Markttechnik: Erholungsglanz schon wieder verblasst

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4. September 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Erholungsbewegung zum Wochenauftakt war nur ein Strohfeuer. Davon geht zumindest Christoph Geyer, technischer Analyst der Commerzbank, aus. „Die Indikatorenlage hat sich nicht verbessert und zeigt mit den derzeitigen Divergenzen an, dass die angespannte Lage noch nicht vorüber ist. Eine Eskalation im Nahen Osten dürfte nur den Ausschlag geben und den noch sehr jungen Abwärtstrend beschleunigen“, prognostiziert der Techniker. Für die kommenden Wochen rechnet Geyer mit einem Rückschlag bis mindestens an die Aufwärtstrendlinie. „Die in den vergangenen Wochen mehrfach genannte Zielmarke von 7.600 bis 7.700 Punkten bleibt weiter das erwartete Szenario“, so die Prognose

Am Mittwochmittag verliert der DAX etwas mehr als ein halbes Prozent auf 8.130 Punkte.

Schwerwiegende Folgen bei Bruch der Unterstützungszone

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Scherer

Auch Jörg Scherer von der HSBC sieht Abwärtsrisiken für das deutsche Börsenbarometer: Zwar sei der DAX am gestrigen Dienstag weiter um die Marke von 8.200 Punkten gependelt, negativ falle jedoch auf, dass der Index ein ‚bearish engulfing’ – also eine Verkaufsformation im Kerzenchart – ausgeprägt und damit die Aufwärtskurslücke vom Wochenbeginn sofort wieder geschlossen habe. „Vor diesem Hintergrund sollten Investoren weiter die wichtige Haltezone aus dem jüngsten Verlaufstief bei 8.094 Punkten, die verbliebene Kurslücke vom Juli bei 8.081 Punkten sowie dem Aufwärtstrend seit September 2011 bei aktuell 8.059 Punkten im Auge behalten. Da ein Bruch dieser Bastion schwerwiegende Folgen haben dürfte, gilt es die angeführte Unterstützungszone zukünftig unbedingt zu verteidigen“, rät Scherer.

Auf der Oberseite würde ein Anstieg über die beiden jüngsten Tageshochs bei 8.265 bzw. 8.269 Punkten aus Sicht des Analysten kurzfristig den Druck vom DAX nehmen und zunächst die Basis für einen Anlauf auf die 38-Tages-Linie bei aktuell 8.308 Punkten legen. „Perspektivisch sollten im Erfolgsfall dann sogar die jüngsten Verlaufshochs bei 8.435/38/57 Punkten ins Visier genommen werden“, erwartet Scherer.

Vorsicht vor abermaliger Schwäche

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Staud

Wieland Staud, technischer Analyst und Geschäftsführer von Staud Research, der seit Monaten eine optimistische Grundhaltung gegenüber dem DAX vertritt und bislang an seinem Jahresziel von 9.000 Punkten festhält, räumt ebenfalls ein, dass das technische Bild des deutschen Leitindexes am Dienstag deutlich an zwischenzeitlichem „Erholungsglanz“ verloren hat. „Das im Tageschart geformte, nicht ganz lehrbuchreife ‚Bearish Engulfing Pattern‘ mahnt zur Vorsicht, was abermalige Schwäche und damit eine Ausweitung der Konsolidierung angeht. Die avisierten 9.000 Zähler lägen dann erst einmal auf Eis“, erklärt der Analyst. Im direkten Fokus stehe nun der Bestand der Haltelinie bei 8.081 Punkten.

Private wieder zuversichtlicher

Bei institutionellen Anlegern macht sich unterdessen eine abwartende Haltung breit. Wie die aktuelle Umfrage der Börse Frankfurt zeigt, sind im Vergleich zur Vorwoche 9 Prozent der Profis an die Seitenlinie getreten. Insgesamt überwiegt aber weiterhin der Pessimismus: 40 Prozent Bären stehen 33 Prozent Bullen gegenüber. Der Bull/Bear-Index für Institutionelle steigt von 45,6 Punkten in der Vorwoche auf 46,1 und nähert sich damit wieder der Optimisten von Pessimisten trennenden 50-Punkte-Marke. Die Stimmung unter Privatanlegern hat sich indes deutlicher verbessert: Hier klettert der Bull/Bear-Index von 37,4 auf 46,8 Punkte nach oben. Details erfahren Sie von Cognitrend ab 17 Uhr auf boerse-frankfurt.de/sentiment.

von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG
© 4. September 2013