Zertifikate-Trends: Wetten auf die nächste Korrektur

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16. Oktober 2013. Frankfurt (Börse Frankfurt). Nachdem der DAX am gestrigen Dienstag ein neues Rekordhoch bei 8.821 Punkten markiert hat, wetten einige Investoren bereits auf den nächsten Kursrücksetzer: „Die Anleger agieren mit Blick auf den US-Haushaltsstreit vorsichtig und setzen tendenziell auf einen wieder fallenden DAX“, beobachtet etwa Atakan Sahin von der Baader Bank. Das Produkt der Wahl sei dabei ein Knock-out-Put (WKN DX8Z3K) mit einer Barriere bei 8.900 Index-Punkten und einer Laufzeit bis Juni 2014. Wird diese zu irgendeinem Zeitpunkt – auch untertägig – berührt oder überschritten, verfällt das Papier wertlos. „Dieser Schein ist extrem risikoreich, deswegen ist auch die Haltedauer sehr kurzfristig“, ergänzt Sahin.

Ein ähnliches Anlegerverhalten beobachtet auch Christian Brüggemann von ICF Kursmakler: „Nachdem der DAX zuletzt so gut gelaufen ist, setzen nun sehr viele Leute mit Puts auf fallende Notierungen.“ Ein klarer Kauf sei etwa ein Knock-out-Schein der BNP Paribas (WKN BP80DN) mit einer Barriere bei 8.906,99 Index-Punkten.

Von einem gemischten Bild beim DAX spricht hingegen Anouch Wilhelms von der Commerzbank. „Wir beobachten aktuell Positionen in beide Richtungen: Während die einen mit Index-Zertifikaten auf den ShortDAX (WKN CZ23RB) oder vierfach gehebelten Faktor-Short-Zertifikaten (WKN CZ24ZK) auf einen fallenden Leitindex setzen, glauben die anderen an weiter steigende Kurse und kaufen etwa ein achtfach long gehebeltes Faktor-Zertifikat (WKN CZ6LKX).“

Telekom als Underlying sehr beliebt

Neben den Investitionen auf den DAX beobachten die Händler bei einigen Produkten auf Einzelwerte und Rohstoffe erhöhte Umsätze. Ein Beispiel ist die Deutsche Telekom: „Gerade für Discount- und Bonus-Zertifikate, mit denen auf stabile bis leicht steigende Kurse gesetzt wird, kann sich die Telekom dank ihrer vergleichsweise niedrigen Volatilität gut als Underlying eignen“, erklärt Wilhelms. Unter anderem setzten Investoren mit einem Discount-Zertifikat (WKN CZ921H) mit einem Cap von 11,50 Euro auf eine Seitwärtsbewegung der Aktie. Aktuell notiert die Deutsche Telekom bei 11,80 Euro, das Zertifikat kostet 9,78 Euro. „Anleger profitieren mit maximal 8 Prozent an der Kursentwicklung der Deutschen Telekom-Aktie. Steigt die Aktie stärker, ist die Rendite bei 8 Prozent begrenzt. Fällt das Zertifikat unter den Cap von 11,50 Euro, dann bekommt der Investor zwar die Aktie, allerdings zu einem günstigeren Preis, als wenn er sie heute direkt gekauft hätte – nämlich für 9,78 Euro“, fasst Wilhelms zusammen.

Auch Brüggemann beobachtet auffallend hohe Umsätze in Produkten auf die Telekom-Aktie, spricht allerdings überwiegend von Wetten auf steigende Kurse. Rege gekauft werde etwa ein Optionsschein (WKN VZ0PGJ) mit einem Basispreis von 12 Euro – also das Recht, die Aktie der Telekom am Bewertungstag, dem 19. Dezember 2014, für 12 Euro zu kaufen. Aktuell notiert der Titel rund 1,7 Prozent darunter, vor nur anderthalb Monaten betrug der Abstand zum Basispreis noch knapp 20 Prozent. Auch ein Optionsschein der BNP Paribas (WKN BP9LAU) mit einem Basispreis von 12,50 Euro komme derzeit gut bei Anlegern an.

Investoren setzen bei Porsche Vorzügen auf Stabilität

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Wilhelms

Gern gekauft wird laut Wilhelms ein im Vergleich zu Knock-out-Produkten eher risikoarmes Produkt auf die Porsche-Vorzüge (WKN CZ9S6H). Das gekappte Bonus-Zertifikat läuft noch gut ein Jahr und bietet eine jährliche Rendite von 10,5 Prozent. Unterschreitet der Aktienkurs irgendwann während der Laufzeit die Barriere von 47,98 Euro, dann erhält der Investor die Aktie. Aktuell notiert die Porsche-Aktie bei 64,48 Euro, das Zertifikat ist für 63,16 Euro zu haben. „Man kann mit diesem Zertifikat in vielen Fällen besser fahren, als wenn man die Aktie selbst kauft“, kommentiert Wilhelms.

M&A-Spekulationen eröffnen Kursfantasie bei Celesio

Die jüngsten Spekulationen über eine Übernahme von Celesio haben laut Brüggemann für reges Kaufinteresse nach Calls auf die Aktie des Stuttgarter Pharmahändlers gesorgt. Meldungen zufolge führt der US-Pharmahändler McKesson fortgeschrittene Gespräche über eine Komplettübernahme von Celesio. „Anleger setzen dementsprechend auf steigende Kurse, etwa mit einem Knock-out-Call der HSBC (WKNB TB552E), berichtet der ICF-Händler.

Stark in Fokus von Zertifikate-Anlegern steht, wie Brüggemann beobachtet, zudem die E.on-Aktie. „Investoren sind hier klar positiv gestimmt und setzen mit Calls und Hebelprodukten auf steigende Notierungen“, berichtet der Spezialist und verweist auf rege Käufe eines Discount-Zertifikats auf E.on (WKN BP7GUH) mit einem Cap von 14 Euro wie auch bei einem Discounter (WKN VT5G4H) mit einem Cap von 13 Euro. Aktuell notiert die E.on-Aktie bei 14,14 Euro. Unter den Hebelprodukten sei etwa eine Aktienanleihe von Vontobel (WKN VT61RA) beliebt.

Abwärtsspekulationen nach Batteriebrand bei Tesla

Der jüngste Batteriebrand bei einer Elektrolimosine „Tesla S“ hat den Kurs der Tesla-Aktie auf Talfahrt geschickt und Wetten auf eine weitere Abwärtsbewegung ausgelöst. Wie Sahin berichtet, greifen Anleger aktuell bei einem Knock-Out Put (WKN CZ98ZW) auf die Aktie des Elektroautobauers beherzt zu.

Auf steigende Kurse setzen Investoren laut Sahin indes bei Sky Deutschland, etwa mit einem zweifach gehebelten Faktor-Zertifikat (WKN CZ9PPF). „Dieses Papier wird nach diversen Analysten-Empfehlungen für die Aktie fast ausschließlich gekauft“, meldet der Händler.

Goldpreis im Abwärtstrend

Beim Gold scheinen die meisten Investoren offenbar keine Erholung der Preise mehr zu erwarten. „Das Edelmetall nimmt bei uns derzeit Platz zwei der beliebtesten Underlyings ein. Allerdings setzen die meisten Anleger unter anderem mit Knock-Out-Bears wie einem Turbo Zertifikat der Commerzbank (WKN CZ9JZZ) auf einen weiteren Rückgang der Preise“, meldet Wilhelms.

Auch Brüggemann spricht von Verkäufen durch die Bank: „Im Gold wird massiv die Short-Seite gespielt, etwa mit einem Knock-out-Put der BNP Paribas (WKN BP8LR3) mit einer Barriere von 1.463,12 US-Dollar.“ Seit Mitte September hat der Goldpreis von rund 1.360 US-Dollar je Feinunze auf aktuell rund 1.280 Dollar nachgegeben.

Optimistischer sind Investoren hingegen beim Silber. Hier wird nach Auskunft der Händler eher mit steigenden Notierungen gerechnet. Gerne gekauft wird laut Sahin unter anderem ein sechsfach long gehebeltes Faktorzertifikat auf Silber (WKN DX6XAG).

von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG
© 16. Oktober 2013