26. Juli 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es war nur ein kurzes Intermezzo: Die Erleichterung über die EU-Einigung bei den Griechenland-Hilfen hielt nicht lange an, seit Montag herrscht wieder höchste Nervosität an den Börsen. Grund ist unter anderem der immer noch währende US-Finanzstreit. Mittlerweile wird die Zeit knapp bis zur nötigen Einigung Anfang August. Zu allem Übel stufte die US-Rating-Agentur Moody‘s Griechenland nochmals herunter. Gold und der als sicher geltende Schweizer Franken erklimmen unterdessen immer neue Höhen.

Im Fondshandel gilt daher weiter: Weg mit Aktienfonds und hinein in Edelmetallprodukte sowie auf Schweizer Franken lautende Geldmarktfonds. Nach einem umsatzarmen Juni sind die Umsätze Andreas Kehnen von der Baader Bank zufolge mittlerweile wieder gut. „Das Sommerloch ist vorbei.“ Er spricht von kleinen, aber zahlreichen Aufträgen. „Wir sehen allerdings in der Mehrzahl Verkäufe“, ergänzt er. Die Unsicherheit sei zu groß, Anleger trennten sich lieber von ihren Papieren. Frank Wöllnitz von ICF Kursmakler bezeichnet die Handelsvolumina hingegen als „durchwachsen“.

Kalte Schulter für Aktienfonds

Wöllnitz

Während sich die Aktienmärkte weiter wacker schlagen und der DAX sicher oberhalb der Marke von 7.000 Punkten bewegt, dominieren bei den Aktienfonds die Abgaben: Laut Baader Bank standen etwa der Fondak (WKN 847101), Deutschlands ältester Aktienfonds, der DWS Aktien Strategie Deutschland (WKN 976986) und der DWS Deutschland (WKN 849096) auf den Abgabelisten. Beim UniDeutschland XS (WKN 975049) sowie beim LBBW Aktien Europa (WKN 978022) hätten hingegen noch die Zuflüsse überwogen. Wöllnitz meldet Abgaben beim Mischfonds-Flagschiff Carmignac Patrimoine A (WKN A0PW0). Ihm zufolge zeigt sich darüber hinaus aber auch, dass der DAX derzeit besser abschneidet als der Euro Stoxx: „Deutsche Mischfonds waren tendenziell gesucht, europäische nicht.“ Als Beispiele nennt er den Walser Portfolio German Select (WKN A0BKM9), der gut ankam, und den wenig beliebten HVB Vermögensdepot Privat Balance (WKN A0M034), einen Dachfonds für europäische Aktien- und Rentenfonds.

Große Fonds zu behäbig

Bei den internationalen Fonds sei das Bild ausgeglichener gewesen, wie Kehnen meldet. Gesucht waren ihm zufolge etwa der Warburg Value Fund A (WKN A0DN29) und der Arero Weltfonds (WKN DWS0R4), wenig begehrt hingegen der DWS Vermögensbildungsfonds I (WKN 847652) und der DWS Top Dividende (WKN 984811). „Vielen Anlegern sind diese Fonds zu groß“, erklärt Kehnen. Hier gebe es seit einiger Zeit umfangreiche Mittelabflüsse. „Große Fonds werden zu schwerfällig, Investoren setzen daher lieber auf kleinere.“ Auch von Fonds mit asiatischen Dividendentiteln wollten die Anleger im Moment nichts wissen. Laut Baader Bank werden daher etwa der Baring Hong Kong China (WKN 972840) und der DWS Top 50 Asien (WKN 976976) abgestoßen, der Allianz RCM China (WKN 989859) habe aber noch überwiegend Anhänger gefunden.

Geld parken in Alpenland-Währung

Wenig los war bei den reinen Rentenfonds. „Die Umsätze sind verschwindend gering“, erklärt Wöllnitz. Relativ stark gesucht gewesen sei aber der Templeton Global Total Return Fund (WKN A0MNNP). Dieser investiert in fest oder variabel verzinsliche Schuldtitel von Staaten, quasi-staatlichen Organisationen und Unternehmen aus aller Welt und ist gegen Währungsschwankungen abgesichert. In den vergangenen zwölf Monaten konnte er um über 15 Prozent zulegen. Dass der Schweizer Franken zurzeit hoch im Kurs steht, zeigt auch das Interesse an Geldmarktfonds in der Schweizer Währung, wie Kehnen außerdem berichtet. „Dem Euro wird nicht mehr vertraut.“ Die Umschichtung in Geldmarktfonds in der Alpenland-Währung sei ein relativ neuer Trend. Gefallen fänden etwa der Parvest Short Term CHF (WKN 973228) und der Vontobel Swiss Money B-CHF (WKN 578796). Der Parvest-Fonds von BNP Paribas Investment Partners verzeichnet für die vergangenen drei Monate immerhin eine Rendite von 11 Prozent.

Interesse an Gold – aber differenziert

Kehnen

Gold glänzt derzeit ebenfalls, der Preis für eine Feinunze kletterte gestern auf ein neues Hoch von über 1.622 US-Dollar. Daher erwärmen sich Anleger auch für Goldminenfonds – allerdings längst nicht für alle. Der Baader Bank zufolge positionieren sich Investoren etwa beim Pioneer Fund Austria Gold Stock (WKN A0B98P). Gleichzeitig sei auch der Stabilitas Silber + Weißmetalle (WKN A0KFA1) gekauft worden. Der setzt schwerpunktmäßig auf Aktien von Unternehmen, die in der Gewinnung, Verarbeitung und Vermarktung von Silber und anderen Weißmetallen wie Palladium und Platin engagiert sind. Der BGF World Mining A2 (WKN 986932) und der BGF World Gold A2 (WKN 974119) seien hingegen verkauft worden. „Die Fonds sind bereits super gelaufen, hier wird wahrscheinlich Kasse gemacht“, vermutet Kehnen. Zum Teil werde wohl auch in Direktanlagen mit Gold, etwa Xetra-Gold, umgeschichtet beziehungsweise in „pure Goldfonds“. Zudem hätten es auch hier die großen Fonds schwer. „Investoren bevorzugen die kleinen.“

Gute Umsätze bei offenen Immobilienfonds

Umsätze in beiden Richtungen hat Frank Wöllnitz im Übrigen bei den offenen Immobilienfonds beobachtet. Der CS Euroreal (WKN 980500) sei ge- und verkauft worden, erzählt der Händler. Der milliardenschwere Fonds ist derzeit eingefroren, im Mai hatte die Emittentin Credit Suisse Asset Management die Rücknahmeaussetzung um zwölf Monate verlängert. Auf den Verkaufslisten fand sich laut Wöllnitz unterdessen der hausInvest (WKN 980701). Hier würden wohl Gewinne eingestrichen.

© 26. Juli 2011/Anna-Maria Borse