TecDAX-Sentiment: Akteure schauen von der Seitenlinie zu

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20. April 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Nachbeben der japanischen Krise sind in der gesamten IT-Branche zu spüren: Japans Elektronik- und Chipkonzern Toshiba nahm seine Umsatz- und Gewinnprognose zurück und US-Chipriese Texas Instruments kämpft mit höheren Kosten durch Produktionsausfälle und Reparaturleistungen. Zwei japanische Werke des Konzerns waren durch die Naturkatastrophe beschädigt worden. Handyhersteller Sony Ericsson bangt derweil um wichtige Bauteile, denn immerhin liefert Japan etwa 10 Prozent aller weltweit benötigten elektronischen Bausteine. Industrieverbände warnen bereits vor möglichen Engpässen und Preissteigerungen. Doch was des einen Leid ist, mag des andern Freud sein, denn davon könnten andere IT-Konzerne sogar noch profitieren. Längst nicht alle jammern und ächzen unter der Japan-Krise: US-Chip-Gigant Intel etwa legte für das erste Quartal glänzende Zahlen vor und fürchtet keine Engpässe während der heimische Halbleiterhersteller Infineon sich gleichfalls optimistisch für die Zukunft gab.

Was die Nachrichtenlage zur Weltkonjunktur anbetrifft, ging es in den letzten Tagen ziemlich düster zu: Die Spekulationen um eine Umstrukturierung der griechischen Schulden wollen nicht abreißen und dann verschreckte auch noch die Rating-Agentur S&P die Finanzmarktteilnehmer. Die S&P-Analysten hatten Pandoras Büchse geöffnet, indem sie den Ausblick für die Bonität der USA senkten.

In der Summe hatten vor allem die Bären also reichlich Argumente zur Hand. Für manch einen war die Versuchung, Gewinne mitzunehmen, dennoch zu groß. 10 Prozent der Privatanleger, die sich gerade erst letzte Woche auf der Pessimistenseite engagiert hatten, strichen ihre Profite ein. Sie zog es zumeist ins Camp der Neutralen. Bei den Institutionellen hingegen ergibt sich eine leichte Verschiebung in Richtung Bullenlager – die meisten Akteure verharren jedoch in ihren jeweiligen Positionen. Schließlich wird ja auch der TecDAX irgendwo im Niemandsland zwischen seinem Tief aus der Japan-Korrektur und dem jüngsten Mehrjahreshoch gehandelt. Das ist zumindest auch eine Erklärung für ein Phänomen, das bei der heutigen Sentiment-Befragung besonders ins Auge fällt: Das Lager der Neutralen ist so gut gefüllt wie schon seit Juli 2009 nicht mehr. Knapp 30 Prozent der mittelfristig orientierten Börsianer trauen dem Tech-Index offenbar keine großen Sprünge zu. Weder nach oben noch nach unten. Damit mögen sie Recht behalten, zumindest was die Unterseite anbetrifft. Im Augenblick können wir keine großen Schieflagen feststellen, die einen Trend beschleunigen könnten. Auch der Bull/Bear-Index – er konnte in dieser Woche ein wenig zulegen – zeigt ein unauffälliges Niveau. Sollte der TecDAX aber wieder zur Erholung ansetzen, werden viele Akteure vermutlich nicht schon wieder von der Seitenlinie oder gar vom Bärenlager aus zusehen wollen, wie das Tech-Barometer auf neue Höchststände marschiert. Dann wird auch das Bullenlager schnell wieder neue Anhänger finden.

Christin Stock, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral Total
Private 48 % 22 % 31 % 41 %
Institutionelle 41 % 32 % 27 % 59 %
Total 44 % 27 % 29 % 100 %
ggü. letzter Erhebung + 1 % – 7 % + 6 %

TecDax-Stimmungskurve

TecDax-Stimmungskurve

Stand TecDAX 20.04.2011, 12.00 Uhr: 911 Punkte (- 0,98 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear-Index: 62,1 Punkte

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