Markttechnik: Er schafft es, er schafft es nicht

14. September 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Über die kurzfristigen Tendenzen im DAX sind sich die Analysten nicht einig. Die Einen stellen weitere Kursverluste in Aussicht, die Anderen halten eine Stabilisierung für möglich. An der Großwetterlage habe sich derweil kaum etwas geändert. Das Thema Schuldenkrise im Euroraum bleibe den Kapitalmärkten erhalten. Am heutigen Mittwoch habe die Ratingagentur Moody’s die französischen Großbanken Société Générale und Crédit Agricole um jeweils eine Note herabgestuft. Auch die Benotung der BNP Paribas werde geprüft. Die möglichen Auswirkungen der griechischen Schuldenkrise hätten zu der schlechteren Bonität geführt.

Als bislang einmaligen Vorgang beschreiben Marktbeobachter die beabsichtigte Teilnahme von US-Finanzminister Timothy Geithner am Treffen der Finanzminister der Eurostaaten am kommenden Freitag. Dies unterstreiche die Dringlichkeit für die Griechenlandfrage bald eine Antwort zu finden. Bei den volkswirtschaftlichen Daten aus den USA stimme der private Verbrauch verhalten positiv. Ein deutliches Wachstumssignal aus den heutigen Umsatzdaten des US-Einzelhandels erwartet die Helaba indes nicht. Die von der Börse Frankfurt befragten Investoren lassen sich dennoch ihre Stimmung nicht verderben und zeigen sich weiterhin zuversichtlich hinsichtlich der Entwicklung von DAX und TecDAX.

Weitere Kursverluste nicht ausgeschlossen


Schmidt

Nach der Aufhellung des DAX am Ende der vergangenen und zu Beginn dieser Woche erkennt Christian Schmidt von der Helaba in dem möglichen Muster eines „bearishen Harami“ am heutigen Mittwoch kurzfristig die Gefahr weiterer Kursverluste im deutschen Aktienbarometer. Bei der Kerzenkombination des Harami-Musters befindet sich ein kleiner Kerzenkörper innerhalb einer großen Kerze vom Vortag. Die Signalwirkung wird von Chart-Analysten generell umso stärker eingeschätzt, je kleiner der kleine Kerzenkörper ausfällt.

Für den weiteren Verlauf des DAX gelte es nun, zwei wichtige Unterstützungszonen bei 5.143 bzw. 5.129 Punkten und bei 4.965 Zählern im Auge zu behalten. „Mit der nachhaltigen Unterschreitung der Marke von 5.129 Punkten würde eine negative Fortsetzungsformation abgeschlossen“, analysiert Schmidt. Daraus lasse sich ein Abwärtspotenzial von 400 Zählern auf 4.729 Punkte ermitteln. „Fast punktgenau entfallen auf dieses Niveau auch die Kurszielprojektionen anderer Methoden“, erkennt der Analyst. Dadurch entstehe ein Cluster welcher die hohe Bedeutung der Marke nochmals unterstreiche.

Die 4.965 Zähler seien zuletzt zweimal getestet worden. „Deshalb ist ein erneuter, erfolgreicher Test dieser Unterstützung eher unwahrscheinlich“, glaubt Schmidt. Man könne zudem davon ausgehen, dass knapp unterhalb von 4.965 Zählern eine große Anzahl von Stopps platziert worden seien, was die Abwärtsbewegung an dieser Stelle nochmals beschleunigen werde. „Die Eintrittswahrscheinlichkeit dieses Abwärts-Szenarios ist hoch“, glaubt der Analyst. Denn eine ganze Reihe von Momentum-Indikatoren seien nach unten gerichtet. Widerstände für den DAX erkennt Schmidt bei 5.266 und 5.345 Punkten.

Stabilisierungschancen im DAX sind da


Wurm

Kurzfristig stark überverkauft und angekommen an einer langfristigen Unterstützungszone bei 5.000 bis 5.300 Punkten: so beschreibt Sophia Wurm von der Commerzbank die derzeitige technische Konstellation des DAX. Das gibt dem deutschen Leitindex der Chart-Analystin zufolge Stabilisierungschancen. Auf der anderen Seite sei der August-Abwärtstrend noch intakt. „Deshalb kann sich beim nachhaltigen Unterschreiten der Unterstützungszone die technische Lage auch weiter eintrüben“, beschreibt Wurm die möglichen Szenarios. Deshalb solle die defensive Haltung gegenüber dem deutschen Aktienbarometer zunächst nicht aufgegeben werden.

Denn mit mehreren Verkaufssignalen habe der DAX Anfang August diesen Jahres eine 29 Monate andauernde Hausse aus dem Frühjahr 2009 beendet. Aufgrund eines Kursrückgangs um mehr als 20 Prozent vom vorherigen Kurshoch bei 7.600 Zählern sei eine technische Gegenbewegung erfolgt, die den Charakter einer Baisse angenommen habe.

Zuversicht bleibt hoch

Die Optimisten sind auch in dieser Woche stark vertreten. Gegenüber einem Bull/Bear-Index für die DAX-Werte von 74,4 Punkten aus der Vorwoche fällt die Zuversicht der Anleger zwar, hält sich mit 65,5 Punkten dennoch weiterhin auf einem hohen Niveau, wie die aktuelle Befragung von 300 professionellen Anlegern ergeben hat. Insgesamt um 10 Prozent schrumpfte die Gruppe der Optimisten, 6 Prozent wechselten zu den Bären, 4 Prozent gehen zu denen, die von einem gleichbleibendem Markt ausgehen.

Nahezu unverändert hoch hält sich die Stimmung für die Technologiewerte. Beim TecDAX gewinnen die Bären von den neutral Gestimmten neutral Gestimmten 2 Prozent hinzu, das Bullenlager wie auch der Bull/Bear-Index von 66,4 Punkten hält sich in etwa auf dem Niveau der Vorwoche.

Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkten zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.

© 14. September 2011 / Iris Merker