TecDAX-Sentiment: Anleger sehen Nachholbedarf

Stock
Stock

12. Oktober 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Griechenland hat zwar kein Geld – dafür aber reichlich Sonnenschein. Als Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble im Juni vorschlug, die Hellenen könnten sich über Solarstromexport aus der Schulden- und Wachstumsmisere retten, hatte mancher noch an einen Scherz geglaubt. Spätestens aber seit Wirtschaftsminister Philipp Rösler vergangene Woche mit knapp 70 Unternehmensvertretern – rund ein Drittel aus der Branche der Erneuerbaren Energien – nach Griechenland gereist ist, hat dieser Vorschlag handfeste Formen angenommen. Solarworld-Chef Asbeck etwa glaubt an Griechenlands Sonnenpotenzial. Bis 2020 könnte das Land den Sprung nach vorne schaffen, genauer: bis dahin könnte Griechenland ein Drittel seines Stromverbrauchs aus Photovoltaik decken und sogar Sonnenstrom exportieren. Von aktuell positiven Aussichten in der hiesigen Solarbranche kann deswegen aber noch keine Rede sein. Stattdessen machten sich die Anleger bei Q-Cells Sorgen um die Überlebensfähigkeit des Unternehmens und Phoenix Solar musste seine Ergebnisprognose für 2011 kassieren – der Konzern erwartet nun wegen des ungebrochenen Preisverfalls bei Solarmodulen einen hohen Fehlbetrag.

Das Gros der mittelfristig aktiven Marktteilnehmer pickte sich vornehmlich die positiven Nachrichten während des Berichtszeitraums heraus. So reagierten sie etwa erleichtert auf das Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Die beiden wollen bis Ende des Monats eine Lösung für die Euro-Schuldenkrise präsentieren. Immerhin 10 Prozent aller befragten Investoren, vor allem Privatanleger, zog es während der allgemeinen Erholungsrallye auf die Bullen-Seite. Sie werden wohl vor allem auf Nachholpotenzial beim Tech-Index setzen. Selbiger konnte sich nämlich nicht so kräftig von seinem jüngsten Tief abstoßen wie andere Indexkollegen. Während sich der DAX etwa um rund 20 Prozent erholen konnte, hat der TecDAX gerade einmal die Hälfte an Boden gutgemacht. Die 6 Prozent der institutionellen Befragten, die sich hingegen für das bearishe Camp entschieden haben, belegen, dass man die aktuelle Situation auch gänzlich anders interpretieren kann. Sie versuchen stattdessen, die entgangene Performance durch neue Short-Positionen auszugleichen, denn sie halten die Erleichterungsrallye an den weltweiten Aktienmärkten für ein Strohfeuer. Die Schuldenprobleme in Europa sind noch lange nicht gelöst und auch im Technologie-Sektor ist schließlich längst nicht alles eitel Sonnenschein.

Das Beispiel DAX zeigt: Das Pessimistenlager kann ein gefährliches Pflaster sein. Aber beim TecDAX ist der Handlungsbedarf der Skeptiker längst noch nicht so akut. Sollten die Profi-Bären dem Beispiel ihrer privaten Kollegen folgen und ihre Positionen eindecken, hat der TecDAX zwar durchaus weiteres Erholungspotenzial. Allerdings halten sich die Schieflagen in Grenzen, so dass Technologie-Titel auch weiterhin den Standardwerten hinterherhinken sollten.

Christin Stock, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral Total
Private 59 % 21 % 20 % 43 %
Institutionelle 49 % 38 % 12 % 57 %
Total 54 % 31 % 15 % 100 %
ggü. letzter Erhebung + 10 % – 5 % – 5 %

TecDax-Stimmungskurve

TecDax-Stimmungskurve

Stand TecDAX 12.10.2011, 12.00 Uhr: 676 Punkte (+ 6,29 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear-Index: 66,4 Punkte

Weiterführende Links