Markttechnik: Launig geht’s weiter

9. November 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Noch kein Happy End für Griechenland und zusätzliche Probleme bei der Umsetzung der Sparmaßnahmen in Italien machen dem deutschen Leitindex fundamental orientierten Analysten zufolge weiterhin zu schaffen. Da falle ein solider deutscher Handelsbilanzüberschuss in Höhe von 15,3 Milliarden Euro für den September eher weniger ins Gewicht, wie HSBC Trinkaus berichtet. Zudem richte sich das Hauptaugenmerk der Marktteilnehmer derzeit auf die Rede des Präsidenten der US-Notenbank in Washington am heutigen Mittwoch. Man erwarte mit Spannung, ob die Fed den Aufkauf von Staatsanleihen ankündige. Bei der Fiskalpolitik seien den USA aber die Hände gebunden. Bis zum 23. November müsse ein Sonderausschuss einen konkreten Plan zum Abbau des Haushaltsdefizits in den kommenden zehn Jahren präsentieren, ansonsten drohe ab 2013 eine Zwangsverwaltung für den Staatshaushalt.

In Deutschland hat sich die Stimmung der Anleger mit Blick auf den DAX aber erhellt, mit 53,3 Punkten liegt sie wieder eindeutig im positiven Bereich.

Bärenflagge am DAX-Himmel

In der aktuellen Chart-Konstellation des DAX erkennt Martin Siegert aus technischer Sicht eine weiterhin aktive Bärenflagge. Ein Korrekturhoch im deutschen Leitindex im Bereich der Marke 6.431 Zähler Ende vergangenen Monats sei auf Tagesbasis durch eine japanische Kerzenformation, genannt Doji, bestätigt worden. „Die dann folgende Abwärtsbewegung traf mitten in der Bärenflagge bei 5.762 Punkten auf eine gute Unterstützung“, fasst der technische Analyst der Landesbank Baden Württemberg zusammen.


Siegert

Nun deuteten die aktuellen Indikatoren, insbesondere der Relative-Stärke-Index, eher auf einen möglichen Bruch der Marke bei 5.762 Punkten. In diesem Fall erwarte Siegert einen direkten Test der Unterstützung der Bärenflagge im Bereich 5.600 Zähler. „Selbst der Ausbruch aus dieser Formation ist in Folge wahrscheinlich“, erkennt der technische Analyst. Dann wäre das nächste DAX-Kursziel im Bereich von 5.200 Punkten, und in den darauf folgenden Wochen sei gar ein weiterer Test des Septembertiefs knapp unter der Marke von 5.000 Zählern im DAX möglich.

Einen wichtigen Widerstand im DAX für die kommenden Tage macht Siegert bei 6.193 Punkten aus. „Solange dieses Preishoch als Fels in der Brandung steht, besteht kurzfristiger Druck auf dem deutschen Aktienmarkt. „Kurse über 6.200 Punkte deuteten auf einen erneuten Test des Oktoberhochs um 6.431 Punkte.“

Intakte Konsolidierung

Für Petra von Kerssenbrock steckt das deutsche Aktienbarometer derzeit im Bereich von 6.000 Punkten in einer nach oben hin den Trend bestätigenden Konsolidierung. Zuvor habe der DAX einerseits eine ausgeprägte Erholung bis auf 6.305 Zähler durchlaufen, durch die eine kurzfristig überkaufte technische Lage im Index entstanden sei. „Auf der anderen Seite befindet sich im Bereich von 6.300 bis 6.386 Zählern eine massive Widerstandszone, die aus dem Sommer 2010 stammt“, erklärt die technische Analystin der Commerzbank.


Kerssenbrock

Im August 2011 sei der deutsche Leitindex nach einer 28-monatigen Hausse-Bewegung, beginnend bei einem DAX-Stand von 3.589 Punkten, in eine technische Baisse übergegangen. „Ein technischer Bärenmarkt liegt vor, wenn nach einem Kurshoch ein Kursrückgang um mehr als 20 Prozent vorliegt“, erklärt von Kerssenbrock. Die Kehrtwende habe der DAX bei einem Stand von 7.600 Zählern vollzogen und habe sich nach dem Rutsch auf die gestaffelte, langfristige Unterstützungszone bei 4.950 bzw. 5.000 bis 5.300 Indexpunkten aus dem Herbst 2008 und Frühjahr 2009 zunächst stabilisiert, bevor der Index auf Erholungsreise gegangen sei.

Anlegerstimmung gestiegen

Unterdessen hat sich die Stimmung der Anleger wieder leicht verbessert, wie die aktuelle Befragung der Börse Frankfurt bei 300 professionellen Investoren zeigt. Der Bull/Bear-Index für deutsche Bluechips ist von 50 auf 53,3 Punkte gestiegen und entfernt sich damit wieder etwas von der Trennlinie zwischen Optimismus und Pessimismus. 2 Prozent der vormals bearischen Investoren sowie 2 Prozent derer, die den DAX auf Vierwochensicht unverändert sehen, wechseln ins Bullenlager. Einen deutlicheren Anstieg der Optimisten gibt es für die Technologiewerte, der Bull/Bear-Index steigt von 53,6 auf 60,7 Punkte. Die Bullen gewinnen 2 Prozent der Pessimisten und 6 Prozent der zuvor neutral Gestimmten hinzu.

Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei www.boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.

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© 9. November 2011 / Iris Merker