Fonds: Von Panik keine Spur

6. September 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Vom Sturm an den Aktienmärkten ist im Fondshandel derzeit nicht viel zu spüren, es geht weiter eher ruhig zu. „Die Umsätze sind ganz gering“, erklärt Ivo Orlemann von ICF Kursmakler. „Die Anleger, die verkaufen wollen, haben bereits verkauft. Es wird besonnen reagiert.“ Umfangreichere Abgaben oder Umschichtungen von Aktien- in Rentenfonds habe er nicht beobachtet. Schnäppchenjäger, die attraktive Einstiegsmöglichkeiten witterten, seien allerdings auch nicht unterwegs. Nur die Arbitragehändler wären recht aktiv. „Von einem Abgabedruck ist nichts zu spüren“, meint auch Matthias Präger von der Baader Bank. Angesichts der extremen Bewegungen an den Märkten seien die Volumina erstaunlich dünn.

Die europäischen Märkte waren gestern – bei feiertagsbedingt geschlossenen US-Börsen – nochmals auf Tauchkurs gegangen, der DAX verlor über 5 Prozent. Im Gegenzug fielen die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen, die als sicherer Hafen gelten, auf nur noch 1,85 Prozent und damit so tief wie noch nie. Der Goldpreis eilt unterdessen von einem Hoch zum anderen, heute Morgen wurde ein neuer Rekord markiert. Es sind weiter die Euro-Krise und die Rezessionssorgen, die die Gemüter bewegen. „Keiner weiß mehr, wieso“, kommentiert Orlemann die erneuten Rückschläge, er hält das ganze für eine Übertreibung.

Abgaben auf kleiner Flamme


Orlemann

Die Fondshändler haben jedenfalls nicht viel zu tun. „Wenn überhaupt Order hereinkommen, dann wird meist verkauft“, berichtet Präger. Auf den Abgabelisten im Bereich der deutschen und europäischen Fonds hätten Aktienfonds wie der DekaFonds TF (WKN DK2DZT), der Julius Baer German Value Stock Fund A (WKN 973019) und der DWS Aktien Strategie Deutschland (WKN 976986) gestanden. Auch vom FAST Europe (WKN A0JDV9), einem Fidelity-Fonds mit europäischen Werten, wollten die Investoren offenbar nichts wissen. Doch nicht alles sei abgestraft worden: Beim DWS Deutschland (WKN 849096) hätten die Zuflüsse überwogen.

Auch bei den meisten internationalen Fonds herrsche alles andere als Kauffreude, Investoren trennten sich laut Baader Bank etwa vom DekaSpezial CF (WKN 847466), vom DWS Top Dividende (WKN 984811) und vom DJE – Alpha Global P (WKN 164317). Der Warburg Value Fund A (WKN A0DN29) habe hingegen noch Zuspruch gefunden. Asien-Fonds seien ebenfalls überwiegend abgegeben worden (WKN 976976, 973254, 973265). Ziemlich viele Käufer gab es Orlemann zufolge hingegen beim DJE – Dividende & Substanz P (WKN 164325), einem von der Dr. Jens Ehrhardt Kapital AG gemanagten internationalen Aktienfonds. „Vielleicht steckt eine Empfehlung dahinter“, mutmaßt der Spezialist.

Mischfonds können punkten

Auch der M & W Privat (WKN A0LEXD) sei abermals gut weggegangen. Der Fonds der Hamburger Mack & Weise Vermögensverwaltung agiert flexibel in den Anlageklassen Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Edelmetalle und hat seit Anfang Juli deutlich an Wert zulegen können. Seit Jahresanfang liegt er mit 5,64 Prozent im Plus, Anlageschwerpunkt sind zurzeit nämlich Gold, ein auf Schweizer Franken lautender Silber-ETF und Bundesobligationen. Auch beim Mischfonds Pioneer Investments Substanzwerte (WKN 979200), der in europäische Aktien, offene Immobilienfonds sowie festverzinsliche Wertpapiere investiert, hätten die Zuflüsse überwogen. Auf den Verkaufslisten habe unterdessen der Carmignac Patrimoine (WKN A0DPW0) gestanden. Der hat sich zuletzt allerdings gar nicht schlecht geschlagen: Das Fondsschwergewicht hatte in der ersten Jahreshälfte enttäuscht, viele Anleger hatten ihr Geld abgezogen. Mit den Marktturbulenzen der vergangenen Monate hat der Carmignac Patrimoine aber wieder auftrumpfen können: Seit Anfang Juni hat er um 5,34 Prozent zugelegt – ein Plus, das bei den meisten Fondsmanagern Neid hervorrufen sollte.

Nicht alle Goldminenfonds ziehen


Präger

Bei den Minenfonds war das Bild gemischt. „Zu- und Abflüsse hielten sich die Waage“, erklärt Präger. Der Goldpreis ist heute Morgen auf ein neues Rekordhoch geklettert, in der Spitze kostete eine Feinunze 1.920,25 US-Dollar. Damit wurde der jüngste Rekord von vor zwei Wochen bei rund 1.913,50 US-Dollar nochmals klar übertroffen. Allerdings profitierten nicht alle Goldanlagen von der Euphorie: Zwar seien die Investoren laut Baader Bank bei Goldminenfonds wie dem Craton Capital Precious Metal Fund (WKN 964907), dem Earth Gold Fund UI (WKN A0Q2SD) und dem Falcon Gold Equity (WKN 972376) eingestiegen. Weniger überzeugen könnten aber offenbar der BGF World Gold Fund A2 (WKN 974119) und der breit aufgestellten Rohstofffonds BGF World Mining Fund A2 (WKN 986932), die beide auf US-Dollar lauten.

Kein Vertrauen in Beton

Immobilienfonds kommt die Risikoscheu nicht zugute, offenbar hat ihr Image zu arg gelitten: Wenig Anhänger finden derzeit laut ICF Kursmakler jedenfalls der CS Euroreal A (WKN 980500) sowie der SEB ImmoInvest (WKN 980230). Die eigentlich offenen Immobilienfonds sind seit einiger Zeit geschlossen, könne aber über die Börse gehandelt werden. Auch Fonds mit russischen Aktien wie der DWS Russia (WKN 939855) würden ICF Kursmakler zufolge eher abgestoßen.

© 6. September 2011/Anna-Maria Borse