ETFs: Stabiler Käufermarkt

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3. November 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die freundliche Entwicklung am Aktienmarkt lockt Anleger weiter in ETFs. Seit Anfang Oktober hat der DAX immerhin fast 1.500 Punkte zugelegt, am Dienstagmittag notiert der Index bei 10.918 Zählern, die 11.000 Punkte-Marke ist nicht mehr weit.

Gregory Guerrand von der BNP Paribas spricht von sehr hohen Zuflüssen in Aktien-ETFs. Nach Einschätzung von Marco Salaorno von der Société Générale sind Anleger wieder risikofreudiger geworden. Carsten Schröder von der Commerzbank berichtet von einem insgesamt positiven Marktumfeld, Investoren seien wieder zuversichtlicher. „Das hängt mit den Aussagen der EZB vor knapp zwei Wochen zusammen, die eine Ausweitung des Anleihekaufprogramms in Aussicht gestellt hatte.“ Die Umsätze sind den Händlern zufolge wieder gestiegen. Die Commerzbank meldet 29.000 Transaktionen für die vergangene Woche.

Industrieländeraktien angesagt

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Hamme

Laut Salaorno hat es gerade zu Monatsanfang, also am gestrigen Montag, viele Neuanlagen in Industrie-, aber auch Schwellenländeraktien gegeben. Bei der Commerzbank setzten Anleger vor allem auf DAX- und Euro Stoxx-Tracker, zugegriffen wurde aber auch bei Schweizer Aktien und MDAX-Titeln, dagegen standen S&P 500-ETFs auf den Abgabelisten. Bei der BNP Paribas waren bei insgesamt großem Interesse an Aktien unterdessen vor allem US-Titel beliebt, aber auch europäische und japanische Aktien sowie solche aus Schwellenländern.

Gregor Hamme von der Unicredit hat ein besonderes Interesse an europäischen Ländern außerhalb der Eurozone festgestellt. So hätten Investoren etwa beim Amundi MSCI Europe ex EMU (WKN A0YF2V) zugegriffen, ebenso beim Amundi MSCI Nordic (WKN A0REJU), der skandinavische Aktienmärkte abbildet. Aktien aus Ländern der Eurozone seien tendenziell aus den Portfolios geflogen, zum Beispiel deutsche (WKN LYX0AC, 593393) und italienische (WKN A0YEDP). „Vielleicht waren das Gewinnmitnahmen. Schlechte Nachrichten über die Eurozone gab es ja nicht“, bemerkt Hamme. Für Euro Stoxx-Tracker meldet der Market Maker Zu- und Abflüsse, je nach Emittenten (WKN 593395, 798328). 

Hoffen auf Stabilität in der Türkei

Nach den Wahlen in der Türkei und der absoluten Mehrheit für die islamisch-konservative AKP von Präsident Erdogan fanden türkische Aktien viel Zuspruch, auch die türkische Lira wertete auf. Anleger hoffen offenbar nun, dass die lange Phase politischer Unsicherheit zu Ende geht. Das macht sich auch am ETF-Markt bemerkbar: Hamme berichtet von hohen Zuflüssen in den iShares MSCI Turkey (WKN A0LGQN). Der ETF kostet am heutigen Dienstag 25,78 Euro, am vergangenen Donnerstag waren es noch 23,34 Euro, Mitte September sogar weniger als 20 Euro. Seit Jahresanfang sitzen Anleger aber immer noch auf Verlusten.

Hamme meldet außerdem kontinuierliche Abflüsse aus chinesischen und allgemein asiatischen Aktien, etwa dem Lyxor China Enterprise (WKN A0F5BW) und dem db x-trackers MSCI EM Asia (WKN DBX1MA).

Autotitel unter Beobachtung

Die Autoindustrie zieht weiter viel Aufmerksamkeit auf sich. „Bis gestern sah es nach einer Erholung aus“, berichtet Salaorno. „Es gab ja auch einige gute Zahlen aus der Branche, etwa von Renault.“ ETF-Anleger hätten bei entsprechenden Indexfonds wieder zugegriffen. Nach weiteren Manipulationsvorwürfen der US-Umweltbehörde EPA gegen Volkswagen habe sich das Bild aber wieder gedreht. ETFs, die an die Autobranche gekoppelt sind wie der iShares Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts (WKN A0Q4R2), haben seit ihrem Tief Ende September rund 22 Prozent zugelegt.

Tech-Branche zieht

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Schröder

Vergleichsweise viel um geht zudem in Minen-ETFs, wie Salaorno außerdem feststellt. „Hier sehen manche eine Bodenbildung gekommen.“ So gebe es Positionierungen, aber auch weiterhin Abflüsse.

Bei der Commerzbank entschieden sich Anleger für Immobilien-, Technologie- und Banken-ETFs. „Was Technologieaktien angeht, waren die guten Zahlen vieler Tech-Konzerne wohl der Grund“, vermutet Schröder. Guerrand meldet ebenfalls großes Interesse an Technologieaktien, aber auch an Titeln aus der Finanz- und Gesundheitsbranche, verabschiedet hätten sich Anleger hingegen unter anderem von Versorgern.

Beliebte Corporate Bonds

Ruhiger zu geht es im Anleihebereich. Schröder meldet Abflüsse aus Pfandbriefen und Zuflüsse in Unternehmensanleihen. „Hier zeigt sich auch, dass der Trend wieder zum Risiko geht.“ Bei der Société Générale trennten sich Anleger von europäischen Staatsanleihen kürzerer Laufzeiten.

Von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 3. November 2015