4. Oktober 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Zwar sorgt die Griechenland-Krise nach wie vor für extreme Nervosität an den Börsen, im Fondshandel geht es aber eher ruhig zu. „Trotz hoher Volatilität: Die Umsätze sind überschaubar“, fasst Matthias Präger von der Baader Bank die Lage zusammen. Während Asien- und Edelmetall-Fonds eindeutig auf den Verkaufslisten stünden, gebe es bei deutschen, europäischen und internationalen Aktien- oder Mischfonds Zu- wie Abflüsse. „Sobald ein Funke Hoffnung da ist, wird wieder gekauft“, bemerkt Vanessa Müller-Raidt von ICF Kursmakler mit Blick auf die vergangen Woche, in der bis zum Donnerstag die Bullen Oberhand hatten. Gehe es dann wieder nach unten, seien die Anleger aber auch schnell wieder „eingeschüchtert“. „Wir sehen nach wie vor viele Stopp-loss-Orders.“

Falsch lagen Investoren mit dieser Absicherungsstrategie nicht: Die schönen Kursgewinne an den Aktienbörsen bis zum Donnerstag der vergangenen Woche waren nämlich schnell wieder aufgezehrt. Nach heftigen Verlusten am Freitag drückte gestern die Meldung aus Griechenland, dass das Land sein Sparziel für dieses Jahr verfehlen wird, die Börsen weit ins Minus. In den USA sackte der Dow Jones sogar auf den niedrigsten Stand seit einem Jahr. Der DAX hat seine jüngsten Tiefs zwar noch nicht wieder gesehen, liegt heute aber wieder klar in der Verlustzone. Im abgelaufenen dritten Quartal hatte sich das deutsche Aktienbarometer so schlecht wie seit neun Jahren nicht mehr entwickelt.

Gold: Glanz ist angekratzt

Präger

Trotz Krisenstimmung: Gold vertrauen die Anleger mittlerweile nicht mehr. Der Goldpreis hat sich zwar zuletzt etwas erholt, liegt mit aktuell 1.670 US-Dollar je Feinunze aber immer noch deutlich unter seinem Allzeithoch von Anfang September bei 1.920 US-Dollar. Auch die Preise zahlreicher anderer Rohstoffe gingen auf Talfahrt. Das hinterlässt auch im Fondshandel Spuren: „Bei Gold- und Silberminen-Fonds überwogen klar die Verkäufe“, meldet Präger. Anleger hätten sich etwa vom BGF World Gold Fund (WKN A0BMAL) getrennt, der breite Rohstoff-Aktienfonds BGF World Mining Fund (WKN 986932) sei ebenfalls abgestoßen worden. Zuspruch habe allerdings der BGF World Mining Fund (WKN A0BMAR) gefunden. Anteile am BGF World Gold Fund gehen heute zu 42,90 Euro über den Tisch, Anfang September mussten Anleger noch über 52 Euro bezahlen. Müller-Raidt berichtet von Abgaben beim Allianz RCM Rohstofffonds (WKN 847509) und beim VCH Expert Natural Resources (WKN A0BL7N). „Da werden wohl auch Gewinne mitgenommen.“

Asiatische Aktien auf den Abgabelisten

Wer aus Diversifikationsgründen auf Asien gesetzt hat, ist ebenfalls schlecht gefahren: Von Abkopplung kann keine Rede sein, etwa ist der Hang Seng-Index in Hong Kong heute zum ersten Mal seit Mai 2009 wieder unter die Marke von 17.000 Punkten gerutscht. Auch das wirkt sich im Fondshandel aus. „Bei Fonds mit asiatischen Unternehmen hatten wir fast nur Verkäufe“, berichtet Präger. Er nennt als Beispiele den ACM Bernstein – Greater China Portfolio (WKN 930674), den Carlson Fund – Far East (WKN 986065), den Robeco Chinese Equities (WKN A0CA01) und den AGIF – Allianz RCM Indonesia (WKN A0Q09X). Für den ACM Bernstein ging es in den vergangenen vier Wochen um 15 Prozent nach unten.

Fehlender Trend bei breiten Aktien- und Mischfonds

Müller-Raidt

Ansonsten ist das Bild durchwachsen, Käufe und Zukäufe halten sich die Waage – bei eher niedrigen Umsätzen. Laut Baader Bank wurden bei Deutschland- und Europa-Fonds der Baring Europa in US-Dollar (WKN 972868), der BGF-European Focus (WKN A0JZYE) und der DekaFonds CF (WKN 847450) verkauft, während beim DKO-Lux-Aktien Deutschland (WKN 971849) und beim DWS Deutschland (WKN 849096) zugegriffen worden sei. Im Bereich internationale Fonds hätten sich Investoren vom BNP Paribas L1 Opportunities World (WKN 724487) getrennt, während der ARERO Weltfonds (WKN DWS0R4) und der Astra (WKN 977700) noch Zuspruch gefunden hätten. Der Arero Weltfonds, der in Aktien, Renten und Rohstoffe investiert, konnte sich dem Abwärtstrend an den Kapitalmärkten zwar nicht ganz entziehen, im Vergleich zu reinen Aktienfonds sind die Verluste mit knapp 12 Prozent seit Jahresanfang aber noch gering.

ICF Kursmakler meldet Zu- und Abflüsse beim Flaggschiff-Fonds Carmignac Patrimoine A (WKN A0DPW0). Beim DWS Russia (WKN 939855) habe es erst Käufe, dann Verkäufe gegeben. „Das sind Kurzfristgeschäfte“, vermutet Müller-Raidt. Sehr gut angekommen sei abermals der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen (WKN A0M8HD). Der setzt auf deutsche Nebenwerte und kann seit Jahresanfang ein Plus von über 10 Prozent aufweisen. Investitionsschwergewichte sind unter anderem Advanced Inflight Alliance, ein Unternehmen, das für Bordunterhaltung in Flugzeugen sorgt, der Besteckhersteller WMF und der Tiefkühlkostanbieter Frosta. „Hier hatten wir viele Käufe.“ Ausgeglichen sei der Handel hingegen beim DJE – Dividende & Substanz P (EUR) (WKN 164325) gewesen. Auch bei Nordamerika-Fonds habe es keinen klaren Trend gegeben (WKN 974589). Abgewinkt hätten Investoren aber bei Biotec-Anlagen wie dem DWS Biotech Typ O (WKN 976997) und dem SEB Concept Biotechnology (WKN 542164).

Lack ab bei Schweizer Aktienfonds

Von Fonds mit Schweizer Aktien wollen Anleger im Übrigen auch nicht mehr viel wissen. ICF Kursmakler hat Abflüsse aus dem DWS Zürich Invest Aktien Schweiz (WKN 849014) und dem Allianz RCM Fonds Schweiz A (EUR) (WKN 847601) registriert. Die Schweizer Nationalbank hatte Anfang September einen Mindestwechselkurs des Franken zum Euro festgelegt, um dem Höhenflug der Alpenwährung Einhalt zu gebieten. Der DWS Zürich Invest Aktien Schweiz verzeichnet auf Sicht von einem Monat ein Minus von über 9 Prozent, beim Allianz RCM Fonds Schweiz sind es knapp 8 Prozent.

© 4. Oktober 2011/Anna-Maria Borse