Marktstimmung: Am Aschermittwoch ist nichts vorbei

Zusammenfassung

Das alte Stimmungsmuster scheint beim DAX wieder Einzug zu halten, denn sowohl institutionelle als auch private Investoren wollen dem DAX offensichtlich nicht die Stange halten. Während sich die Stimmungslage bei den Privatanlegern im Vergleich zur Vorwoche kaum verändert hat und somit verhalten pessimistisch bleibt, hat es bei den institutionellen Pendants Gewinnmitnahmen gegeben. Vier Prozent der Befragten haben das Bullenlager, das sie in der Vorwoche noch aufgesucht hatten, wieder verlassen und sich zu den Pessimisten gesellt. Per Saldo hat es also nicht nur Gewinnmitnahmen, sondern sogar Positionierungen gegen einen weiteren DAX-Anstieg gegeben. Dennoch hat der DAX im Wochenvergleich um 1,6 Prozent zugelegt und zwischenzeitlich ein neues Allzeithoch jenseits von 11.000 Zählern markieren können. Deswegen sind wir der Frage nachgegangen, warum der DAX, trotz der Zurückhaltung heimischer Käufer, während der vergangenen Wochen einen derart veritablen Aufwärtstrend hinlegen konnte.


  • Profis: +1 Punkt (+9 Punkte)
  • Private: -4 Punkte (-5 Punkte)

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Goldberg

18. Februar 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). In diesem Jahr wollte am gestrigen Faschingsdienstag auf dem Frankfurter Parkett im Gegensatz zu früheren Jahren keine närrische Stimmung aufkommen. Möglicherweise lag das an den gegenwärtigen ungelösten Krisen – sei es wegen des griechischen Schuldendramas oder der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine, dass sich die Börsianer wenig ausgelassen zeigten. Dabei hätte es zu früheren Zeiten bei Erreichen eines neuen Allzeithochs und dem Überschreiten einer weiteren runden DAX-Hürde wie der 11.000er Marke am vergangenen Freitag euphorischen Beifall gegeben. Aber kaum etwas von alledem war zu spüren. Diese Freudlosigkeit mag sich auch in unserer heutigen Stimmungserhebung niedergeschlagen haben, bei der der leichte Optimismus aus der Vorwoche von den institutionellen Anlegern nicht mitgenommen werden konnte: Der Börse Frankfurt Sentiment-Index fiel von +9 auf magere +1 zurück. Ursächlich hierfür waren nicht nur Gewinnmitnahmen, sondern neuerlich vorgenommene Absicherungsverkäufe.

Auch wenn während der vergangenen Tage von vielen Kommentatoren und Analysten immer wieder beteuert wurde, ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone würde wahrscheinlich verkraftbar sein, zeigten sich die Investoren unseres Panels dennoch vorsichtig. Umso mehr muss man sich fragen, warum der DAX trotzdem im Wochenvergleich noch einmal um 1,6 Prozent zulegen konnte. Eine Antwort darauf könnte die gestern publizierte BofA Merrill Lynch Umfrage unter internationalen Fondsmanagern (zum 12.2.) geben, bei der per Saldo 51 Prozent der Befragten Europa als die von ihnen am stärksten favorisierte Region nannten – im Januar erklärten dies noch lediglich 18 Prozent. Man bedenke: 55 Prozent der Fonds sind in europäischen Aktien bereits übergewichtet, vor allem weil die Gewinnaussichten so gut wie nicht mehr seit dem Jahr 2009 eingeschätzt werden. Nicht zuletzt, weil die Europäische Zentralbank im Januar ihr quantitatives Lockerungsprogramm beschlossen hat. Mit anderen Worten: Der DAX-Anstieg der vergangenen Wochen dürfte vornehmlich auf internationale Investoren zurückzuführen sein.

DAX-Rallye reizt auch Privatanleger nicht

Bei den Privatanlegern hat sich unterdessen kaum etwas bewegt. Wie bereits in der Vorwoche bleiben diese Akteure skeptisch eingestellt, was sich in einem marginalen Anstieg des Börse Frankfurt Sentiment-Index auf einen Wert von -4 (Vorwoche -5) niederschlägt. Immerhin hat sich die Gruppe der neutral eingestellten Marktteilnehmer etwas verkleinert, so dass sich in der Folge die Polarisierung zwischen Bullen und Bären verstärkt hat.

Mit der heutigen Stimmungserhebung ist abermals deutlich geworden: Viele heimische institutionelle Investoren profitieren, wenn überhaupt, nur temporär von der Aufwärtsbewegung des DAX. Im Gegensatz zu internationalen Akteuren, die weitgehend auch in deutschen Aktien übergewichtet sein dürften, verhält man sich hierzulande wesentlich zurückhaltender. Dies jedoch nicht nur wegen der derzeitigen politischen Unwägbarkeiten, sondern weil etliche heimische Investoren den Aufwärtstrend des DAX zu großen Teilen verpasst haben dürften und sich der Einstieg mit weiter steigenden Kursen auch mental immer schwieriger gestaltet. Deshalb bleibt der DAX im Falle größerer Korrekturen gut unterstützt. Die größte Gefahr ergibt sich jedoch an der Oberseite, falls der Performancedruck auf manche Investoren so stark werden wird, dass als einziger Ausweg Kapitulationskäufe bleiben.

  • 11.15 Uhr auf n-tv
  • 14.10 / 18.05 Uhr auf DAF

von Joachim Goldberg, Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
© 18. Februar 2015

[1] Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positiven in negative Werte markiert die neutrale Linie. Die Werte des früheren Cognitrend Bull/Bear-Index sind auf die neue Skalierung umgerechnet worden.

Börse Frankfurt Sentiment-Index
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Blaue Balken: institutionelle Investoren, gelbe Balken: private Investoren

Institutionelle Anleger

   Bullish Bearish  Neutral
Total  39% 38%  23%
ggü. letzter Erhebung  -4% +4%   0%

 

  • DAX (18. Februar): 10.920 (+1.58%)
  • Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +1 Punkte ( +9 Punkte)

Private Anleger

   Bullish Bearish  Neutral
Total  39%  43%  18%
ggü. letzter Erhebung  +3%  +2%  -5%

 

  • DAX (18. Februar): 10.920 (+1,58%)
  • Börse Frankfurt Sentiment-Index private Anleger: -4 Punkte (-5 Punkte)