prozent sind wahrscheinlich“, beobachtet Bernhard Esser.

Diese Schritte plus die Eindämmung des Kreditwachstums bis maximal 20 Prozent könnten für einen Rückgang der Inflation auf unter 10 Prozent sorgen. Dennoch bräuchten die Maßnahmen Zeit, um zu wirken. Zudem sei eine Reform der Staatsbetriebe nötig, um internationale Anleger nachhaltig zu überzeugen. Am 21. März habe für den US-Dollar eine maximale Preisobergrenze von 20.880 VND bestanden. Faktisch hätten die Banken aber einen Aufschlag von einem Prozent für die amerikanische Währung zahlen müssen. „Auf dem florierenden Schwarzmarkt ist der Dong noch weniger wert“, weiß Esser. Die angestoßenen Maßnahmen könnten durchaus Erfolg versprechen. Gelinge es der vietnamesischen Regierung, den starken Preisanstieg zu bremsen, werde das Interesse internationaler Investoren in der 2. Jahreshälfte wieder zunehmen.

© 23. März 2011/Iris Merker