Marktstimmung: Kehrt die Angst zurück?

Zusammenfassung der Analyse

DAX runter, Stimmung runter. Das ist das Ergebnis der heutigen Sentiment-Erhebung bei 900 aktiven Investoren. Von den befragten professionellen Anlegern haben 3 Prozent seit vergangenen Mittwoch ihre Aktien verkauft und 10 Prozent sind short gegangen. Das bringt den Börse Frankfurt Sentiment-Index auf 5 Punkte und damit sehr nahe an die Nulllinie zwischen Optimismus und Pessimismus. 

Von den Privatanlegern sind ebenfalls 3 Prozent aus ihren Aktien raus, aber auch nur 3 Prozent zu den Bären gewechselt. Damit steht der Sentiment-Index mit 18 Punkten deutlich bullisher. Der DAX hat im gleichen Zeitraum 140 Punkte verloren, was Joachim Goldberg zufolge vermutlich „auf das Konto einheimischer Akteure geht“.

Der Analyst stellt fest, dass die Anleger, anders als erwartet, den kurzzeitigen Stand unter 9.400 Punkte nicht zum Einstieg genutzt haben. Die Gründe sieht er in den nicht so guten Zahlen der laufenden Berichtsaison und der zögerlichen EZB-Haltung zu weiteren geldpolitischen Maßnahmen. Also sicherten sich die Anleger „recht ordentlich“ gegen Kursverluste ab. Was einerseits die Gefahr bringt, in fallende Kurse hinein kaufen zu müssen. Abwarten sei aber andererseits keine Alternative.

Börse Frankfurt Sentiment-Index

  • Profis: +5 Punkte (Vorwoche +18 Punkte).
  • Private: +18 Punkte (Vorwoche +24). 

goldberg+joachim+120x125.jpg
Goldberg

9. April 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nun haben die institutionellen Anleger, die die Börse Frankfurt allwöchentlich befragt, reagiert. Doch wurde der erneute Rücksetzer des DAX, der diesen am gestrigen Handelstag sogar kurzfristig unter 9.400 Punkte geführt hatte, nicht für einen Wiedereinstieg genutzt, obgleich es sich bei dieser Marke um die Ausgangsbasis für manche Akteure handelte, die man vor Wochenfrist noch als relativ günstiges Einstiegsniveau empfand. Stattdessen haben sich nicht nur einige Optimisten von ihrem positiven Ausblick für deutsche Standardwerte verabschiedet.

Vielmehr haben sich ein Viertel der zuvor neutral gestimmten Akteure unterm Strich auf die Seite der Bären geschlagen. Damit hat die Gruppe der Pessimisten den zweithöchsten Stand in diesem Jahr erreicht, weshalb der Börse Frankfurt Sentiment-Index¹ jetzt nicht mehr weit von der neutralen Null-Linie entfernt liegt.

Natürlich kann man auf den ersten Blick die sich wieder verschärfende Krisensituation in der Ukraine als Ursache für den jüngsten Einbruch der Kurse und das sich verschlechternde Sentiment betrachten. Bei genauerem Hinsehen zeichnete sich jedoch schon am vergangenen Freitag die Neigung mancher ausländischer Akteure, etwa am US-Aktienmarkt, ab, angesichts der bevorstehenden Berichtssaison zum ersten Quartal in Hinblick auf Aktienengagements eher zurückhaltend zu agieren.

Möglich, dass hierzulande auch die jüngsten Statements aus der Europäischen Zentralbank den Eindruck vermittelten, mit unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen sei nun doch nicht so schnell zu rechnen, so dass die Börsen auch nicht auf einen neuen Aufwärtsimpuls hoffen könnten. Zumindest dürfte die erneute Annäherung des DAX an sein Allzeithoch während des Berichtszeitraums zu Verkäufen verführt haben, zumal sich auch die technische Situation des deutschen Börsenbarometers aufgrund mehrerer gescheiterter Versuche, in neues Terrain vorzudringen, nicht gerade als vertrauenserweckend darstellte.

Privatanleger zeigen sich gelassener

Analyse im TV:
Jeden Donnerstag

  • 11.15 Uhr auf n-tv
  • 14.10 / 18.05 Uhr auf DAF

Bei den Privatanlegern hat sich die Stimmung ebenfalls verschlechtert, wenn auch längst nicht im gleichen Umfang wie bei ihren institutionellen Pendants. Und weil hier lediglich 3 Prozent der Panelteilnehmer vom Bullen- ins Bärenlager abgewandert sind, hält sich der Börse Frankfurt Sentiment-Index mit 18 Punkten immer noch auf vergleichsweise solidem Niveau.

Unter dem Strich liegt die Vermutung nahe, dass die jüngste Abwärtsbewegung des DAX, von der im Wochenvergleich ein Minus von 1,5 Prozent übrig geblieben ist, überwiegend auf das Konto heimischer, mittelfristig orientierter Akteure geht, zu denen auch Mitglieder unseres Panels zählen. Letztere scheinen somit recht ordentlich gegen etwaige weitere Aktienkursverluste abgesichert zu sein. Allerdings besteht die Hauptschwierigkeit darin, dass die profitable Auflösung dieser Absicherungen naturgemäß mit Käufen in fallende Kurse einhergehen wird, was im Zweifel einem Griff ins fallende Messer gleichkäme. Abwarten ist aber auch keine Alternative, denn das könnte bedeuten, im Falle einer neuerlichen Erholung des DAX zu spät mit von der Partie zu sein.

von Joachim Goldberg, Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

© 9. April 2014

[1] Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positiven in negative Werte markiert die neutrale Linie. Die Werte des früheren Cognitrend Bull/Bear-Index sind auf die neue Skalierung umgerechnet worden.


Börse Frankfurt Sentiment-Index

dax+sentiment+20140409+544x148.png
Blaue Balken: institutionelle Investoren, gelbe Balken: private Anleger, Kurve: DAX


Instituitionelle Anleger

  Bullish Bearish Neutral
Total 42 %
37 %
21 %
ggü. letzter Erhebung -3 %
+10 %
-7 %

 

  • Stand DAX (9. April): 9.480 Punkte (-1,48% gegenüber der letzten Erhebung)
  • Stand Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +5 Punkte (Vorwoche: +18 Punkte)


Private Anleger – Mit freundlicher Unterstützung von Comdirect

  Bullish Bearish Neutral
Total 49 % 31 % 20 %
ggü. letzter Erhebung -3 % +3 % +0 %

 

  • Stand Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +18 Punkte (Vorwoche: +24 Punkte)

Weiterführende Links