Markttechnik: Freie Fahrt nach oben

11. Mai 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Kurse ziehen an. Nach den Gewinnmitnahmen in der vergangenen Woche, setzt sich am Aktienmarkt wieder Kaufneigung durch. So hat der DAX seit Beginn der Woche gut 100 Zähler gut gemacht und ist gestern über das ehemalige Jahreshoch bei 7.442 Punkten hinausgeschossen. Das Ende der Fahnenstange scheint damit aber noch nicht erreicht. Technische Analysten halten den Aufwärtstrend für stabil und trauen dem deutschen Börsenbarometer weitere Kursgewinne zu.

Keine Umkehr in Sicht

Bauer
Bauer

„Auf längere Sicht ist keine Umkehr zu erkennen“, meint etwa Gregor Bauer. Aus Sicht des selbstständigen Portfoliomanagers und Vorstandsvorsitzenden der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands stehen die Zeichen am deutsche Aktienmarkt aktuell auf bullish – der Aufwärtstrend sei intakt. „Positiv ist zu werten, dass der DAX die alte Widerstandszone bei etwa 7.450 bis 7.400 Punkten überwinden konnte, die seit Februar diesen Jahres bestand. Zwar schaffte es der Index Anfang Mai schon einmal über diesen Bereich, ist dann aber wieder zurück gefallen. Das Hoch dieser Ausbruchsbewegung bei etwa 7.600 Punkten bildet nun den nächsten Widerstand“, erklärt der Techniker. Für den Fall jedoch, dass der DAX in den kommenden Tagen erneut unter die Marke von 7.400 Punkten falle, sei die jüngste Aufwärtsbewegung als Fehlausbruch zu werten. „Das wäre dann ein eindeutig bearishes Signal.“ Kritisch werde es jedoch erst unterhalb der massiven Unterstützung bei 7.100 bis 7.000 Punkten. „Wenn der DAX unter diese Hürde fällt, dann liegt die nächste Unterstützung erst wieder auf dem Niveau des Fukushima-Tiefs bei ungefähr 6.450 Zählern“, warnt Bauer.

Auf dem Weg in Richtung 7.700 Punkte

Scherer
Scherer

Auch Jörg Scherer von der HSBC Trinkaus & Burkhardt zeigt sich konstruktiv für den DAX. Nachdem sich der Index am Dienstag wieder von seinem ehemaligen Jahreshoch bei 7.442 Punkten nach Norden abgesetzt habe, fungiere dieses Level fortan als erste Unterstützung, erläutert der technische Analyst. Auf der Oberseite liege die nächste Hürde auf dem Niveau des gestrigen Tageshochs bei 7.534 Punkten, dass sich exakt mit dem Pendant vom 4. Mai decke. „Gelingt dem Aktienbarometer der Spurt über diese Hürden, winken neue Jahreshochs jenseits der Marke von 7.600 Punkten. Im Erfolgsfall ist es dann auch nicht mehr weit bis zum Ausschöpfen des rechnerischen Kursziels von rund 7.700 Punkten, das sich aus der vor Ostern nach oben aufgelösten Korrekturflagge ableiten lässt“, lautet die Prognose.

Hauptrolle USA

Der Schlüssel zur weiteren DAX-Entwicklung dürfte aus Sicht von Scherer wie so oft in den USA liegen, wo mit dem Nasdaq Composite und dem Dow Jones Transportation zwei Indizes vor ganz entscheidenden Hürden stünden. „Während im ersten Fall eine gut zehnjährige Bodenbildung wahrscheinlicher wird, kratzen die US-amerikanischen Transportunternehmen an ihrem Allzeithoch. Gelingen die angedeuteten Befreiungsschläge, wäre das sicher auch Wasser auf die Mü̈hlen der DAX-Bullen“, argumentiert der Techniker.

„Alles ist relativ“

Nach Ansicht von Harald Weygand befindet sich der DAX sowohl lang- als auch mittelfristig in einem Aufwärtstrend. Kurzfristige Abwärtsbewegungen änderten daran erst einmal nichts, meint der technische Analyst und Handelschef von godmoder-trader.de. „Kleine Sell Offs gilt es im Kontext des vorgelagerten Kursgeschehens zu sehen. Alles ist relativ.“ Solange der DAX über der Kursmarke von 6.994 Punkten notiere, sei der Index übergeordnet weiter bullisch zu werten. Übergeordnete charttechnische Kursziele liegen aus Sicht von Weygand bei 7.755 und anschließend bei bis zu 8.150 Punkten.

Gestiegener Optimismus

Auch die Anleger sind in dieser Woche wieder optimistischer eingestellt. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Sentimenterhebung der Börse Frankfurt. Das Bärenlager der befragten 300 aktiven DAX-Investoren verliert im Vergleich zur Vorwoche 10 Prozent. Immerhin 7 Prozent davon sind direkt wieder in Bluechips eigestiegen. Der Bull/Bear-Index für DAX-Werte legt damit von 42,2 auf 51,7 Prozent zu.

Beim TecDAX sind die Anleger hingegen vorsichtig. Zwar verliert das Bärenlager auch hier immerhin 5 Prozent. Diese Investoren haben sich aber nicht neu positioniert, sondern sind ganz aus dem Markt gegangen. Für den Bull/Bear-Index bedeutet das einen Anstieg um 2,9 auf 60 Prozent.

Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.

© 11. Mai 2011 / Karoline Kopp