Devisen: Zögerliche Zinswende

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18. Februar 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Euro bleibt partiell auf dem von der EZB gewünschten Pfad. In den vergangenen vier Wochen hat die Gemeinschaftswährung im Vergleich zum britischen Pfund, zum Yen und zur norwegischen Krone einen weiteren Dämpfer bekommen. Auch zum US-Dollar geht es abwärts. Ein Euro ist heute für 1,14 US-Dollar zu haben, vor einem Monat notierte die Gemeinschaftswährung noch bei 1,15. Nach der EZB-Entscheidung für den Aufkauf von Anleihen in Höhe von 1.140 Milliarden Euro markierte der Euro mit 1,10 US-Dollar gar zwischenzeitlich den tiefsten Stand seit 2003.

US-Zentralbank zögert noch

Eines der Hauptthemen an den Devisenmärkten bleibt die Zinswende in den USA. Das heute zur Veröffentlichung anstehende Sitzungsprotokoll des Federal Open Market Committee (FOMC) könnte Analysten zufolge auf eine größere Bereitschaft deuten, die Geldpolitik Mitte 2015 zu normalisieren. Der amerikanische Arbeitsmarkt laufe wie geschmiert und die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts könne sich sehen lassen. Für Patrick Franke von der Helaba besteht die Gefahr, den optimalen Zeitpunkt für eine Zinserhöhung zu verpassen. Zudem sorgten sich die dortigen Regulierungsbehörden über eine zu riskante Kreditvergabe. „Auch die geringen Risikoaufschläge für „Ramschanleihen“ haben bei den Aufsehern für hochgezogene Augenbrauen gesorgt.“

Euro bleibt auf Tauchkurs

Die Konjunkturdaten sprächen jedenfalls dafür, dass dieser Termin bereits überschritten sein könnte. Es erscheine beinahe so, als ob die Federal Reserve den Prozess der Normalisierung am liebsten gar nicht anstoßen möchte. „Allerdings fehlt es an Erklärungsansätzen, warum das FOMC dann die Zinswende so konkret angekündigt hat.“ Christian Melzer von der DekaBank erwartet bis Ende 2016 eine Fortsetzung der Euro-Schwäche gegenüber dem US-Dollar. Von der EZB sei bis 2018 kein Zinsschritt wahrscheinlich, während die Fed früher oder später handeln werde. „Zudem sind die Wachstumsaussichten für die US-Wirtschaft günstiger als für Euroland.“

Bereit zu Interventionen

Nach den jüngsten Aussagen von Thomas Jordan hat der Euro zum Schweizer Franken einen Sprung nach oben gemacht. Um die geldpolitischen Rahmenbedingungen zu beeinflussen, habe der Schweizer Notenbankchef angekündigt, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu bleiben. Ein Euro ist derzeit für knapp 1,07 Franken zu haben. Vor einem Monat lag der Preis noch bei 0,99 Franken. Mit Negativzinsen für Staatsanleihen hat der sichere Hafen der Schweiz laut Marina Lütje von der DekaBank an Attraktivität eingebüßt.

Franken soll seinen Reiz verlieren

Das sei von der Zentralbank so gewollt. Das Parken von Geldern in der Schweiz soll teurer und damit unattraktiver gemacht werden, wie Lütje prognostiziert. „Denn ein zu starker Franken schadet den Schweizer Exporten und verstärkt die Deflation.“ Gleichzeitig bremse eine Verschlechterung der Schweizer Konjunkturperspektiven den Aufwärtsdrang des Franken. Zwar wird der Alpendollar nach Meinung von Lütje überbewertet bleiben. Allerdings gewinne die Gemeinschaftswährung mit der zunehmenden wirtschaftlichen Stabilisierung vermutlich an Stärke. Auch könne eine konstruktive Lösung in der Griechenland-Frage für den Euro sprechen.

Für eine stabile Krone

Auch die dänische Nationalbank wehrt sich gegen einen zu starken Zufluss von ausländischem Kapital. „In Abstimmung mit dem dänischen Finanzministerium wurde die Ausgabe von Staatsanleihen bis auf weiteres ausgesetzt.“ Seit rund vier Wochen befindet sich die dänische Krone gegenüber dem Euro unter einem Aufwertungsdruck. Dennoch halte Notenbankchef Rohde an dem fixen Wechselkurs unbeirrt fest. Die Säckel der Nationalbank seien wohlgefüllt, um die Krone zu stabilisieren. Im Übrigen reagiere die dänische Regierung mit weiteren geldpolitischen Maßnahmen. Erst im Januar sei der Leitzins von 0,2 Prozent auf 0,05 Prozent angepasst worden. Im Februar habe Rohde nachgelegt und den Einlagenzins auf -0,75 Prozent gesenkt.

Keine Einbahnstraße

Der Euro ist aber nicht nur Verlierer. Zum australischen und kanadischen Dollar gewann die Gemeinschaftswährung in den vergangenen Wochen hinzu. „Sowohl die kanadische Zentralbank als auch die australische Notenbank haben unerwartet die Leitzinsen gesenkt“, begründet Melzer. In Australien ging es von 2,5 hinunter auf historisch niedrige 2,25 Prozent. Die kanadischen Währungshüter hätten unter anderem aufgrund des niedrigen Ölpreises den Zins um 25 Basispunkte auf 0,75 Prozent reduziert. Für beide Zentralbanken rechnet der Devisenexperte in der ersten Jahreshälfte 2016 mit einer weiteren Leitzinssenkung.

Griechenland-Frage belastet

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Hellmeyer

Den Grund für einen schwächeren Euro zum Pfund vermutet die HSH Nordbank unter anderem in der ungeklärten Zukunft Griechenlands. „Schwache britische Konjunkturdaten nahmen keinen entscheidenden Einfluss auf das Währungspaar“, urteilt Cyrus de la Rubia. Ebenso spiele der Inflationsbericht eine eher untergeordnete Rolle. Die starre Haltung der griechischen Regierung kostet dem Land nach Auffassung von Folker Hellmeyer die gerade beginnende Erholung. „Dank der neuen Regierung ist die IWF-Wachstumsprognose Griechenlands von 3 Prozent für 2015 und die damit einhergehende Reduzierung der Staatsverschuldung längst Makulatur.“

 

von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 18. Februar 2015