Marktstimmung: Keine Partystimmung

Zusammenfassung

Etwas optimistischer äußern sich die befragten institutionellen Investoren hinsichtlich der weiteren Kursentwicklung. 3 Prozent sind seit vergangenem Mittwoch eingestiegen, ebenso viele haben ihre Short-Engagements geschlossen. Das hebt den Sentiment-Index auf 6 Punkte.

Genug der Erholung denken sich dagegen etliche private Anleger. Angesichts eines Plus der DAX-Aktien von 120 Punkten im betrachteten Zeitraum sind 9 Prozent short gegangen, 4 Prozent haben ihre Aktien verkauft. Da der Optimismus jedoch zuvor bei erstaunlichen 40 Punkten lag, ist er nun mit 27 Punkten immer noch deutlich im bullishen Bereich. 

Joachim Goldberg vermutet, dass einige Profis in Erwartung neuer Allzeithochs in den USA zum Korrekturtief der vergangenen Woche gekauft haben, bei der Mehrheit aber noch „keine Partystimmung“ aufkommen wolle. Aber auch die Privatanleger würden skeptischer.

Der verhaltensorientierte Analyst zieht das Fazit, dass sich die Tendenz zu Gewinnmitnahmen bei weiteren Kursteigerungen noch erhöhen sollte, andererseits die Kaufneigung bei deutlichen Abschlägen zunehmen dürfte.

 

Börse Frankfurt Sentiment-Index

  • Profis: +6 Punkte (+/- 0 Punkte)
  • Private: +27 Punkte (+40 Punkte)

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Goldberg

5. November 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Echter Optimismus will im deutschen Aktienmarkt zumindest hinsichtlich der Standardwerte immer noch nicht aufkommen. Zwar haben sich die mittelfristig orientierten institutionellen Akteure unserer wöchentlichen Befragung per Saldo etwas mehr auf die Bullenseite geschlagen, aber ein Börse Frankfurt Sentiment-Index von +6 sieht immer noch recht verhalten aus. Tatsächlich liegt der Index, gemessen an der Entwicklung der vergangenen beiden Quartale, ziemlich genau auf deren Durchschnittswert und ist somit praktisch als neutrale Stimmungsaussage zu bewerten.

Immerhin zeigt die Verschiebung von per Saldo 3 Prozent der Befragten aus dem Bären- ins Bullenlager, dass einige Akteure erwartungsgemäß in das Korrekturtief der vergangenen Woche hineingekauft haben dürften. Sicherlich auch aus der Überzeugung heraus, dass sich der US-Aktienmarkt zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Weg zu neuen Allzeithochs befand und der DAX daher möglicherweise etwas Nachholbedarf haben könnte. Dennoch bleibt festzuhalten, dass das Gros der institutionellen Anleger der schnellen Erholung des DAX immer noch zu misstrauen scheint. Mit anderen Worten: Partystimmung will hier nicht so recht aufkommen.

Die Gründe hierzu mögen vielfältiger Natur und vor allem auch fundamental gerechtfertigt sein. Man denke nur an die jüngst abermals zurückgenommenen Wachstumsprognosen der EU-Kommission, die für dieses Jahr nur noch ein Plus von 0,8 Prozent vorsehen, nachdem im Frühjahr noch von einem Zuwachs des BIP von 1,2 Prozent gesprochen wurde. Auch der Inflationsausblick der Kommission sieht nicht danach aus, als ob man in der Eurozone in den Jahren 2015 und 2016 den Zielwert von 2 Prozent erreichen würde. Natürlich könnte man die Meinung vertreten, die Europäische Zentralbank müsse angesichts dieser Daten geldpolitisch noch weiter aktiv werden, was für den DAX positiv zu bewerten wäre. Aber nur Wenige scheinen damit zu rechnen, dass tatsächlich bei der Sitzung am kommenden Donnerstag Richtungsweisendes verkündet werden wird. Zumal vielerorts nicht erwartet wird, dass die Meinungsverschiedenheiten innerhalb des EZB-Rates über weitergehende Maßnahmen – darauf deutet auch der gestrige Exklusivbericht der Nachrichtenagentur Reuters hin – kurzfristig beigelegt werden können.

Privatanleger nehmen nicht nur Gewinne mit

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Ganz anders stellt sich die Stimmungsentwicklung der Privatanleger dar, von denen sich nicht nur ein Teil von 4 Prozent der Befragten zu Gewinnmitnahmen entschieden hat. Vielmehr ist sich die Gruppe der Pessimisten, die in der Vorwoche noch den niedrigsten Stand seit Beginn unserer Aufzeichnungen markiert hatte, im Vergleich zum Bullenlager mehr als doppelt so stark geworden. Neben den Gewinnmitnahmen gibt es also originär neuen Pessimismus. Damit ist der Börse Frankfurt Sentiment-Index der privaten Anleger nicht nur auf einen Stand von +27 zurückgefallen. Vielmehr hat sich die Kluft zu den institutionellen Pendants nunmehr wieder deutlich verringert.

Per Saldo könnte man bei alleiniger Betrachtung der Börsenbullen den Schluss ziehen, dass zumindest einige Aktien wieder von (angeblich) schwächeren in stärkere Hände gewandert sind. Dennoch misstraut nicht nur ein großer Teil der institutionellen Marktteilnehmer der positiven DAX-Entwicklung der vergangenen drei Wochen; auch die privaten Investoren sehen per Saldo für das Börsenbarometer nicht mehr so viel Aufwärtspotenzial wie zuvor.

Darüber kann auch der neuerliche Anstieg des DAX von 1,3 Prozent im Wochenvergleich nicht hinwegtäuschen – die Tendenz zu Gewinnmitnahmen (sofern Profite überhaupt vorhanden sind) bei weiteren Kurssteigerungen dürfte sich dabei sogar erhöhen. Allerdings sind die derzeitigen Stimmungswerte nicht dazu geeignet, für den DAX ein größeres Rückschlagspotenzial zu prognostizieren. Zumal die Kaufneigung der institutionellen Marktteilnehmer bei deutlichen Abschlägen zunehmen dürfte.

von Joachim Goldberg, Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
© 5. November 2014

[1] Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positiven in negative Werte markiert die neutrale Linie. Die Werte des früheren Cognitrend Bull/Bear-Index sind auf die neue Skalierung umgerechnet worden.

Börse Frankfurt Sentiment-Index
dax+sentiment+20141105+544+148
Blaue Balken: institutionelle Investoren, gelbe Balken: private Anleger, Kurve: DAX

Institutionelle Anleger

  Bullish Bearish  Neutral
 Total  +45%  +39%  16%
ggü. letzter Erhebung  + 3%  –  3%    0%

 

  • Stand DAX (5. November): 9.240 (+1.31%)
  • Stand Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: Punkte +6 (+6 Punkte)

Private Anleger – Mit freundlicher Unterstützung der comdirect bank AG

   Bullish Bearish Neutral
 Total  55%  28%  17%
ggü. letzter Erhebung   -4%  +9%  -5%

 

  • Stand DAX (5. November): 9.240 (+1.31%)
  • Stand Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger:  +27 Punkte (+13 Punkte)