23. August 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Trotz höchster Anspannung an den Börsen ist es im Fondshandel in den vergangenen Tagen wieder gemächlicher zugegangen. „Wir hatten deutlich weniger Stress“, berichtet Ivo Orlemann von ICF Kursmakler. In den Wochen zuvor hätten die Umsätze noch das fünf- bis sechsfache des Üblichen betragen, davon könne jetzt nicht mehr die Rede sein. „Anleger, die ängstlich sind, haben bereits verkauft.“ Matthias Präger von der Baader Bank sieht das ähnlich: „Es ist viel ruhiger geworden.“ Während das Gros zwar weiterhin aus Verkäufen bestehe, wagten sich einzelne Anleger aber auch wieder aus der Deckung, berichten die Händler einhellig. „Besonders Freitag, gestern und heute haben wir wieder Käufer beobachtet“, meldet Orlemann. Gerade Portfolios mit Werten aus dem asiatischen Raum habe Investoren offenbar überzeugt.

Nach einer weiteren dramatischen Woche an den Aktienbörsen zeigt sich der DAX am Dienstag klar erholt. Zum einen werden die Einkaufsmanagerindizes aus Deutschland und China positiv aufgenommen. Darüber hinaus steigen die Hoffnungen, dass US-Zentralbank-Chef Ben Bernanke am kommenden Freitag bei einem Treffen der Notenbanker aus aller Welt in Jackson Hole eine weitere Runde der quantitativen Lockerung ankündigen werde. Insgesamt bleibt die Nervosität aber hoch. Auch der Goldpreis spricht diese Sprache: Das als Krisenwährung betrachtete Edelmetall ist erstmals über die Marke von 1.900 US-Dollar für eine Feinunze gestiegen und damit so teuer wie noch nie geworden.

Überwiegend Abgaben, aber auch Zukäufe

Orlemann

Von Publikumsfonds mit deutschen, europäischen oder internationalen Aktien wollen die meisten Anleger nach vor nicht viel wissen, dazwischen regen sich aber die ersten Lebenszeichen. Auf den Verkaufslisten ist laut ICF Kursmakler das Fondsschwergewicht Carmignac Patrimoine (WKN A0DPW0) gestanden. „Dabei war der Kursverlauf zuletzt ziemlich stabil“, wundert sich Orlemann. Der Mischfonds liegt auf Monatssicht klar im Plus und hebt sich damit deutlich von reinen Aktienfonds ab. „Hier wurde wahrscheinlich ordentlich umstrukturiert“, vermutet deswegen der Händler. Ebenfalls Abgaben verzeichnete ein ETF-Dachfonds mit Aktien- und Renten-Indexfonds von Veritas Investment Trust (WKN 556167).

Rosinen gepickt

„Es gibt aber auch Neuengagements“, ergänzt Orlemann. Eindeutig kauffreudig zeigten sich Investoren beim M&W Privat (WKN A0LEXD) gezeigt. Der Fonds, gemanagt von der Mack & Weise Vermögensverwaltung, agiert flexibel in den Anlageklassen Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Edelmetalle. Das 1989 gegründete Hamburger Haus sieht sich als einer der ersten Vermögensverwalter, die einen Fonds anbieten, zunächst den Aktienfonds M&W Capital, später den M&W Privat. Zuletzt konnte der M&W Privat im Kurs kräftig zulegen, vor allem durch Positionierungen in Gold und Silber. Für das laufende Jahr kommt der Fonds immerhin auf ein Plus von 4,52 Prozent, für die vergangenen drei Jahre waren es jeweils 10,25 Prozent.

Der Baader Bank zufolge überwiegen bei international aufgestellten Fonds noch Abflüsse, bei Portfolios mit deutschen und europäischen Werten hielten sich Käufe und Verkäufe aber bereits die Waage. Als Beispiele für Abgaben im internationalen Bereich nennt Präger den M&G Global Basics (WKN 797735), den Lingohr-Systematic-LBB-Invest (WKN 977479) und den Carmignac Investissement (WKN A0DP5W). Beispiele für den europäischen Raum sein der DWS Deutschland (WKN 849096), der Uni Deutschland XS (WKN 975049) und der Cominvest Fondak (WKN 847101) auf der Einkaufsseite, der europäische Nebenwert-Fonds PineBridge Global Funds Europe Small Cap Equity A1 (WKN 534066) und der SISF European Equity Alpha A ausschüttend (WKN A0CATJ) auf der Verkaufsseite.

Asiatische Investments überzeugen

Punkten können unteressen einige Asien-Fonds. Schon in der vergangenen Woche hätten sich Anleger etwa beim HSBC GIF Indian Equity (WKN 974873) positioniert, wie Orlemann meldet. Der Fonds strebt mittel- bis langfristiges Kapitalwachstum an, dafür wird in Aktien von Unternehmen investiert, die entweder an einer indischen Börse notiert oder mit der wirtschaftlichen Entwicklung in Indien verbunden sind. Nach einer – wie bei vielen Schwellenländerfonds – in der ersten Jahreshälfte unbefriedigenden Entwicklung hat der Fonds seit Anfang des Monats nochmals ordentlich Federn lassen müssen. Auf Sicht von drei Monaten kostete das 18 Prozent an Wert, auf Sicht von einem Jahr mittlerweile 32 Prozent. Offenbar hofften viele Anleger jetzt aber auf bessere Zeiten.

Auch bei einem Indonesien-Fonds (WKN 974129) hätten Investoren zugegriffen, wie Orlemann ergänzt. Die Baader Bank hat Kaufinteresse beim Baring Hong Kong China (WKN 933583) und beim auf US-Dollar lautenden Templeton Asian Growth Fund A (WKN 971661) registriert, während sich Anleger von anderen Asien-Fonds (WKN 930674, 976976, 988086) eher getrennt hätten.

Weniger gut kamen Russland-Fonds an, etwa der DWS Russia (WKN 939855), wie Orlemann außerdem berichtet. Ob der rückläufige Ölpreis den Verkaufsdruck ausgelöst hat, kann er nicht sagen. „Der Fond ist ohnehin sehr volatil und eine riskante Depotbeimischung.“ Wahrscheinlich habe vor allem die allgemeine Risikoscheu für Abflüsse gesorgt. Der Ölpreis, der Anfang August bereits korrigiert hatte, war nach einer kurzen Erholung zuletzt wieder gesunken – vor allem aufgrund des sich abzeichnenden Sieges der Rebellen in Libyen. Viele Experten gehen nun davon aus, dass sich Öl weiter verbilligen wird.

Gemischtes Bild bei Rohstoffen

Präger

Bei den Rohstofffonds war das Bild ausgeglichen. Präger hat Abgaben beim BGF World Mining Fund (WKN 986932) und beim BGF World Gold Fund (WKN 974119), die beide auf US-Dollar lauten, beobachtet. Zuflüsse habe es hingegen beim in Euro denominierten BGF World Gold Fund Hedged (WKN A0M9SB) gegeben. Der Allianz RCM Rohstofffonds (WKN 847509) ist laut Orlemann gleichermaßen ge- und verkauft worden. „Hier wird aber auch gezockt“, erklärt der Händler. Der BGF New Energy Fund (WKN 630949) sei überwiegend abgegeben worden.

© 23. August 2011/Anna-Maria Borse