Peeters: “Do not fight the Buy Side“


Peeters

11. März 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Einer der bekanntesten Leitsätze an der Börse lautet: „Do not fight the Fed“. Diese Regel impliziert eine klare Aussage über die Größen- und Machtverhältnisse an den Kapitalmärkten. Investoren sollten sich demnach nicht überschätzen und keine Positionen eingehen, die etwa durch die Zinspolitik der US-Notenbank nachhaltig im Wert verändert werden können. Die allmächtige Notenbank bestimmt demnach den Grundstrom, innerhalb dessen sich Investoren positionieren. Noch viel größer ist oftmals der Respekt vor Staaten, die nicht nur regulierend eingreifen, sondern zudem noch eine große Wirtschaftsmacht haben.

So weit, so gut. Aber auch wenn Notenbanken oder Staaten naturgemäß groß, wichtig und mächtig sind, so ist deren Macht auch nicht unendlich. Zudem schaffen es sowohl die Notenbanken als auch die Staaten immer wieder, die ihnen gegebene Macht geradewegs zu verspielen, indem sie sich in zu große Abhängigkeiten von Dritten begeben.

Die Abhängigkeit der meisten westlichen Staaten erfolgt in Form von der mittlerweile oftmals laut diskutierten Schuldenspirale und die „Dritten“, die infolgedessen an Macht gewinnen, sind die Anleihegläubiger. Das Thema, dass etwa chinesische Kapitalsammelstellen als wesentliche Gläubiger gegenüber den hoch verschuldeten Vereinigten Staaten von Amerika stetig an Macht und hierdurch wohl auch mittelbar an Einfluss gewinnen, ist nicht neu, aber durchaus aktuell. Flankiert wurde diese Sorge in der ablaufenden Woche durch eine für viel Aufsehen sorgende Maßnahme der gigantischen US-Kapitalanlagegesellschaft PIMCO.

Die Tochter des deutschen Allianz-Konzerns gilt als der weltgrößte Anleihehändler der Welt. Und eben diese gewichtige Größe im Markt hat in der laufenden Woche bekannt gegeben, in der jüngeren Vergangenheit alle gehaltenen US-Staatsbonds in ihrem wichtigsten Fonds abgestoßen zu haben. Es ging um einen Gegenwert von weit über 20 Milliarden US-Dollar. Noch zum Ende Januar machten US-Bonds etwa 12 Prozent des „PIMCO Total Return Funds“ aus.

Damit setzt der Investor ein überaus deutliches Zeichen, was die Kapitalmärkte auch über den reinen Bond-Markt hinaus beschäftigt hat. Die Maßnahme, die vor dem Hintergrund der wohl im zweiten QUartal auslaufenden Stützungskäufe durch die US-Notenbank erfolgt ist, spricht eine eindeutige Sprache über die Sicht von PIMCO hinsichtlich der Kreditwürdigkeit der noch größten Wirtschaftsnation der Welt. Sicherlich ist es noch zu früh, darüber zu urteilen, ob der Schritt richtig oder falsch war. Sicher war er indes überlegt und es spricht auch einiges dafür, dass er nicht falsch war.

Die Lehre aus der Transaktion: Der Staat ist mächtig, die Notenbanken auch. Aber sie sind nicht allmächtig. Ausufernde Staatshaushalte funktionieren nur so lange, wie Kreditgeber bereit sind, dieses Gebaren mit frischem Geld zu unterstützen. Natürlich können Notenbanken dieses Problem strecken, indem sie die Druckerpresse anwerfen und Anleihen aufkaufen, wie momentan zu sehen ist. Aber auch hier sind die Möglichkeiten begrenzt und der zu zahlende Preis in Form von Inflation ist hoch.

Am Ende des Tages reden diejenigen Marktteilnehmer, die über viel Kapital verfügen, beispielsweise die großen Pensionskassen, ein gewichtiges Wort mit. Und bei Lichte betrachtet ist dies auch gut so. Im abgewandelten Sinne sollten die mächtigen Staatslenker ein „Do not fight the Buy Side“ zumindest mal im Hinterkopf behalten.

© 11. März 2011/Roger Peeters

*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Frankfurter Wertpapierhandelsbank Close Brothers Seydler Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der „Platow Börse“ und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm ‚Finde die richtige Aktie – ein Profi zeigt seine Methoden‘ im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.