Roth: "Lagebesprechung 07/14"

Die Lage

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Roth

13. Februar 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach eine starken Korrektur konnten sich die Börsen zuletzt wieder deutlich stabilisieren. Mehr Zuversicht breitete sich unter den Anlegern aus. Die Aussicht auf positive US-Arbeitsmarktdaten sowie zuletzt gute Unternehmensergebnisse stoppte zunächst die weltweite Talfahrt an den Aktienmärkten. Der Kapitalabfluss aus den Schwellenländern hat eine Pause eingelegt, auch weil Fed Chefin Janet Yelen das Tempo des Ausstiegs nicht forciert. Damit konnten sich die Währungen der „Fragile Five“ zumindest vorrübergehend stabilisieren.   

Und auch weiterhin ruhen die Hoffnungen auf den USA: Solange das Wachstum der größten Volkswirtschaft der Welt anzieht, dürften die Probleme einzelner Schwellenländer begrenzt bleiben und nicht zu einem Flächenbrand führen. Gleichzeitig werden die Emerging Markets auf längere Sicht keine wesentlichen Wachstumsimpulse für die Weltwirtschaft liefern können. Die unterschiedlichen Einkaufsmanagerindizes zeigen deutlich, dass der globale Wachstumszug von den Industrieländern gezogen wird. Während die USA, Japan und der Euroraum deutlich über der Expansionsgrenze von 50 Punkten liegen, tauchten die BRIC-Länder knapp unter diese Marke ab.

Besonders in der Eurozone kommt der Konjunkturzug in Fahrt. In nächster Zeit werden die BIP-Zahlen der Eurozone für das Schlussquartal belegen, dass die Rezession in fast allen Mitgliedsländern überwunden ist. Deutschland erhöhte kürzlich die Prognose für 2014. Nur für Spanien, Italien und Frankreich zeichnet sich eine etwas geringere Dynamik ab. Das und niedrige Inflationsraten lassen der EZB Spielraum für weitere Zinsgeschenke. Es bestehen weiterhin Abwärtsrisiken für die Konjunktur und innerhalb des Rates hat man Bedingungen diskutiert, die ein Handeln der EZB erfordern.

Der Trend

Die Korrektur scheint vorbei, wobei das erst noch abzuwarten bleibt. Erst über der Marke von 9.530/50 Punkten befindet sich der DAX wieder auf der Überholspur. Welchen enormen Einfluss die US-Geldpolitik auf die Stabilität der Aktienmärkte hat, ließ sich wunderbar in den letzten zwei Wochen feststellen. Für alle, die steigende Zinsen in den USA als vernachlässigbaren Faktor ansahen, bei dem ohnehin geringen Zinsniveau, war das sicherlich eine Lehre. Die unmittelbare Auswirkung steigender US-Zinsen auf die globalen Kapitalströme ist nun unbestreitbar.  Auch weiterhin wird dieser Risikofaktor die Stabilität der Finanzmärkte bedrohen und damit auch unmittelbar die Weltökonomie negativ beeinflussen können. Zunächst einmal stehen hier die Ampeln auf grün. In China, USA und in der Eurozone wurden zuletzt die Wachstumsprognosen nach oben korrigiert. Ob die überraschend positiven chinesischen Exportdaten den Fakten entsprechen, sei mal dahin gestellt. Das hilft jedenfalls die Lage an den Börsen zu stabilisieren.  

Einer Fortführung der Erholung steht deshalb nichts im Wege. Die Marke von 9.370 und 9.450 wurde im Galopp zurück erobert. Jetzt steht dem DAX nur noch die Marke von 9.550 Punkten im Weg zu neuen Hochs. Die Geldpolitik steht im Fokus. Im Ausblick auf den Auftritt Janet Yellen´s im Offenmarkt Komitee von dort wohl kaum Hilfe zu erwarten sein. Es bleibt bei großer Unberechenbarkeit mit aktuell hoffnungsvollen Vorzeichen. 

Der DAX wird sich zwischen 8.350 und 9.550 Punkten bewegen. Achtung: Über 9.550 stehen neue Hochs auf der Agenda.  Die Unsicherheit und damit die Volatilität an den Kapitalmärkten werden hoch bleiben.

Unterstützung: 9.450 + 9.350 + 9.230

Widerstand: 9.550 + 9.794

von Oliver Roth, Close Brothers Seydler Bank AG.
© 13. Februar 2014

* Oliver Roth ist der Kapitalmarktstratege der Close Brothers Seydler Bank AG, ein eigenständiges Tochterunternehmen der an der London Stock Exchange gelisteten Close Brothers Group plc, London. Mehr über Oliver Roth auf www.oliver-roth.de

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