28. September 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Abwärts gingen die großen Rohstoffindizes in den vergangenen Wochen. „Die Einbrüche wurden über alle Rohstoff-Klassen hinweg von Abgaben bei Rohstoff-ETCs begleitet“, berichtet Florian Perini von Flow Traders. Seit Anfang dieser Woche scheine die Zuversicht der Anleger wieder zurückzukehren. „Insbesondere für Öl, Kupfer und Gold gibt es wieder Käufer“, meldet der Händler. Ein Grund könne die stabile Konsumlaune der deutschen Verbraucher sein, die laut GFK im Oktober mit 5,2 Punkten den Wert des Vormonats erreiche.
Umfeld für Gold weiterhin intakt
Kurzfristig unter Druck, mittel- bis längerfristig mit weiterhin guten Aussichten – so beurteilt Gabor Vogel die Entwicklungschancen für Gold. Der Goldpreis habe zwar innerhalb kürzester Zeit um knapp 17 Prozent nachgegeben, das sollte die Goldanleger seines Erachtens dennoch nicht beunruhigen. „Die Erhöhung der Hinterlegungspflichten beim Kauf von Gold-Futures an der Terminbörse CME in der vergangenen Woche hat den Liquiditätsbedarf bei kurzfristig orientierten Anlegern erhöht“, beschreibt Vogel die Auswirkungen der zusätzlich erforderlichen Sicherheiten von 21 Prozent. Teilweise seien spekulative Anleger daraufhin aus dem Gold-Futures Geschäft ausgestiegen.
Anderseits hätte sich so mancher ETC-Investor seine Gewinne gesichert. Bei Gold ETCs verzeichnet ETF Securities auf Wochenbasis etwa Rückflüsse im Wert von 52 Millionen US-Dollar und vermutet in den Abgaben eine Mischung aus festerem US-Dollar, Gewinnmitnahmen und einen generellen Abbau von Sachwerten.
Perini
Rückgaben meldet ETF Securities bei ETCs mit physisch hinterlegtem Gold wie dem ETFS Physical Swiss Gold Securities (WKN A1DCTL), dem ETFS Gold (WKN A0KRJZ), dem db Physical Gold ETC Securities (WKN A1E0HR) sowie dem ETFS Leveraged Gold (WKN A0V9YZ). Einen Abgabenüberhang etwa beim Gold Bullion Securities (WKN A0LP78) und bei Xetra Gold (WKN A0S9GB) verbucht auch Perini.
Fallende Preise erwarten Käufer des ETFS Short Gold (WKN A0V9X0) und ETFS Short Silber (WKN A0V9X6), für die Flow Traders eine erhöhte Nachfrage ausmacht.
Die neue Stärke des US-Dollars basiert Vogel zufolge teils auf der Schwäche des Euro. „Anleger haben den Eindruck, dass die Eurostaaten nicht Herr über die Schuldenkrise werden“, stimmt Florian Perini zu. Deshalb schichte so mancher Investor um in die vermeintlich sicheren US-Staatsanleihen. Weil das Fundament der US-Wirtschaft aber relativ schwach sei, wird Vogel zufolge Gold weiterhin das Sicherheitsbedürfnis von Anlegern bedienen. Größtenteils abgegeben habe das Edelmetall die Funktion als Inflationsschutz. „Steigende Teuerungsraten sind in vielen Industrienationen derzeit kein Thema mehr“, berichtet Vogel. Ende 2012 könne Gold wieder um die Marke von 1.900 US-Dollar pro Feinunze notieren.
Mittelfristig stabile Aussichten für Öl
Vogel
Im Energiesektor hat Öl deutlich Federn lassen müssen. „Eine nachlassende Industrieproduktion und die schrittweise Rückkehr Libyens als Rohöllieferant haben die Angebotsseite merklich entspannt“, analysiert Vogel. Diese Phase könne noch bis weit in das Jahr 2012 andauern. Danach rechne der Rohstoffanalyst mit einer Erholung der US-Konjunktur und damit einhergehenden steigenden Nachfrage nach Rohöl. „Wir glauben nicht an den Eintritt eines Double Dips – einer doppelten Delle – in den USA“, bemerkt der Rohstoffanalyst. Vogel sieht Preise zwischen 110 und 120 US-Dollar für ein Barrel Rohöl Ende 2012.
Anleger kehren zurück zu Öl-ETCs
Nach dem deutlichen Preisrutsch der vergangenen Wochen erkennt ETF Securities im Handel mit Energie-ETCs insgesamt eine Kehrtwende der Anleger. Schnäppchenjäger nutzten die niedrigen Energiepreise für den Kauf etwa von ETFS Leveraged Natural Gas (WKN A0V9Y3) und ETFS Leveraged Oil (WKN A0V9YX), die zusammen die höchsten Zuflüsse seit vier Wochen verzeichneten. Auf Zweiwochensicht per Saldo abgegeben worden sind Perini zufolge der ETFS Crude Oil (WKN A0KRJX), der ETFS WTI Oil (WKN A0KRKN), der Natural Gas (WKN A0KRJ3) sowie der mehrere Energieträger umfassende ETFS Energy (WKN A0KRKD).
Lieber in die Breite gehen
Der derzeit hohen Preisschwankungen einzelner Rohstoffe begegneten Anleger zum Teil mit dem Kauf breiter aufgestellter Rohstoffkörbe. ETF Securities berichtet von Zuflüssen auf Wochensicht im Wert von insgesamt über 12 Millionen US-Dollar für den ETFS All Commodities (WKN A0KRKC) und den ETFS Forward All Commodities (A0SVX3). Damit nehme der Sektor beim Kaufvolumen nach Energie in der vergangenen Woche den zweiten Platz ein.
Andere Investoren setzen lieber auf weiter fallende Rohstoffpreise. Der britische Anbieter von Exchange Traded Commodities spricht vom höchsten Zuwachs seit zweieinhalb Jahren etwa beim ETFS Short All Commodities (WKN A0V9XJ). Mit Käufen im Wert von 8 Millionen US-Dollar sei der Fonds in der vergangenen Woche um 7 Prozent gewachsen. Perini registriert zudem Abgaben bei breit auf gestellten Körben wie dem Lyxor ETF Commodities (WKN A0JC8F). Abgestoßen werde auch der iShares Dow Jones-UBS Commodity Swap (WKN A0H072).
© 28. September 2011/Iris Merker