Markttechnik: Zwei vor, eins zurück

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13. März 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Zwar bewegt sich der DAX bereits in luftigen Höhen, die meisten Charttechniker rechnen allerdings noch mit weiteren Gewinnen. Nach dem Sprung über die wichtige 8.000 Punkte-Marke am vergangenen Freitag zeigt sich der DAX in dieser Woche etwa schwächer, am heutigen Mittwoch notiert er bei 7.954 Punkten. Der Rekordstand von 8.151 Zählern aus dem Jahr 2007 bleibt aber in Reichweite.

Kleine Bremsspuren

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Schmidt

Christian Schmidt von der Helaba gehört zu den Analysten, die optimistisch bleiben – zumindest auf mittlere und lange Sicht. Kurzfristig sei die Schwungkraft allerdings nach Erreichen des neuen Verlaufshoch etwas verloren gegangen. „Dies lässt sich sowohl an den kleiner werdenden Tageskerzen als auch an den kippenden Oszillatoren ablesen.“ Entsprechend sei die Wahrscheinlichkeit einer kurzfristigen Konsolidierung deutlich größer geworden. „Dafür spricht auch, dass die letzte Anstiegsbewegung sehr steil verlief.“ Idealtypisch würden Steigungswinkel von circa 45 Grad als sehr stabil und damit zuverlässig gelten, steile Trends würden hingegen schneller gebrochen.

Mittel- und langfristig bleibe der Aufwärtstrend aber weiter intakt. „Das Ende der Fahnenstange beim DAX ist perspektivisch noch nicht erreicht.“ Die zu erwartende Konsolidierung solle nicht als Schwäche verstanden werden, sondern als Luftholen für einen neuerlichen Ausbruchsversuch auf der Oberseite. „Eine erste wichtige Unterstützung findet sich bei 7.871 Zählern, darunter sind auch die Marken von 7.806, 7.770 und 7.735 Punkten beachtenswert.“

Neues Rekordhoch bald Realität

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Szola

Nach Ansicht von Karen Szola ist das Allzeithoch bald kein Traum mehr. Wie die technische Analystin für Euro am Sonntag und finanzen.net erläutert, ist der DAX nach der über einen Monat anhaltenden Seitwärtsspanne aus seiner Konsolidierungsflagge nach oben ausgebrochen. „Das Erreichen des 8.000er Bereichs deckt sich auch mit dem Kurspotenzial von etwa 270 Punkten, die sich aus der Flaggenformation ableiten ließ.“ Vor dem Hintergrund der vorauseilenden US-Indizes werde der DAX – trotz mittlerweile überkaufter Indikatorenlage – schon bald die 8.000er Barriere wieder überwinden und dem „finalen Kursziel“, dem Allzeithoch, entgegenstreben. „Spätestens dann wird er nach Luft japsen und eine gebührende Verschnaufpause einlegen müssen.“

Viele Haltemarken nach unten

Szola weist in diesem Zusammenhang auf diverse nicht geschlossene Kurslücken im Chartverlauf hin. „Besonders auffällig sind zwei in der Vorwoche gerissene Gaps, die eher früher als später wieder geschlossen werden sollten.“ In diesem Fall werde der DAX nochmals die obere Trendlinie seiner jüngsten Flaggenformation und einige Punkte darunter, bis etwa 7.708 Zähler, testen. Unterhalb liege ein weiterer wichtiger Support bei 7.600/7.550 Punkten, der sich während der Februarkonsolidierung als äußerst resistent erwiesen habe. „Käme es dort zu einem Bruch, wäre dies als erstes Schwächezeichen zu deuten.“ Ernsthaft in Gefahr sei das bullishe Aufwärtsszenario aber erst mit dem Fall unter die bei 7.172 Punkten liegende 200-Tage-Linie.

Der Schwung fehlt

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Geyer

Etwas skeptischer zeigt sich Christoph Geyer von der Commerzbank, vor allem, da der DAX nach dem Ausbruch aus dem Seitwärtstrend keine Aufwärtsdynamik entwickelt habe. „Die Kerzenkörper, also die Handelsspanne zwischen Eröffnungs- und Schlussnotierung, sind seit dem Ausbruch sehr klein, was auf Unsicherheit bei den Marktteilnehmern hindeutet.“ Daneben hätten die Umsätze gestern deutlich angezogen. „Da die zunächst freundliche Stimmung am Markt im Tagesverlauf gedreht hat, ist der Umsatzanstieg entsprechend negativ zu werten.“ Die kommenden Tage würden daher weiterhin im Zeichen des Kampfs um die 8.000er-Marke stehen. „Da eine Korrekturbewegung im Februar ausgeblieben ist, sollte diese aufgrund der Zyklik weiterhin erwartet werden.“

Kauflaune leicht gedämpft

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Anleger bleiben zwar zuversichtlich, wie die jüngste Befragung der Börse Frankfurt von aktiven Investoren zeigt, sowohl institutionelle als auch private Investoren sind im Wochenvergleich aber etwas vorsichtiger geworden: 6 Prozent der befragten institutionellen Anleger haben das Bullenlager verlassen, wobei die Seitenlinie den größeren Zulauf bekommen hat. Nur noch 53 Prozent rechnen mit steigenden Kursen. Der Bull/Bear-Index sinkt von knapp 70 auf 65 Punkte, liegt damit allerdings immer noch weit oberhalb der Optimisten von Pessimisten trennenden 50 Punkte-Linie.

Die seit Jahresbeginn ebenfalls befragten privaten Anleger äußern sich ebenfalls zuversichtlich, doch auch hier steigt die Zahl der Skeptiker: 3 Prozent der Befragten haben das Bullenlager verlassen, das nun noch 58 Prozent ausmacht. Der Bull/Bear-Index fällt von knapp 70 auf 66,3 Punkte.

Der Bull/Bear-Index misst den absoluten Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Genaueres lesen Sie ab 17 Uhr auf boerse-frankfurt.de/sentiment.

© 13. März 2013 / Anna-Maria Borse