Markttechnik: Etappensieg für Bullen

22. Juni 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Dienstag geht klar auf das Konto der Optmisten. Einen guten Schritt sei der DAX in seinem Bemühen vorangekommen, der Seitwärtsbewegung zu entkommen, urteilen technische Analysten. Ob 90-Tageslinie oder horizontale Hindernisse mit diversen zyklischen Verlaufshoch, das deutsche Börsenbarometer konnte sie am Dienstag deutlich durchbrechen. Aus technischer Sicht stünden die Ampeln für die DAX-Reise gen Süden zwar nun auf Grün, schlechte Nachrichten aus den Problemländern könnten dennoch für Rücksetzer sorgen.

1:0 für den Bullen

Meier
Meier

Einen Teilerfolg für den Aktienmarktbullen nennt Jana Meier den DAX-Ausbruch. Mit Hilfe einer markanten Aufwärtslücke bei 7.158 zu 7.177 Punkten habe der Index im Laufe des Handelstages einige wichtige Hürden nehmen können. „Nach der Pattsituation der vergangenen Tage steht es nun erst einmal 1:0 für den Bullen“, urteilt die Analystin von HSBC Trinkaus & Burkhardt. Der DAX habe sich oberhalb der 90-Tagelinie bei 7.177 Punkte festsetzen und gleichzeitig die zyklischen Verlaufshochs zwischen 7.224 und 7.243 Zählern überwinden können. „Damit ist eine kleine Bodenbildung vervollständigt, die endgültig einen Schlussstrich unter die seit Mai dominierende Baisse ziehen könnte“, stellt Meier in Aussicht.

Nun peile das deutsche Börsenbarometer die nächsten Anlaufmarken auf der Oberseite an, die Jana Meier beim Märzhoch und beim Hoch vom 31. Mai bei 7.320 bzw. 7.356 Punkten ausmacht.
„Aus der jüngsten Bodenbildung kann ein Kurspotenzial von rund 240 Punkten abgeleitet werden“, erklärt die Analystin. Deshalb stellt Meier ein baldiges Wiedersehen des DAX mit dem Februarhoch bei 7.442 Zählern in Aussicht. Dies sei die letzte nennenswerte Hürde vor den bisherigen Jahreshochständen bei 7.566 bzw. 7.600 Punkten. „Die technischen Indikatoren stimmen für dieses Szenario“, erkennt die Analystin. Der MACD sei dem Beispiel der Stochastik gefolgt und ließe nun ebenfalls ein Kaufsignal erkennen.

Nach unten gebe es Widerstand gegen die günstigen Perspektiven für den deutschen Leitindex, wenn die Unterstützungszone aus dem Aufwärtstrend seit 2009 bei aktuell 7.010, mehrere Verlaufstiefs bei DAX-Ständen von 6.995 bzw. 6.992 Zählern und die 200-Tages-Linie bei aktuell 6.948 Punkten unterschritten würden.

Handelskanal bleibt intakt

Kerssenbrock
Kerssenbrock

Auch Petra von Kerssenbrock bescheinigt dem DAX nach Verlassen des Mai-Abwärtstrends eine Erholungsphase, sagt aber voraus, dass sich der Index weiterhin innerhalb der bisherigen breiten Seitwärtspendelbewegung aufhalten werde. Nach der Hausse vom September 2010 hätte im Februar dieses Jahres eine Konsolidierung begonnen. „Seitdem bewegte sich der DAX in einer breiten Handelsspanne zwischen der Unterstützungszone von 6.500 Punkten und der Widerstandszone von 7.400 bzw. 7.450 Punkten“, erklärt die technische Analystin der Commerzbank. Die derzeitige Stabilisierung des DAX werde sich von Kerssenbrock zufolge vermutlich erst einmal fortsetzen. „Dabei bleibt die bisherige Kernzone zunächst weiterhin bestehen“, sagt die Analystin voraus. Diese befinde sich zwischen der Unterstützung bei 6.950 bzw. 7.000 Punkten und der Widerstandszone bei 7.400 und 7.450 Zählern.

Eurostoxx 50 mit guten Aussichten

Gute Chancen hat sich auch der Euro Stoxx 50 zurückerarbeitet. Die jüngste Baisse des europäischen Börsenbarometern sei im Bereich der horizontalen Unterstützungszone aus diversen Tiefs bei gut 2.690 Punkten zum Halten gekommen. Im Rahmen des darauf folgenden Angriffsversuchs auf der Oberseite visiert  der Index die Marke des Aufwärtstrend seit Mai 2010 bei aktuell 2.812 Punkten an. Gelinge dies, sehe es auch für die mittelfristigen Perspektiven des Index optimistisch aus. „Scheitert der Angriff, stehen weitere Kursverluste im Raum“, vermutet Meier. Bei erfolgreicher Zurückeroberung dieser Aufwärtsmarke könne die jüngste Kursentwicklung aber getrost als Fehlausbruch abgehakt werden. „Dann kann auf kurze Sicht wieder die 200-Tages-Line bei aktuell 2.867 Punkten ins Visier rücken“, glaubt Meier. Die technischen Indikatoren stünden auf Seiten des Positivszenarios.

Optimisten überwiegen

Anleger zeigen sich derzeit für den Bluechip-Index ein wenig optimistischer als in der Woche zuvor. 44 Prozent der Befragten gehen mittlerweile long, der Bull/Bear-Index für die DAX-Werte klettert von 58,9 auf 61,7 Prozent. Das Bärenlager ist um 2 Prozent schwächer besetzt als in der Vorwoche, wie die aktuelle Sentimenterhebung der Börse Frankfurt bei 300 Investoren am Mittwoch Vormittag ergeben hat. 27 Prozent der Befragten erwarten auf Vierwochensicht keine nennenswerten Änderungen im deutschen Börsenbarometer.

Beim TecDAX legen sowohl Bären als auch Bullen zu, insgesamt steigt der Bull/Bear-Index der Technologiewerte auf 62,1 Prozent. Bemerkenswerte 8 Prozent der Befragten haben ihre neutrale Position der Vorwoche aufgegeben und sich positioniert, 5 Prozent zugunsten der Optimisten, 3 Prozent zu den Pessimisten.

Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.

© 22. Juni 2011/Iris Merker