Markttechnik: Weiterer Anstieg kein Zuckerschlecken

19. Oktober 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt).Nicht nur unter fundamental argumentierenden Analysten ist in den vergangenen Wochen der Optimismus gewachsen: Mit Blick auf den EU-Gipfel am kommenden Wochenende hoffen nun viele auf ein Happy End in der Griechenland-Krise. Auch Charttechniker sind nach den Kursgewinnen beim DAX von rund 1.000 Punkten innerhalb kurzer Zeit wieder zuversichtlicher. Das Aktienbarometer legte zum Wochenauftakt zwar eine Verschnaufpause ein, gestern wurden aber bereits wieder Gewinne verbucht, auch heute liegt der DAX klar im Plus. Die wichtige Marke von 6.000 Punkten rückt damit in Reichweite.

Leichte Bremsspuren


Wurm

Nach Ansicht von Sophia Wurm von der Commerzbank spricht aber vieles für ein gedrosseltes Tempo. „Aus übergeordneter technischer Sicht hat der DAX seine seit dem Frühjahr 2009 vorliegende Hausse-Bewegung in eine technische Baisse verlassen“, erklärt die Analystin. Mittelfristig betrachtet durchlaufe das Aktienbarometer eine volatile Stabilisierung oberhalb der langfristigen Unterstützungszone bei 4.950/5.000 bis 5.300 Indexpunkten. In den vergangenen Wochen habe der Index vor dem Hintergrund der stark überverkauften technischen Lage nun eine ausgeprägte Erholung etablieren können. Das werde sich allerdings nicht in dem Maße fortsetzen: „Das kurzfristige Aufwärtsmomentum sollte sich – nach den letzten Kursgewinnen und aufgrund der nächsten Widerstandszonen ab 6.300 Indexpunkten – weiter reduzieren.“

Blick geht nach oben

Laut Jana Meier von HSBC Trinkaus & Burkhardt hat der DAX mit dem Sprung über die zyklischen Hochpunkte bei 5.704/5.656 Anfang Oktober eine nahezu lehrbuchgleiche Bodenbildung abgeschlossen, die die Perspektiven erheblich verbessert hätten. „Das Augenmerk liegt seither wieder verstärkt auf der Oberseite“, meint die Charttechnikerin. Hier habe sich allerdings zuletzt das Cluster aus dem 38,2 Prozent-Fibonacci-Retracement bei 6.068 und dem Hoch vom 15. August bei 6.106 Punkten als hartnäckiger Widerstand herausgestellt, der weitere Kursgewinne verhindere.

Sturz muss verhindert werden

„Nur wenn eine Eroberung dieser Hürden gelingt, kann sich der deutsche Aktienindex aus dem aktuellen charttechnischen Niemandsland befreien und das aus der angeführten Bodenformation ableitbare Kurspotential von rund 600 Punkten weiter ausschöpfen.“ In diesem Fall rücke die wichtige Widerstandszone aus mehreren Hochpunkten aus dem Jahr 2010 zwischen 6.331 und 6.387 Punkten wieder in den Fokus. Mit Blick auf die technischen Indikatoren werde der weitere Weg aber wohl kein reines „Zuckerschlecken“. So sei der Stochastik-Indikator mittlerweile überkauft und könne ein neues Ausstiegssignal ausprägen. „Auf der Unterseite gilt es dabei unbedingt, einen Sturz unter die genannten Hochs bei rund 5.700 Punkten zu vermeiden.“

Anleger bei TecDAX-Werten skeptischer

Unterdessen hat sich die Stimmung der Anleger bezüglich der DAX-Werte nicht wesentlich verändert, während bei den Technologiewerten die Skepsis gestiegen ist, wie die aktuelle Befragung der Börse Frankfurt bei 300 professionellen Anlegern zeigt. Bei den DAX-Aktien schrumpften sowohl Bullen- als auch Bärenlager etwas, die Zahl der Unentschiedenen legte zu. Mit 46 Prozent ist aber immer noch nahezu die Hälfte der Befragten positiv eingestellt. Der Bull/Bear-Index für die deutschen Bluechips sinkt nur leicht von 57,2 auf 56,7 Punkte. Für die Technologiewerte geht der Bull/Bear-Index hingegen deutlich von 66,4 auf 57,9 Punkte zurück. Hier flohen 7 Prozent aus dem Bullencamp und liefen zu den Bären über oder sind jetzt unentschieden. Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei www.boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.

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© 19. Oktober 2011 / Anna-Maria Borse