19. Juli 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die ausstehende EU-Einigung über weitere Hilfen für Griechenland und die mögliche Herabstufung Italiens durch Rating-Agenturen beherrschen die volatilen europäischen Börsen. Zudem steht die Anhebung der US-Schuldenobergrenze weiterhin im Raum, die nach einer Empfehlung von Moody´s im gegenwärtigen Umfeld ganz abgeschafft werden sollte. All dies hinterlässt auch seine Spuren im Fondshandel, der den Spezialisten zufolge in dieser Woche mit Ausnahme von Rohstoffwerten und Rentenfonds querbeet von Abgaben geprägt ist. Von Panikverkäufen könne aber keine Rede sein. „Fondsinvestoren reagieren insgesamt relativ besonnen“, registriert Ivo Orlemann. Angesichts der endlos scheinenden negativen Nachrichtenflut hat nach Ansicht des Händlers von ICF Kursmakler mittlerweile bei vielen Anlegern eine gewisse Gelassenheit eingestellt.

Goldminen ja bitte

Im Gegensatz zur vergangenen Woche werden derzeit laut Baader Bank bei Rohstofffonds generell wieder beide Seiten der Medaille gespielt. Eine Ausnahme bildeten Goldminen. „Goldwerte werden nahezu ausnahmslos gesucht“, beobachtet Matthias Präger. An den neuen Rekordhochs beim Goldpreis sowohl in Euro als auch in US-Dollar zeige sich einmal mehr, dass Gold neben seiner Rolle als Rohstoff auch als Angstindikator, Inflationsschutz und Anti-Dollar auftritt, begründet die Commerzbank den aktuellen Boom für das Edelmetall. Am Dienstag hat Gold erstmals die psychologisch wichtige Marke von 1.600 US-Dollar pro Feinunze überschritten. In der europäischen Gemeinschaftswährung notiert das Edelmetall mit 1.140 Euro über 10 Prozent fester als zwei Wochen zuvor.

Anleger greifen Präger zufolge beispielsweise beim Earth Gold Fund (WKN A0Q2SD) beherzt zu. Auch Anteile des in Euro notierten Hansa Gold (WKN A0RHG7) und des Falcon Gold Equity Fund (WKN 972376) landeten verstärkt in den Portfolios der Fondsinvestoren. Weniger überzeugen können dagegen die US-Dollar und Euroversionen des breiter aufgestellten BGF World Mining Fund (WKN 986932, A0BMAR), die derzeit tendenziell zurückgegeben werden.

Rohstoffkörbe halten sich die Waage

Orlemann

Rohstoff-Portfolios sind auch für Orlemann derzeit das zentrale Thema. „Es ist ordentlich etwas los im Handel mit Aktienfonds, die mit den Schätzen der Welt ihr Geschäft machen“, beobachtet der Spezialist. Den Handel selbst beschreibt er als ausgeglichen. Rohstoffkörbe wie der gewichtige Allianz RCM Rohstofffonds (WKN 847509) etwa oder der Earth Exploration Fund (WKN A0J3UF) werden sowohl gekauft als verkauft. Letzerer investiert weltweit in Aktien aus den Bereichen Öl und Gas, Edelmetalle, Basismetalle, Uran, Diamanten, erzhaltige Sande und Kohle. Rege, aber ausgeglichen gehandelt werde zudem der Carmignac Commodities (WKN 914233). Der im Jahr 2003 aufgelegte Publikumsfonds fokussiert seine weltweiten Investitionen auf Rohstoffproduzenten, die im Abbau, der Förderung oder der Verarbeitung tätig sind. Auch Unternehmen, die sich auf die Energieerzeugung und die damit zusammenhängenden Dienstleistungen und Ausrüstungen spezialisiert haben, seien für das Fondsmanagement von Interesse.

Finger weg von europäischen Aktien

Überwiegend Abgaben registrieren sowohl die Baader Bank als auch ICF Kursmakler für Aktienkörbe mit deutschen und europäischen Unternehmensanteilen. Für die auf deutsche Unternehmen spezialisierten DWS Aktienstrategie Deutschland (WKN 976986) und Allianz RCM Thesaurus (WKN 847501) beispielsweise verzeichnet Matthias Präger tendenziell Rückflüsse. Deutsche Werte der zweiten Reihe, die in Form des UBS Equity Fund Germany Small Caps (WKN 975165) durchaus Beachtung finden, seien eher die Ausnahme. Von Rückflüssen spricht Präger auch beim JPM Europe Dynamic Mega Cap (WKN A0F64T), der in europäischen Aktien engagiert ist.

Europäische Schwellenländer hätten es in dieser Woche ebenfalls schwer. Rückgaben verzeichnet Orlemann etwa für den DWS Russia (WKN 939855) und den BGF Emerging Europe (WKN 971801). Zudem gebe es Verkäufe beispielsweise für den in europäischen Aktien engagierten AriDeka (WKN 847451).

Anleger verlassen internationale Aktien

Präger

Ebenso wenig erwärmen sich Anleger derzeit für international ausgerichtete Publikumsfonds. Dennoch stehen Präger zufolge Verkäufen etwa des DWS Vermögensbildungsfonds (WKN 847652), des Aberdeen Global World Equity Fund (WKN 989897) und des DWS Top 50 Welt (WKN 976979) leichte Kaufüberhänge beispielsweise beim DekaStruktur: 3 Chance Plus (WKN 554004) und beim Kapitalfonds L.K. Familiy Business (WKN 593125) gegenüber.

Wenig Interesse an Asien

Bei Publikumsfonds mit Fokus auf asiatische Aktien spricht die Baader Bank ebenfalls von eher schwachem Interesse. Nachfrageüberhänge wie etwa beim Fidelity Funds China Focus Fund (WKN A0CA6V) bildeten eher die Ausnahme. Rückflüsse verbucht Matthias Präger zum Beispiel beim Invesco PRC Equity Fund (WKN 974759), beim DWS Top 50 Asien (WKN 976976) und beim Sarasin EmergingSar – New Frontiers (WKN 988086). Letzerer hat es auf Unternehmen in Ländern abgesehen, die sich selbst für Schwellenländer in einem frühen Entwicklungsstadium befinden. Der Fonds investiert in börsengehandelte Index-Zertifikate, Index-Futures sowie Optionsscheine auf Index-Zertifikate der ausgesuchten Unternehmen.

Rentenfonds gesucht

Entgegen dem allgemeinen Trend meldet Orlemann einen Kaufüberhang in Rentenfonds. „Man spürt das Bedürfnis nach etwas mehr Sicherheit“, berichtet der Händler. Fondsanleger legen sich beispielsweise den Templeton Global Bond Fund (WKN 974873) ins Depot. Gesucht sei auch der DWS Invest Convertables (WKN 727462), der einen Großteil der Mittel in Wandelschuldverschreibungen und ähnlichen Wandelinstrumenten in-und ausländischer Emittenten anlegt.

© 19. Juli 2011/Iris Merker