TecDAX-Sentiment: Akteure sind enttäuscht

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25. Mai 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Neuer Dotcom-Rausch? Aberwitzige Kurszuwächse beim Börsengang des Karrierenetzwerks LinkedIn und des russischen Suchmaschinenbetreibers Yandex wecken Erinnerungen an den Höhepunkt der Internetblase – und an ihr Ende. Vielerorts stellt man sich die bange Frage, ob uns ein ähnliches Szenario wie damals droht. Auch wenn der TecDAX davon nur ganz am Rande betroffen ist, er ist immerhin der Nachfolge-Index des legendären NEMAX. Keine Sorge: Hier wird so schnell keine Blase platzen, die die gesamte Branche mit sich reißt. All die mahnenden Stimmen und die fehlende Euphorie sprechen dagegen.

Von Euphorie kann wahrlich keine Rede sein: Die heimischen Technologie-Anleger sind nicht sonderlich gut gelaunt, wie die aktuelle Sentimentumfrage der Börse Frankfurt ergibt. Die Investment-Profis bleiben mehrheitlich skeptisch, schon in der vierten Woche in Folge, und sogar den sonst so optimistischen Privatanlegern ist die Lust auf deutsche Technologieaktien vergangen. Noch in der vergangenen Woche hatten viele Private eine Auszeit im neutralen Lager genommen, nun zieht sie es in großer Zahl ins private Bärenlager. Das pessimistische Camp erfährt gleich 12 Prozent Zuwachs. Der Bull/Bear-Index, der die Gesamtstimmung misst, rutscht exakt bis auf die 50-Prozent-Schwelle ab auf den niedrigsten Stand seit August 2010.

Die Tristesse scheint hausgemacht: Von sagenhaften Kurssprüngen können die Aktionäre der deutschen Solarbranche nur noch träumen. Zu groß ist mittlerweile die Konkurrenz aus dem Ausland. Die deutschen Solarunternehmen würden auf ihrem Heimatmarkt von ausländischen Anbietern förmlich überrannt, warnte unlängst Wolfgang Hummel, Energieexperte der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW). Das wiederholte politische Gezerre um die Solarförderung und immer mehr Signale einer sich abschwächenden Weltwirtschaft machen den Firmen der Branche das Leben nicht gerade einfacher. Dazu kommt: Der TecDAX selbst hat gerade seine Konsolidierungszone verlassen und begünstigt durch die Verkäufe der mittelfristig orientierten Anleger sogar sein markantes April-Tief – markiert nach dem Japan-Erdbeben – unterschritten.

Die Akteure sind nur allzu gut auf weitere Kursverluste des deutschen Technologie-Index vorbereitet. Das bestärkt uns in der Annahme, dass der jüngste Ausbruch aus seiner Konsolidierungszone lediglich ein Fehlsignal sein könnte. Selbiges würde einer jeglichen Erholung umso mehr Dynamik verleihen. Bisher halten die Investoren ihr Pulver noch trocken – das mittelfristige Kauf- und Unterstützungspotenzial ist aber so groß wie lange nicht.

Christin Stock, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral Total
Private 44 % 28 % 28 % 43 %
Institutionelle 33 % 43 % 24 % 57 %
Total 37 % 37 % 26 % 100 %
ggü. letzter Erhebung – 1 % + 5 % – 4 %

TecDax-Stimmungskurve

TecDax-Stimmungskurve

Stand TecDAX 25.05.2011, 12.00 Uhr: 895 Punkte (- 2,72 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear-Index: 50,0 Punkte

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