20. Dezember 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Das Hin und Her an den Aktienmärkten lockt laut Spezialisten im Handel mit Publikumsfonds nur wenige Fondanleger derzeit an die Börse. „Die Umsätze sind niedrig mit leichter Verkaufstendenz“, berichtet Andreas Kehnen von der Baader Bank. Bis zum Jahresende werde sich daran vermutlich nicht viel ändern, denn insbesondere Großanleger befänden sich bereits in der Winterpause. Aber auch Privatanleger setzten eher auf das neue Jahr. „Von Jahresendrallye keine Spur“, meldet auch Frank Wöllnitz, der die hohen Schwankungen an den Börsen auf die geringe Liquidität im Handel zurückführt. „Wenn die Handelsvolumina schwach sind, bekommt jede öffentlich geäußerte Meinung oft mehr Bedeutung als ihr vielleicht zusteht“, analysiert der Händler von ICF Kursmakler.

Ein allzeit viel beachtetes Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft habe am heutigen Dienstag indes positiv überrascht. Der IFO-Geschäftsklimaindex für den Monat Dezember erreiche einen Wert von 107,2 Punkten statt erwarteter 106,1 Zähler. Die befragten Manager gingen zwar von einer aktuell unveränderten Lage aus, beurteilten aber die Aussichten für die kommenden sechs Monate besser als gegenwärtig. Von März 2009 bis Februar 2011 sei es für den IFO-Geschäftsklimaindex bis zum neuen Rekordhoch bei 115,4 Punkte stetig bergauf gegangen. Im historischen Vergleich bewege sich der zuverlässige Gradmesser laut Helaba immer noch auf einem hohen Niveau.

Europäische Werte uneinheitlich

Ohne eindeutige Tendenz geht es Kehnen zufolge bei Publikumsfonds mit hiesigen und europäischen Aktien zu. Beide Seiten gespielt würden zum Beispiel bei deutschen Nebenwerten. Verpackt etwa im Allianz RCM Nebenwerte Deutschland (WKN 848176) landeten sie verstärkt im Depot der Fondsanleger. Beim UniDeutschland XS (WKN 975049) dagegen spricht Kehnen von einem Abgabeüberhang. Mehr Verkäufe als Käufe registriert der Händler zudem für den Fondak Europa (WKN A0J4LV). Anlageschwerpunkt des Fonds seien Aktien von Unternehmen mit Sitz oder Börsennotierung in Europa.

Mischfonds gefragt

Von stabilen Umsätzen auf verhaltenem Niveau spricht Wöllnitz bei gemischten Portfolios, die auch in dieser Woche mehrheitlich gesucht seien. Anleger interessierten sich beispielsweise einmal mehr für den Aktienfonds für Stiftungen (WKN A0M8HD) und den M & W Privat (WKN A0LEXD). Wie in den Vorwochen wendeten Investoren sich zudem tendenziell dem Flossbach von Storch SICAV (WKN A0M430) zu, dessen Fondsmanagement flexibel in Aktien, Geldmarktinstrumente, Zertifikate, Währungen, Rohstoffe und Anleihen jeder Art investiere. Seit Jahresbeginn überzeuge der Publikumsfonds mit einer Performance von 7,62 Prozent. Weniger angetan zeigten Fondsliebhaber sich von dem ETF Dachfonds (WKN 556167), der per Saldo abgestoßen worden sei.

Wenig los bei Edelmetallen-Minen

Kehnen

Einen ausgeglichenen Handel auf verhaltenem Niveau verbucht Kehnen bei Minenfonds. Verkäufen etwa bei der Euroversion des BGF World Mining Fund (WKN A0BMAR) stünden Käufe beispielsweise beim Falcon Gold Equity Fund (WKN 972376) gegenüber. Insgesamt sei der NYSE Arca Gold BUGS Index als Gradmesser für die Goldproduzenten in den vergangenen fünf Handelstagen über 3,5 Prozent eingebrochen. Das BUGS im ehemaligen Amex Gold BUGS Index steht für Basket of Unhedged Gold Stocks, zu deutsch Gold fördernde Bergbauunternehmen, die sich nicht mit Vorwärtsverkäufen abgesichert haben.

Ausgeglichener Handel mit internationalen Portfolios

Publikumsfonds mit internationalem Engagement werden Kehnen zufolge gleichermaßen ge- wie verkauft. Anleger interessierten sich etwa für den DWS Invest Global Infrastructure (WKN DWS0Q2), der sich in Aktien von Emittenten aus dem globalen Infrastruktursektor engagiere. Mehrheitlich abgegeben worden seien dagegen zum Beispiel der M&G Global Basic Fund (WKN 797735) und der Carmignac Investissement (WKN A0DP5W).

US-Dollar Geldmarktfonds gefragt

Wenig Zuspruch verbucht Kehnen für Geldmarktfonds wie den Deka Liquidität Euro (WKN 977182) und den Espa Cash Euro Plus (WKN 971092), die nahezu ausschließlich abgestoßen worden seien. An US-Dollar Geldmarktfonds wie dem DWS Reserve (WKN 972167) zeigen Investoren laut Wöllnitz indes Interesse. „Durch die Notierung in Dollar ging es mit diesem Fonds für Euro-Anleger zuletzt unruhig rauf und runter“, bemerkt der Händler.

Lieber keine Exoten

Wöllnitz

Von Publikumsfonds mit indischen oder osteuropäischen Aktien lassen Anleger laut Wöllnitz derzeit lieber die Finger. „Angesichts der hohen Volatilität an den heimischen Börsen streben Investoren tendenziell nach mehr Sicherheit“, erkennt der Händler. Wenn in den exotischeren Werten gehandelt würde, dann eher auf der Abgabenseite. So geben Anleger tendenziell Anteile zurück, etwa vom in US-Dollar notierten BGF Latin American Fund (WKN 987139).

Ebenfalls verkauft werden Kehnen zufolge Fonds mit asiatischem Schwerpunkt. Anleger trennten sich beispielsweise vom Baring Hong Kong China Fund (WKN 933583) und vom Invesco PRC Equity Fund (WKN 974759). Beide Fonds legten ihr Augenmerk auf chinesische Aktien.

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© 20. Dezember 2011/Iris Merker