Markttechnik: Die Hürden steigen

25. Mai 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Analysten sind sich einig: die bisher als kurzfristig erachtete Abwärtsbewegung könne durchaus mittelfristigen Charakter bekommen, wenn die nun höher gesteckten Hürden vom DAX nicht genommen werden. Hoffnung erkennt die Baader Bank dennoch auch für eine Fortsetzung der Bullen. Der DAX sei nach tendenziell fallenden Kurse über drei Wochen hinweg einerseits überverkauft. Zudem ende eine Maischwäche innerhalb einer intakten Hausse häufig in der zweiten Monatshälfte. Verstärkte Verkäufe in der laufenden Woche könnten der aktuellen Korrektur ein Ende setzen. Idealerweise zeige sich der dann folgende Richtungswechsel nach oben in einer Kerzenumkehrformation.

Angeschlagenes Chart-Bild

Schmidt
Schmidt

Nach Ansicht von Christian Schmidt von der Helaba überwiegen derzeit die Abwärtsrisiken für den DAX. Der deutsche Leitindex habe in dieser Woche zunächst den Abwärtstrendkanal nach unten verlassen und in Folge den Bewegungsimpuls noch einmal beschleunigt. „Diese Konstellation wird in der Regel bei steigenden Indizes als idealtypisch gefordert“, erklärt Schmidt. Im fallenden Markt unterstreicht dieser Umstand das angeschlagene Chart-Bild des deutschen Leitindex einmal mehr.

Mittlerweile habe der DAX an zwei aufeinander folgenden Tagen unter seiner exponentiell gewichteten 55-Tage-Linie geschlossen. „Das zuletzt durch das Unterschreiten der Linie ausgelöste Verkaufssignal wurde dadurch bestätigt“, ist der Analyst der Helaba überzeugt. Im Gegensatz zu einem simplen gleitenden Durchschnitt werden bei der exponentiellen Methode die aktuellen Kurse höher und die weiter zurückliegenden Kurse weniger stark gewichtet. „Dadurch wird ein Wendepunkt zeitlich früher angezeigt“, unterstreicht Schmidt. Die 55-Tage-Linie eigne sich insbesondere für einen mittelfristigen Betrachtungszeitraum. Gleitende Durchschnitte werden den trendfolgenden Indikatoren zugeordnet.

Zumindest auf Tageschartbasis gebe es gegenwärtig keine ausreichend guten Chance-Risikoprofile für Neuengagements. „Nahezu alle Indikatoren weisen nach unten“, berichtet Schmidt. Bei den vorhandenen Abwärtsrisiken gelte es die nächsten Unterstützungslinien zu definieren. Die erkennt der technische Analyst bei 7.020, 6.994 und 6.941 Zählern. Dabei spiele der Cluster von 6.994 eine besondere Rolle. „Weil eine Fibonacci-Fan-Linie und ein Retracement auf den gleichen Punkt fallen, ist bei dieser Marke die Wahrscheinlichkeit einer entsprechend große Marktwirkung hoch“, berichtet Schmidt. Widerstände im DAX erkennt der Analyst bei 7.160 und 7.202 und 7.229 Punkten.

Es gilt die Lücke zu schließen

Meier
Meier

Von einer Trübung der Aussichten für den DAX spricht auch Jana Meier. Die technische Analystin bei HSBC Trinkaus & Burkhardt sieht die Voraussetzungen für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends für den deutschen Leitindex keinesfalls erfüllt. Es stünden noch einige Hürden im Weg, die in den vergangenen Tagen noch einmal höher gesteckt worden seien. „Wenn der DAX an der Unterstützungszone aus dem Jahreshoch 2010 bei 7.088 Zählern sowie der unteren Begrenzung des Aufwärts-Gap aus dem April bei 7.079 Punkten keinen Halt findet, könnte der Aktienindex weiter kräftig ins Wanken geraten“, glaubt Jana Meier.

„Diese Marken gilt es per Wochenschluss deshalb tunlichst zu verteidigen“, rät sie deshalb. Dann könnte ein Wiedersehen mit dem Apriltief des deutschen Leitindex bei 6.995 Zählern vermieden werden. „Ansonsten gibt es weitere Kratzspuren am zugrunde liegenden Chart-Bild “, erklärt Meier. Und die 200-Tages-Linie, die aktuell bei 6.844 Punkten liege, würde erneut in den Fokus rücken.

Die Richtungsentscheidung sei aber noch nicht gefallen. Auf der Oberseite gelte es dazu, die Abwärtslücke zwischen 7.202/28 zu schließen. Gelinge dies, könne im gleichen Zuge nicht nur die 90-Tages-Linie von aktuell 7.183 Zählern zurückerobert werden. „Auch die Parallele zum kurzfristigen Abwärtstrend von derzeit 7.225 Punkten wäre im Erfolgsfall wieder eingeholt“, meint Meier. Damit blieben die bisherigen Jahreshochs von 7.566/600 des DAX weiterhin in Sichtweite, was die Ausgangssituation des Index erheblich verbessern würde.

Die aktuellen technischen Indikatoren würden das Projekt „Gap Closing“ aber eher erschweren. „Auf Tagesbasis überwiegen weiterhin die Verkaufssignale“, erkennt die Analystin.

Optimisten überwiegen

Die Anleger zeigen sich dagegen für den Bluechip-Index optimistischer als in der Woche zuvor. Um sechs Prozent erhöhte sich die Zahl derer, die auf Vierwochenbasis einen positiven Verlauf des DAX erwarten. Aber auch das Bärenlager ist mit plus 3 Prozent in der aktuellen Sentimenterhebung der Börse Frankfurt bei 300 Investoren stärker vertreten als in der Vorwoche. Nur noch 20 Prozent der Befragten nehmen eine neutrale Position ein. Der Bull/Bear-Index für die DAX-Werte steigt von 51,7 auf 53,3 Prozent.

Beim TecDAX haben vier Prozent der Befragten ihre neutrale Position zugunsten des Bärenlagers aufgegeben und sind short gegangen, 1 Prozent der Befragten wechselten von den Optimisten zu den Pessimisten. Den Bull/Bear-Index für Technologiewerte bringt dies per Punktlandung auf 50 Prozent.

Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.

© 25. Mai 2011 / Iris Merker