ETFs: Aktien-Indexfonds mit Nase vorn

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9. Oktober 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Seit einem Monat kommt der DAX nicht mehr so recht vom Fleck und verharrt in einer Spanne zwischen 7.200 und 7.450 Punkten. Das macht sich auch im ETF-Handel bemerkbar. „Die Luft ist etwas raus“, erklärt Jörg Sengfelder von der DekaBank. Die Volumina seien zwar nicht schlecht, aufgrund der Seitwärtsbewegung an den Aktienmärkten hielten sich Anleger aber noch etwas zurück.

Risikofreudigere Investoren

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Perini

Auch die Deutsche Bank spricht von einem eher mäßigen Handelsaufkommen. „Wir brauchen neue Impulse“, meint Sidi Kleefeld und hofft nun auf die neue Berichtssaison, die in den USA am heutigen Dienstag mit der Bekanntgabe der Zahlen von Alcoa startet. Insgesamt bleiben Aktien-ETFs den Händlern zufolge aber gesucht. Für Frank Mohr von der Commerzbank ist der Trend derzeit eindeutig: Rein in Aktien-, raus aus Renten-ETFs, zumindest denen, die als sichere Miete gelten. „Es heißt wieder: Risiko“, bemerkt der Händler.

Florian Perini von Flow Traders meldet hingegen einen durchwachsenen Handel, in nahezu allen Bereichen würden beide Seiten gespielt. „Die Konjunktursorgen bleiben, auch wenn die US-Arbeitsmarktzahlen besser als erwartet ausgefallen sind.“ Die Eurokrise, die Konjunkturschwäche in China, der US-Immobilienmarkt und enttäuschende Zahlen aus dem produzierenden Gewerbe belasteten weiter.

Großes Interesse an Euro Stoxx-Trackern

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Mohr

Den meisten Händlern zufolge werden Anleger davon aber nicht abgeschreckt, in DAX-, Euro Stoxx 50- oder S&P-Tracker werde beherzt zugegriffen. „Wir hatten vergangene Woche 57 Prozent Zuflüsse und 43 Prozent Abflüsse im Bereich der Aktien-ETFs“, konkretisiert Mohr. „Die Leute kaufen weiter“, meint auch Kleefeld. Mohr zufolge standen Euro Stoxx 50-ETFs auf den Einkaufslisten ganz oben (WKN 593395, ETF050), aber auch S&P 500- (WKN ETF012) und MSCI USA-Tracker (WKN A0X97Z) seien rege nachgefragt worden. „Bei DAX-ETFs (WKN 593393, ETF001) hielten sich Käufe und Verkäufe allerdings die Waage.“ Andere Händler berichten allerdings auch von Kauffreude bei DAX-Produkten.

Auch Schwellenländer kommen an

Emerging Market-Fonds (WKN A0HGZT) legen sich Investoren ebenfalls gerne ins Portfolio, wie die Market Maker registriert haben. Der Deutschen Bank zufolge ziehen vor allem breit aufgestellte Indexfonds wie der db x-trackers MSCI Emerging Markets (WKN DBX1EM), aber auch Spezielleres wie ETFs, die die Entwicklung chinesischer Aktien nachzeichnen (WKN DBX1FX). Laut DekaBank sind an ostasiatische Dividendentitel gekoppelte Produkte allerdings nicht mehr so beliebt, etwa hätten sich Anleger vom Lyxor MSCI Taiwan (WKN LYX0CT) getrennt. „Der IWF hat ja auch gerade seine Prognosen für das Wirtschaftswachstum in Asien nach unten revidiert“, erläutert Sengfelder.

Käuferüberhang in Banken-ETFs

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Sengfelder

Weniger eindeutig ist das Bild im Bereich der Sektoren-ETFs. Der Commerzbank zufolge waren vergangene Woche insbesondere Grundstoff- (WKN ETF063) und Chemie-Produkte (WKN ETF064) gefragt, während Immobilien-Indexfonds eher abgestoßen worden seien. Der Handel mit den sonst umsatzstarken Banken-ETFs (WKN 628930) sei eher ruhig verlaufen. „Wenn etwas gemacht wurde, dann aber fast durchweg gekauft“, ergänzt Mohr. „Bei uns war das Geschäft mit Sektoren-ETFs ausgeglichen“, erklärt Sengfelder. Allerdings sieht auch er Banken-Indexfonds weiter in den Einkaufskörben.

Bundesanleihen: Zurück zum Langweilerstatus

Von den „sicheren Häfen“ Bundesanleihen wollen Anleger unterdessen nicht mehr viel wissen. „Deutsche Staatsanleihen wurden durchweg abgestoßen“, meldet Mohr und nennt den iShares eb.rexx Government Germany (WKN 628946), der alle Laufzeiten abdeckt, als Beispiel. Auch laut DekaBank trennen sich Anleger von ETFs auf Bundesanleihen, und zwar aller Laufzeiten. Betroffen seien etwa der etwa ETFlab Deutsche Börse EuroGov Germany 1-3, der ETFlab Deutsche Börse EuroGov Germany 3-5 und der ETFlab Deutsche Börse EuroGov Germany 5-10 (WKN ETFL18, ETFL19, ETFL20). Wenige Anhänger finden derzeit auch Geldmarkt-ETFs. „Die extrem konservativen Produkte wurden verkauft“, erläutert Kleefeld.

Lieber Hochverzinsliches

Allenfalls Portfolios mit Unternehmensanleihen können punkten. Wie Perini erläutert, waren diese bei Flow Traders überhaupt die einzigen, bei denen es wesentlich mehr Käufer als Verkäufer gab (WKN 251124). Die DekaBank berichtet von guten Zuflüssen im iShares Markit iBoxx Euro High Yield Bond (WKN A1C8QT), einem ETF, der die Entwicklung hochverzinslicher Unternehmensanleihen abbildet. Anleger konnten mit diesem Indexfonds in den vergangenen zwölf Monaten ein Plus von 16 Prozent erzielen. „Es gab Käufe und Verkäufe“, meldet hingegen Mohr mit Blick auf Unternehmensanleihen-ETFs (WKN A1JRDL). „Überwogen haben aber die Abgaben.“

Goldeuphorie hinterlässt Spuren

Die aktuelle Begeisterung für Gold macht im Übrigen auch vor dem ETF-Handel nicht halt: Goldminen-ETFs, konkret der RBS Market Access NYSE Arca Gold Bugs (WKN A0MMBG) und das Pendant von Comstage (WKN ETF091), seien oft gekauft worden, wie Mohr berichtet. „Die Umsätze bewegen sich in Topregionen.“ Beide ETFs haben in den vergangenen drei Monaten um 16 Prozent an Wert zugelegt.

© 9. Oktober 2012 / Anna-Maria Borse