Peeters: "Was macht Apple eigentlich mit dem ganzen Geld?"


Peeters

26. Januar 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Stark, stärker, Apple. Was der US-amerikanische Technologiekonzern seinen Anteilseignern in der Wochenmitte präsentiert hat, waren Quartalszahlen fast wie von einem anderen Stern. In puncto Rentabilität und Wachstum hat der trendige High Tech-Konzern selbst auf die hoch gesteckten Erwartungen der Wall Street noch mal kräftig einen draufsetzen können.

Alle Produkte mit dem prägnanten „i“ fanden erneut reißenden Absatz: Beim Verkaufsschlager iPhone wurden mehr als 37 Millionen Einheiten in einem Quartal verkauft, das entspricht einem Plus von unglaublichen 128 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der beliebte Tablett-Computer iPad ging 15,4 Millionen mal über die Ladentheke, ebenfalls ein Plus von mehr als 100 Prozent. Lediglich beim iPod gab es auf hohem Niveau einen Rückgang auf der Absatzseite. Aber alles in allem laufen die Produkte allesamt „iMposant“.

Die damit korrespondierenden Finanzkennzahlen hatten ebenfalls beeindruckenden Charakter: Der Umsatz schoss von 28,3 Milliarden US-Dollar auf 46,3 Milliarden US-Dollar in die Höhe. Der Nettogewinn betrug satte 13,1 Milliarden US-Dollar im Vergleich zu einem Vorjahreswert von bereits beträchtlichen 6 Millarden US-Dollar. Die Zahlen zeigen, dass Apple es schafft, den existenten Kult-Status der Produkte betriebswirtschaftlich fast perfekt zu nutzen, mit gleichermaßen hohen Wachstumsraten und exzellenten Gewinnmargen.

Da bleiben nicht nur trockene Zahlen hängen, sondern jede Menge Cash: Zum Jahreswechsel hatte der Konzern nahezu 100 Milliarden US-Dollar auf der hohen Kante. Bei solch einer berstenden Schatzkammer wird natürlich fortan von Hauptversammlung zu Hauptversammlung die Frage lauter, was eigentlich mit diesem Haufen Bares gemacht werden soll. Gerade vor dem Hintergrund, dass der „Übervater“ Steve Jobs im vergangenen Jahr verstorben ist und sich somit zwangsläufig Verschiebungen in der Machtstruktur ergeben können, wird die Frage, was mit dem Reichtum geschieht, interessant.

Denn es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten um vorherzusehen, dass Apple auch in den kommenden Quartalen exzellente Cashflows erwirtschaften wird. Somit werden aus bereits sehr imposanten 100 Milliarden US-Dollar vergleichsweise schnell 150 Milliarden US-Dollar oder 200 Milliarden US-Dollar. Soll dieser Reichtum über eine üppige Dividendenpolitik an die Aktionäre gehen? Soll massiv in neue Produkte investiert werden? Sollen gar größere Firmenübernahmen getätigt werden?

Was auch immer geschieht, es ist mit Risiko verbunden, besonders in den beiden zuletzt genannten Fällen. Die Gefahr von objektiv zu teuren Ausgaben steigt auch, weil jeder Verhandlungspartner weiß, dass sich Apple viel leisten kann. Somit ist das Unternehmen unter dem Strich an einem ganz interessanten Punkt der Firmenhistorie angekommen: Schaffen es die Verantwortlichen, den erwirtschafteten Reichtum sinnvoll zu investieren oder werden durch einen überteuerten Fehlkauf die geschaffenen Werte wieder reduziert?

Sicher ist in jedem Fall, dass mit jedem Dollar mehr auf dem Bankkonto von Apple die Frage nach der Verwendung lauter wird. Ebenso klar ist jedoch auch, dass dies ein Luxusproblem ist, was nahezu jeder andere Konzern gern hätte.

© 26. Januar 2012/Roger Peeters

*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Frankfurter Wertpapierhandelsbank Close Brothers Seydler Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der „Platow Börse“ und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm ‚Finde die richtige Aktie – ein Profi zeigt seine Methoden‘ im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.

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